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Retrospektive

Bis 1989 endete die ideologische Welt unseres Festivals an der europäischen Demarkationslinie zwischen den zwei Supermächten des Kalten Krieges: an der Westgrenze der DDR. Die geografische Festivalwelt war großzügiger bemessen. Filmemacher*innen aller Herren Länder fanden sich ein – sofern ihre kämpferische Wegrichtung stimmte. Die Retrospektive schreitet Verzweigungen und Seitengassen ab. Sie erzählt eine Leipziger Film-(Nicht-)Aufführungsgeschichte in schillernden und blinden Flecken. 

Retrospektive
Filmstill People at the Beach
People at the Beach Néstor Almendros
Eine poetische Beschwörung der Strände von Havanna: Menschen in der Sonne, im Wasser, im Café, in Umarmungen. Inoffizielle Bilder und Töne einer postrevolutionären kubanischen Entspannung.
Filmstill People at the Beach

People at the Beach

Gente en la playa
Néstor Almendros
Retrospektive
Dokumentarfilm
Kuba
1960
12 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Die Strände von Havanna, Planschen, zärtliche Gesten unter Liebenden, die Sonne glitzert auf dem Wasser, zu Musik wiegen sich Hüften. Néstor Almendros lieferte mit dieser getupften Etüde ein flirrendes Zeugnis postrevolutionärer Gelöstheit ab – und einen frühen Beweis seiner bildgestalterischen Virtuosität.
Der Film entstand am ICAIC – und verschwand auch dort. Denn die 1959 auf Beschluss der neuen Regierung gegründete nationale Filmkunststätte sah für neorealistische Extravaganzen wie diese keinen Platz im neuen kubanischen Kino und verhängte ein Aufführungsverbot. Néstor Almendros verließ Kuba 1961. Er wurde in den USA und in Europa ein Kameramann von Weltrang. In der ICAIC-Filmografie, die im Begleitbuch zur Leipziger Kuba-Retrospektive 1974 erschien, ist sein Name getilgt.


Sylvia Görke

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Regie
Néstor Almendros
Buch
Néstor Almendros
Kamera
Néstor Almendros
Schnitt
Néstor Almendros
Ton
Néstor Almendros

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ICAIC – Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos
Retrospektive
Filmstill Refrain
Refrain Krzysztof Kieślowski
Selbst im Tod wird man die Bürokratie nicht los! Im Tagesgeschäft eines Warschauer Bestattungsinstituts versinkt die Trauer in Papierkram, Routine und Trivialität.
Filmstill Refrain

Refrain

Refren
Krzysztof Kieślowski
Retrospektive
Dokumentarfilm
Polen
1972
11 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

Von Krzysztof Kieślowski wird behauptet, er habe sich nicht als politischen Filmemacher verstanden. Mindestens dieser frühe Dokumentarfilm erlaubt, das zu bezweifeln, denn er erzählt vom kalten Würgegriff der Bürokratie. Schauplatz ist ein städtisches Bestattungsinstitut in Warschau. Telefonate werden geführt, Dokumente geprüft und gestempelt. Der Betrieb läuft wie geschmiert, von der Wiege bis zur Bahre.
Leipzig hielt selbstverständlich Verbindungen zu älteren polnischen Dokumentaristen wie Jerzy Bossak, auch nach dessen Übersiedlung nach Dänemark. Dass Kieślowski und andere namhafte polnische Filmkünstler seiner Generation in der Programmauswahl vor 1990 nicht auftauchten, passt in das hier entworfene Bild vom Leben, das in Kleinlichkeit vergeht. Es ging wohl um Animositäten mit dem Festival in Krakau.


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Regie
Krzysztof Kieślowski
Kamera
Witold Stok
Schnitt
Maryla Czolnik
Produktion
Wytwórnia Filmów Dokumentalnych
Ton
Michał Żarnecki, Małgorzata Jaworska

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Retrospektive
Filmstill Report
Report Volker “Via” Lewandowsky
Eine Collage über die laszive Trägheit der Macht, voller Anspielungen auf das faulende Römische Reich. Aus dem DDR-Untergrund war der Verfall der weltordnenden Systeme 1987 schon zu riechen.
Filmstill Report

