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Filmstill Bye Bye Tiberias

Bye Bye Tiberias

Bye Bye Tibériade
Lina Soualem
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Frankreich,
Palästina,
Belgien,
Katar
2023
82 Minuten
Französisch,
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

Die in Frankreich lebende Schauspielerin Hiam Abbass ist einer der größten Filmstars aus dem Nahen Osten. Sie übernahm Hauptrollen in den prämierten Filmen des israelischen Regisseurs Eran Riklis, spielte in Steven Spielbergs „München“ und kürzlich im US-Serienhit „Succession“. Sie saß in der Jury der großen Festivals in Cannes und Berlin, stellte ihr eigenes Regiedebüt in Venedig vor. Sie ist aber auch: Mutter, Tochter und Schwester in einer großen palästinensischen Familie voller tatkräftiger Frauen. In dieser realen Rolle tritt sie im Werk ihrer Tochter Lina Soualem vor die Kamera und reist zurück in ihren Heimatort Deir Hanna im Norden von Israel – ein arabisches Dorf im jüdischen Staat.

„Öffne nicht das Tor zu vergangenen Sorgen“, zitiert die Regisseurin eine Art Dogma ihrer Verwandten. Es bezieht sich unter anderem auf die traumatische Vertreibung der Familie aus Tiberias, der Stadt am See Genezareth, im Palästinakrieg von 1948. Doch Soualem öffnet mit ihrer Konfrontation der familiären Geschichte auch Tore zu vergangenen Freuden und vermeintlich abgelegten Identitäten. Zwischen Home-Videos, historischen Archivaufnahmen, Fotos und Briefen zeigt Abbass eine berührende und nahbare Leinwandpräsenz in der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln. Der lange Schatten der eigenen Herkunft fällt auch auf eine Frau von Welt.

Jan-Philipp Kohlmann

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Regie
Lina Soualem
Buch
Lina Soualem, Nadine Naous, Gladys Joujou
Kamera
Frida Marzouk
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Jean-Marie Nizan
Co-Produktion
Guillaume Malandrin, Ossama Bawardi
Ton
Ludovic Escallier, Lina Soualem
Sound Design
Julie Tribout, Benoit Biral, Rémi Durel
Musik
Amine Bouhafa
Filmvertrieb
Anna Berthollet
Redaktion
Rasha Salti
Internationaler Wettbewerb 2020
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Camagroga Alfonso Amador
Landwirtsfamilien von altem Schrot und Korn gehören einer gefährdeten Spezies an. In deren Physiognomien, Gesten und Haltungen jedoch ist ein unverbrüchlicher Stolz eingeschrieben.
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Camagroga

Camagroga
Alfonso Amador
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Spanien
2019
111 Minuten
Katalanisch,
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Die Huerta valenciana ist eine einzigartige Kulturlandschaft aus Feldern und Plantagen. Seit Generationen galt diese in mehrjähriger Fruchtfolge überwiegend mit Erdmandeln, Artischocken und Zwiebeln bepflanzte Region als der Gemüsegarten Spaniens. „Camagroga“ ist eine filmische Elegie über bäuerlichen Stolz und wie er sich in Physiognomien, Gesten und Haltungen der Menschen hinter den landwirtschaftlichen Erzeugnissen eingeschrieben findet.

Tardor, wie der Herbst in der valencianischen Regionalsprache heißt, ist die Jahreszeit, in der das Stroh der Erdmandel auf den Feldern abgebrannt wird, um die winterliche Ernte der nussgroßen Knollen zu erleichtern. Antonio Ramon und seine Tochter Inma bewirtschaften einen knapp vier Hektar großen Hof am nördlichen Stadtrand von Valencia – eine Betriebsgröße, die sich kaum mehr rentiert. Dennoch verwenden sie auf ihre Produkte ein Übermaß an Sorgfalt und traditionellem Wissen, wobei es scheint, dass sie dabei eher den Impulsen ihres vegetativen Nervensystems folgen als einem bewussten Programm. Seit ihre Felder indes auch als Filetstücke im Erschließungsplan der sich ausdehnenden Provinzhauptstadt ausgemacht wurden, wissen sie, dass sich die Kampfzone bereits bis zu ihrem Scheunentor ausgeweitet hat.
Ralph Eue

