The Apocalyptic Is the Mother of All Christian Theology
Nach dem siegreichen Feldherrn des amerikanischen Bürgerkriegs Ulysses S. Grant hat sich Maverick Jim Finn diesmal den Apostel Paulus vorgenommen. Zwischen beiden liegen 18 Jahrhunderte, doch ist diesen historischen Über-Figuren manches gemein. Beide haben epochemachend gewirkt, mussten dafür ausgedehnte Expeditionen unternehmen, und beide haben allerhand Propaganda inspiriert, einschließlich zahlreicher Brettspiele, die auch Finns jüngstem Film ein visuelles Gerüst liefern. Vor allem bleiben beide bis heute umstritten, wobei Paulus’ Wirken, der dünnen Faktenlage geschuldet, Steilvorlagen zu noch weitaus krasseren Auslegungen gab und gibt. Einige der unerhörtesten zitiert der Film in einer eklektizistischen Montage von rotstichigen Sandalenfilmausschnitten, christlich-fundamentalistischen Talkshows, Cartoons, Kinderbüchern, Dioramen, Themenparks und Auftritten von Zauberern und verzückten Chören.
Der kuriose Titel bezieht sich auf eine Schrift des deutschen Theologen Ernst Käsemann, dessen Forschungen Paulus den Antisemiten entrissen, die sich seiner bemächtigt hatten, und ihn zurück in die Tradition jüdischer Mystik stellten. Darum bemüht sich auch Jim Finns Film, der in einem wilden Ritt durch die Geschichte zweitausend Jahre Vereinnahmung und Propaganda genüsslich seziert.