Report

Report
Volker “Via” Lewandowsky
Retrospektive
Experimentalfilm
DDR
1987
7 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Die DDR machte sich ein Bild von ihren alltags- und prinzipienfesten Menschen, das sie in „ihrer“ Kunst gespiegelt sehen wollte. Der Dresdener Künstler Volker, genannt Via Lewandowsky entzog sich der Gefalllust des DDR-Kunstbetriebs und spiegelte dem ihm vorgesetzten Staat etwas anderes zurück: die Trägheit des Fleisches, die Gefräßigkeit der angeblich weltordnenden Systeme. Dieser Super-8-Film aus der späten Deutschen Demokratischen Subkultur reibt sich an Heiner Müllers Bühnentext „Anatomie Titus Fall of Rome Ein Shakespearekommentar“. Das Manuskript wurde 1986 im Ostberliner Henschelverlag unter folgender Auflage (halb-)veröffentlicht: „Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Buch umgehend zurückzusenden […]“. Noch vor dem Mauerfall reiste Lewandowsky 1989 nach Westberlin aus.


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Regie
Volker “Via” Lewandowsky

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Retrospektive
Filmstill Rostov – Luanda
Rostov – Luanda Abderrahmane Sissako
Im Zug nach Rostow am Don trifft der mauretanisch-malische Regiestudent Sissako 1980 einen Angolaner. Jahre später, die UdSSR ist passé, sucht er ihn in dessen Heimat – und findet Spuren von Kolonial- und Weltgeschichte.
Filmstill Rostov – Luanda

Rostov – Luanda

Rostov – Luanda
Abderrahmane Sissako
Retrospektive
Dokumentarfilm
Angola,
Frankreich,
Mauretanien,
Deutschland
1997
58 Minuten
Französisch,
Portugiesisch (Portugal)
Untertitel: 
Deutsch
Keine Premiere

1980 begegnet der malisch-mauretanische Stipendiat Abderrahmane Sissako auf einer Zugfahrt nach Rostow am Don dem ebenfalls in die UdSSR entsandten Angolaner Afonso Baribanga. Beide sollen Russisch lernen. Sissako studiert Filmregie am WGIK in Moskau, Baribanga schlägt einen anderen beruflichen Weg ein und geht schließlich zurück nach Angola, wo ein postkolonialer Bürgerkrieg tobt. Jahre später macht sich Sissako auf die Suche nach dem von der Bildfläche verschwundenen Freund, bereist seine und Baribangas afrikanische Heimaten, in denen die alten und neuen Weltmächte verheerende Spuren hinterließen. 1997 präsentierte DOK Leipzig die Langfassung von Sissakos zeit- und kolonialgeschichtshaltigem Travelogue in einer Nebensektion. Die Retrospektive 2024 zeigt eine kürzere Schnittfassung.


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Regie
Abderrahmane Sissako
Buch
Abderrahmane Sissako
Kamera
Jacques Besse
Schnitt
Claudio Martinez
Produktion
Movimento Production, ZDF Das kleine Fernsehspiel
Ton
Jean-Jacques Quintet, Paolo de Jesus

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Tënk
Retrospektive
Filmstill Staßfurt – Windhoek
Staßfurt – Windhoek Lilly Grote, Julia Kunert
Im August 1990 entlässt die Noch-DDR 425 namibische Flüchtlingskinder in ihre befreite „Heimat“. Nach elf Jahren Gastfreundschaft muss es plötzlich schnell gehen. Aufbrüche und Abschiede fallen ineinander.
Filmstill Staßfurt – Windhoek

Staßfurt – Windhoek

Staßfurt – Windhoek
Lilly Grote, Julia Kunert
Retrospektive
Dokumentarfilm
DDR
1990
52 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Geschichte in Eile: Im März 1990 wird Namibia unabhängig, im Juli wird die volkseigene DEFA zur GmbH, im Oktober wird die DDR zur BRD-Ost, im August halten eine west- und eine ostdeutsche Filmemacherin für die DEFA eine der letzten DDR-Ungereimtheiten fest. Der Staat im Vorruhestand entlässt 425 namibische Kinder, die er elf Jahre zuvor aus angolanischen Lagern rettete, „nach Hause“. Überstürzt. Aber warum? Als Grote, Kunert und die Kinder ankommen, erklärt ein namibischer Minister: Die ostdeutschen Unterstützer dieser Kolonialkriegsopfer seien jetzt ohne Macht. Die neuen Kräfte hätten kein Interesse … In der Leipziger Festivalauswahl 1990, auch 1991 sucht man diesen Film über deutsch-namibische Fremdheit und Befremden vergeblich. Die Retrospektive 2024 holt das merkwürdige Versäumnis nach.