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Regie
Alfonso Amador
Buch
Alfonso Amador
Kamera
Alfonso Amador
Schnitt
Sergi Dies
Produktion
Xavier Crespo, Alfonso Amador
Ton
Jorge Salvà, José Serrador
Musik
Carles Dènia, Pep Gimeno, Miquel Gil
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Re-Visionen 2020
Media Name: 21ce684b-b089-4a62-861e-3f0f3890f2c3.jpg
Carnival of Animals Michaela Pavlátová
Zwei unterschiedliche Planeten: Männer und Frauen. Was im Paradies eins war, hat die Ursünde vor langer Zeit geschieden. Aber die Welt vergeht vor Sehnsucht nach Wiedervereinigung.
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Carnival of Animals

Karneval zvířat
Michaela Pavlátová
Re-Visionen 2020
Animationsfilm
Tschechische Republik
2006
9 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Zwei unterschiedliche Planeten: Männer und Frauen. Was im Paradies eins war, hat die Ursünde geschieden. Seither stehen sich die Geschlechter konfliktreich gegenüber und vergehen doch vor Sehnsucht nach Wiedervereinigung. Die Erwartung ist groß, die Erregung riesig, die Fantasie unermesslich. Ein Tag im Garten der fleischlichen Lüste – von der Ekstase zur Ermattung und wieder zurück.

Ralph Eue

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Regie
Michaela Pavlátová
Buch
Michaela Pavlátová
Schnitt
Michaela Pavlátová
Produktion
Negativ Film Productions
Ton
Michaela Pavlátová
Animation
Michaela Pavlátová
Hommage Annik Leroy 2020
Media Name: 900f0ffd-c921-4a19-99f5-d00b0f1d97c9.jpg
Cell 719 Annik Leroy
Eine 15-minütige audiovisuelle Komposition auf der Grundlage eines im Gefängnis geschriebenen Textes von Ulrike Meinhof: „Ein Brief Ulrike Meinhofs aus dem Toten Trakt“ (1972/73).
Media Name: 900f0ffd-c921-4a19-99f5-d00b0f1d97c9.jpg

Cell 719

Cellule 719
Annik Leroy
Hommage Annik Leroy 2020
Dokumentarfilm
Belgien
2015
15 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Man kann es ein Porträt nennen oder eine Komposition mit Text und Geräusch. Der 1972/73 im Gefängnis verfasste „Brief Ulrike Meinhofs aus dem Toten Trakt“, ein Haftdokument in Gedankenkaskaden, gibt fünfzehn Minuten Film Struktur und Gewicht. Der vermeintlich schwarze Bildgrund belebt sich immer wieder schemenhaft und lässt Ahnungen eines nächtlichen Außen oder einer Gegend am Wasser aufkommen. Dieser Versuch, die sensorische Deprivation als Folge der Isolation zu kommunizieren, versucht etwas eigentlich Unmögliches. Er stößt dabei ins Abstrakte vor, hart, trocken, brutal. Jede erzählerische „Schmiere“ wird des Platzes verwiesen. Da ist gar kein Platz, also auch nicht für eine Erzählung.

Ralph Eue

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Regie
Annik Leroy
Schnitt
Julie Morel
Produktion
Annik Leroy
Ton
Marie Vermeiren
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Ceuta’s Gate

Bab Septa
Randa Maroufi
Animation Perspectives 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Marokko
2019
19 Minuten
Spanisch,
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

In Randa Maroufis performativer Rekonstruktion wirkt zunächst alles aufgeräumt. Fein sortiert stehen Autos Schlange, schnüren Händlerinnen ihr Gepäck. Vor dem eintönig-grauen Hintergrund wirken die Szenen schematisch wie ein Anleitungsplan, auf dem sich plötzlich alles grafisch verdichtet. Alltag an der Grenze zwischen der spanischen Exklave Ceuta und Marokko, über die illegal Waren wandern.