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Regie
Lilly Grote, Julia Kunert
Buch
Lilly Grote, Julia Kunert
Kamera
Lilly Grote, Julia Kunert
Schnitt
Ingeborg Marszalek
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH
Ton
Lilly Grote, Julia Kunert

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Retrospektive
Filmstill The Truth About Fidel Castro Revolution
The Truth About Fidel Castro Revolution Victor Pahlen
Hollywoodstar Errol Flynn liebt Havanna, die Spielcasinos, die Cocktails. Als Augenzeuge der Kubanischen Revolution lernt er auch, Fidel Castro zu lieben, den „kubanischen Robin Hood“.
Filmstill The Truth About Fidel Castro Revolution

The Truth About Fidel Castro Revolution

The Truth About Fidel Castro Revolution
Victor Pahlen
Retrospektive
Dokumentarfilm
USA,
Kuba
1959
51 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Als Hollywoodstar Errol Flynn 1960 auf der Leipziger Festivalleinwand erschien, war er seit einem Jahr tot. Das Publikum sah ihn in seiner letzten Rolle: als gealterter Liebhaber – von Havanna, Spielcasinos und Cocktails, als Nemesis der kubanischen Befreiungsbewegung, die verderbten Bonvivants wie ihm den Kampf angesagt hatte. Der Kino- schwärmt für den Kuba-Haudegen Fidel Castro und moderiert lässig, mit der Zigarettenspitze in der Hand die Diktatur- und Befreiungsgeschichte des Inselstaates.
Hat Hollywood in Leipzig angerufen, um diesen Film zu empfehlen? Vermutlich war es Moskau, denn dort soll 1959 Welturaufführung gewesen sein. Aber wie kam der erklärte Antikommunist Errol Flynn zu dieser Liebeserklärung? Vielleicht hat ihm sein neuer Freund Fidel nicht die ganze Wahrheit gesagt?


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Regie
Victor Pahlen
Buch
Victor Pahlen
Produktion
Victor Pahlen

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Bundesarchiv
Retrospektive
Filmstill W.R. – Mysteries of the Organism
W.R. – Mysteries of the Organism Dušan Makavejev
Vollendet die sexuelle die kommunistische Revolution? Manche meinen, Makavejev habe die Subversion erst erfunden. Dieser Material-, Spiel- und Wilhelm-Reich-Film scheint das zu bestätigen.
Filmstill W.R. – Mysteries of the Organism

W.R. – Mysteries of the Organism

W.R. – Misterije organizma
Dušan Makavejev
Retrospektive
Dokumentarfilm
Jugoslawien,
BRD
1971
85 Minuten
Serbisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

Im Bauch dieses Films rumoren ein sowjetischer Eiskunstläufer, eine jugoslawische Sexpartisanin, ein Vietnam-Veteran, Väterchen Stalin und der austroamerikanische Orgasmusforscher Wilhelm Reich. Manche meinen, Dušan Makavejev habe die Subversion erst erfunden. Er nutzte die Freiheitslücken des jugoslawisch-sozialistischen Sonderwegs und entwickelte ein cineastisches Ausnahmemodell, das sowohl das Comme-il-faut des Mediums als auch das der politischen Eindeutigkeit irritierte. Mit dieser Ideologie- und Schamgrenzen übertretenden Spiel-, Dokumentar- und Sexualkunde-Collage amüsierte er die westliche Welt, überforderte jedoch die Toleranz der jugoslawischen Zensurbehörden – zeitweise. Das Aufführungsverbot von 1971 wurde 1986 aufgehoben. 1988 kehrte Makavejev aus dem Westen nach Jugoslawien zurück.


Sylvia Görke

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Regie
Dušan Makavejev
Buch
Dušan Makavejev
Kamera
Predrag Popović, Aleksandar Petković
Schnitt
Ivanka Vukasović
Produktion
Neoplanta film, Telepool
Musik
Bojana Makavejev

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Carsten Zimmer
cz@arsenal-berlin.de