André Eckardt

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Regie
Randa Maroufi
Buch
Randa Maroufi
Kamera
Luca Coassin
Schnitt
Randa Maroufi, Ismael Joffroy Chandoutis
Produktion
Saïd Hamich
Ton
Mohamed Bounouar, Léonore Mercier
Slowenische Animation 2022
Filmstill Chicory ’n’ Coffee
Chicory ’n’ Coffee Dušan Kastelic
Die detailreich animierte Geschichte einer lebenslangen Täuschung: Tag für Tag serviert die Ehefrau Muckefuck aus Zichorie, obwohl der Mann nach echtem Kaffee verlangt.
Filmstill Chicory ’n’ Coffee

Chicory ’n’ Coffee

Čikorija an’ kafe
Dušan Kastelic
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien
2008
9 Minuten
Slowenisch
Untertitel: 
Englisch

Diese musikalische, detailreich umgesetzte 3D-Animation basiert auf einem slowenischen Volksmärchen. Erzählt wird die Geschichte eines Bauernpaares von der Hochzeit bis zum Tod – die Geschichte einer lebenslangen Täuschung: Tag für Tag serviert die Ehefrau Muckefuck aus Zichorie, obwohl der Rüpel von Mann nach echtem Kaffee verlangt. Alle wissen von dem Betrug, nur er bleibt ahnungslos.

Lina Dinkla

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Regie
Dušan Kastelic
Buch
Dušan Kastelic
Schnitt
Dušan Kastelic
Produktion
Dušan Kastelic
Ton
Mateja Starić
Musik
Iztok Mlakar
Animation
Dušan Kastelic, Cory Collins
Internationaler Wettbewerb 2020
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Children Ada Ushpiz
Warum beteiligen sich palästinensische Minderjährige an der Intifada gegen Israel? Ada Ushpiz begleitet Kinder und ihre Familien und wird Zeugin eines ungeheuerlichen Drucks.
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Children

Yeladim
Ada Ushpiz
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Israel
2020
128 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

Zu Palästinas Aufständischen zählen auch Kinder. Auf israelischer Seite beobachtet man seit einiger Zeit Minderjährige, die sich aktiv an einer Intifada beteiligen, insbesondere mit Messern. Der Umgang mit ihnen ist hart: Gefängnis, kaum Beistand von Seiten der Justiz. Ada Ushpiz, Filmemacherin und Journalistin, kommt einigen betroffenen palästinensischen Familien erstaunlich nah. Über mehrere Jahre begleitet sie die zweifelhaften Widerständigen und wird Zeugin eines ungeheuerlichen Drucks.

Gerade aus dem Gefängnis entlassen, gerät die 12-jährige Dima an eine Schar von Fernsehleuten. Vor einigen Monaten wurde sie mit einem Messer aufgegriffen. Die Attacke habe jüdischen Israelis gegolten, heißt es. Nun, im Blitzlichtgewitter, steht ihre Mutter dicht an ihrer Seite. Doch anstatt Schutz zu bieten, übernimmt sie die Rolle der Anstachlerin: Ihre Tochter soll berichten, wie es ihr bei den Israelis ergangen sei. Doch Dima schweigt. Von ihrer Familie wird die Pubertierende als mental geschädigt beschrieben. Dareen ist jünger als Dima und lebt mit Brüdern, Vater und einigen Schlangen in unmittelbarer Nähe zur israelischen Nachbarschaft. Soldaten belauern das Haus, manchmal fliegen Steine, der Schin Bet, Israels Inlandsgeheimdienst, ist angeblich involviert. Ushpiz zeigt in ihrem erstaunlichen Film ein Leben in ständiger Anspannung. Ihr Zugang ist unumwunden und vertraut.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ada Ushpiz
Kamera
Danor Glazer, Bilal Saed
Schnitt
Neta Braun
Produktion
Ada Ushpiz
Co-Produktion
Philippa Kowarsky
Ton
Aviv Aldema
Musik
Avi Balleli
Filmvertrieb
Philippa Kowarsky
Broadcaster
Channel 8
Funding institution
NFCT
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill Ciné-Guerillas: Scenes from the Labudović Reels
Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels Mila Turajlić
Der jugoslawische Kameramann Stevan Labudović reiste 1959 nach Algerien. Seine Aufnahmen leisteten wertvolle Hilfestellung zur Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht.
Filmstill Ciné-Guerillas: Scenes from the Labudović Reels

Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels

Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels
Mila Turajlić
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich
2022
94 Minuten
Serbisch,
Französisch,
Arabisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Was haben der algerische Befreiungskampf und Jugoslawien gemeinsam? Stevan Labudović. 1959 entsandte Tito höchstpersönlich seinen Lieblingskameramann nach Algerien. Der Widerstand gegen die französische Kolonialherrschaft brauchte die Augen der Welt, und der erfahrene Partisan Labudović half, sie zu öffnen: Seine Bilder straften die Propaganda der Besatzer und ihrer westlichen Alliierten Lügen. Dies ist ein Porträt von Mann, Mission und Zeit – als Film-, Ideologie- und persönliche Geschichte.

Drei Jahre lang, bis zur Ausrufung der Demokratischen Republik Algerien, stellte Labudović sich und seine Kamera in den Dienst des für die Unabhängigkeit streitenden Volkes. Mila Turajlić fand die damals entstandenen Wochenschauaufnahmen im Archiv von Filmske novosti in Belgrad, sie nahm Kontakt zu dem hochbetagten Pensionär auf, und sie folgte seiner Spur. Aus reichhaltigem Archivmaterial, Tagebucheinträgen von und Interviews mit Labudović, mit Zeitzeugen aus Jugoslawien, Algerien und New York, wo der junge Maghrebstaat wie zahlreiche andere frühere Kolonien um Aufnahme in die Vereinten Nationen rang, destilliert sie die verheißungsvollen Ursprünge einer Allianz, die am Anfang der Blockfreien-Bewegung stand, welche sich gegen die Dichotomie der Supermächte stellen sollte. So enthält die Verbeugung vor ihrem Landsmann Labudović zugleich weltpolitische Aktualität.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Sylvie Gadmer, Anne Renardet, Mila Turajlić
Produktion
Carine Chichkowsky, Mila Turajlić
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Troy Herion
Nominiert für: MDR-Filmpreis, Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Tanz in der Dunkelheit 2022
Filmstill Cineforms
Cineforms Andrzej Pawłowski
Weiche Lichtwolken drehen sich, fächern sich auf und wechseln ihr Farbkleid: Pawłowskis kosmische „Luxogramme“ existieren nur in der Projektion mit einem raffinierten Linsensystem.
Filmstill Cineforms

Cineforms

Kineformy
Andrzej Pawłowski
Tanz in der Dunkelheit 2022
Performance-Aufzeichnung
Polen
1957
7 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Weiche Lichtwolken drehen sich, fächern sich auf und wechseln ihr Farbkleid: Pawłowski denkt mit seinen kosmischen „Luxogrammen“ den Serpentinentanz der Lumières radikal weiter und entmaterialisiert den Bewegungskörper. Er existiert weder auf einer echten Bühne noch in der Gestalt einer echten Tänzerin, sondern einzig und allein in der Projektion mit einem raffinierten System optischer Linsen.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Andrzej Pawłowski
Produktion
Andrzej Pawłowski
Hommage Mila Turajlić 2022
Filmstill Cinema Komunisto
Cinema Komunisto Mila Turajlić
Mila Turajlićs gefeierter Erstlingsfilm untersucht anhand der reichen, in Archiven bewahrten Filmgeschichte der Tito-Ära die Gründungs- und Selbstbehauptungsmythen Jugoslawiens.
Filmstill Cinema Komunisto

Cinema Komunisto

Cinema Komunisto
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien
2010
101 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Für den filmbegeisterten Marschall Tito, der seinen eigenen Vorführraum besaß und einen Projektionisten in Vollzeit beschäftigte, war das Kino auch ein Mittel, um das sozialistische Jugoslawien zu festigen. Die Filmemacherin Mila Turajlić wiederum, aufgewachsen in einem auseinanderbrechenden Staat, zieht in ihrem ersten langen Film den Reichtum und Glamour der jugoslawischen Kinematografie zu Rate, um die eigene Geschichte besser zu verstehen. In einer cleveren Montage von Interviews und Filmausschnitten erzählt sie von Nationenbildung und Bildern einer Nation, aber auch davon, wie der Untergang der Filmindustrie nach Titos Tod Vorbote des Untergangs ihres Landes wurde.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Mila Turajlić
Kamera
Goran Kovacevic
Schnitt
Aleksandra Milovanovic
Produktion
Dragan Pesikan
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Nemanja Morusovic
Re-Visionen 2020
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City Paradise Gaëlle Denis
Tomoko aus Japan reist nach London. Sie ist vorbereitet, rackert sich mit einem Sprachkurs ab und hat gegen das Heimweh ihre Goldfische mitgebracht. Dennoch fühlt sie sich einsam.
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City Paradise

City Paradise
Gaëlle Denis
Re-Visionen 2020
Animationsfilm
UK
2004
6 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Wer kennt das nicht?! Man kommt irgendwo in der Fremde an, ist bereit, die Welt zu umarmen, doch die Welt lehnt diese Umarmung ab. Tomoko aus Japan reist nach London. Sie ist gut vorbereitet, rackert sich mit einem Sprachkurs ab und hat gegen das Heimweh ihre Goldfische mitgebracht. Dennoch fühlt sie sich einsam und bekommt kein Wort heraus, als man sie anspricht. Was tun? How about a slight change of perspective?

Ralph Eue

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Gaëlle Denis
Buch
Gaëlle Denis
Kamera
Sarah Bartles-Smith
Schnitt
Tony Fish
Produktion
Erika Forzy, Andrew Ruhemann
Ton
Fabrice Gerardi, Andy Thompson
Musik
Joce Mienniel, Joanna Newsom
Produktionsfirma
Channel Four, Passion Pictures
Filmstill Clown*esses

Clown*esses

Clown*esses
Jana Rothe
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Deutschland
2023
22 Minuten
Deutsch,
Türkisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Clown*innen sind nicht nur Spaßmacher*innen, sondern halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. Sie bewegen sich zwischen den Welten und brechen – meist mit einem Augenzwinkern – auch gern die Regeln. Dabei sind Clown*innen von Haus aus Expert*innen für Widersprüche, denn sie wissen einerseits, dass das Leben viel zu kurz ist, um traurig zu sein, und nutzen andererseits die Möglichkeit, mit ihrer Kunst nicht nur zu unterhalten, sondern Unterdrückung und Gewalt sichtbar und angreifbar zu machen.

So nehmen die Künstler*innen, die in diesem Film porträtiert werden, patriarchale Strukturen und gelernte gesellschaftliche Muster in den Blick. Wenn etwa Gözde mit ihren treffsicheren Performances die in der Türkei bis heute gängigen Frauenbilder hinterfragt und persifliert, dann wurzelt diese Kritik im eigenen Erleben – und ist genau deshalb so komisch. Lokke aus Deutschland betont hingegen den transformativen Aspekt der Clownerie, der es erlaubt, verschiedene Identitäten und Charaktere auszuprobieren, Festlegungen zu verweigern und Klischees der Lächerlichkeit preiszugeben. Jana Rothes stimmiges Kurzporträt stellt diese und andere clown*inneneske Haltungen zur Welt vor. Und man fragt sich, wie es eigentlich passieren konnte, dass wir im Alltag Spaß und Subversion der Rationalität geopfert haben.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jana Rothe
Buch
Jana Rothe
Kamera
Elena Friedrich
Schnitt
Jannis Lange
Produktion
Lilli Thalgott, Maike Mia Höhne
Sound Design
Roman Vehlken
Musik
Periklis Liakakis
Filmvertrieb
Ben Vandendaele
-
Gözde Atalay, Lokke Schlegel
Animation Perspectives 2021
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Collapsing Mies Claudia Larcher
Mies van der Rohe, Architekt der Transparenz: Hier rotieren seine Bauelemente, vermehren und überlagern sich, bis die schwindelerregende Verdichtung den umbauten Raum verdrängt.
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Collapsing Mies

Collapsing Mies
Claudia Larcher
Animation Perspectives 2021
Experimentalfilm
Österreich
2019
7 Minuten
ohne Dialog

Mies van der Rohe revolutionierte die Architektur mit seiner radikal reduzierten Formensprache der klaren Linien und Transparenz. Claudia Larcher collagiert seine Bauelemente – Rahmen, Säulen, Geländer –, lässt sie um ihre eigene vertikale Achse rotieren, vermehrt und überlagert sie, bis eine schwindelerregende Verdichtung eintritt, die den umbauten Raum und damit die Transparenz verdrängt.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Claudia Larcher
Buch
Claudia Larcher
Produktion
Claudia Larcher
Musik
Alexander J. Eberhard
Filmvertrieb
sixpackfilm
Animation Perspectives 2020
Media Name: 2e9cde5c-cc4e-46cb-9cef-3e6ae85fb8c0.png
Collection AR Face Filters Aaron Jablonski
Mal verwirrender Echoschwarm, mal stachelbewehrter Punk – immaterielle Masken an der Grenze zwischen Mode und Kunst verhüllen ebenso viel, wie sie über die Maskierten verraten.
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Collection AR Face Filters

Collection AR Face Filters
Aaron Jablonski
Animation Perspectives 2020
Animationsfilm
Deutschland
2020
1 Minute
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Malerei, virtuelle Skulpturen, technophile Kreuzungen aus Wirklichkeit und Illusion – seit 2018 kreiert Aaron Jablonski für Social-Media-Kanäle mobile Face-Filter. Mal bilden sie einen verwirrenden Echoschwarm um den Kopf, mal sind sie stachelbewehrter digitaler Punk. Die immateriellen Masken an der Grenze zwischen Mode und Kunst verhüllen ebenso viel, wie sie über die Maskierten verraten.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Aaron Jablonski
Animation
Aaron Jablonski
AR Entwicklung
Aaron Jablonski
MDR Showcase 2020
Media Name: d4b4f49f-86af-4adb-bb50-2af6870e8604.jpg
Collective Alexander Nanau
2015 bricht im Bukarester Klub „Colectiv“ ein Brand aus: 27 Tote, 180 Verletzte. Doch für die Überlebenden der Katastrophe werden die Krankenhäuser zur Todesfalle. Eine Recherche.
Media Name: d4b4f49f-86af-4adb-bb50-2af6870e8604.jpg

Collective

Colectiv
Alexander Nanau
MDR Showcase 2020
Dokumentarfilm
Rumänien,
Luxemburg
2019
109 Minuten
Rumänisch,
Englisch
Untertitel: 
Deutsch, Deutsch (Overvoice)

2015 bricht im Bukarester Klub „Colectiv“ ein Brand aus: 27 Tote, 180 Verletzte. Doch für die Überlebenden der Katastrophe werden die Krankenhäuser zur Todesfalle, denn viele sterben an Wunden, die nicht als lebensbedrohlich gelten. Ein Arzt wendet sich an die Presse. Die Recherchen decken einen der größten Skandale im Gesundheitswesen Rumäniens auf. Dieser eindringliche Film gibt Einblicke in die enthüllungsjournalistische Arbeit, lässt Whistleblower zu Wort kommen und gibt den Überlebenden eine Stimme.

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Alexander Nanau
Buch
Alexander Nanau, Antoaneta Opris
Kamera
Alexander Nanau
Schnitt
Alexander Nanau, Dana Bunescu, George Cragg
Produktion
HBO Europe , Samsa Film, Alexander Nanau Production
Musik
Kyan Bayani
Filmstill Compound Eyes of Tropical

Compound Eyes of Tropical

Re dai fu yan
Zhang Xu Zhan
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Taiwan
2022
17 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein malaiisches Märchen erzählt von Sang Kancil, dem listigen Zwergböckchen, das einen Fluss überquert, indem es die darin schwimmenden Krokodile dazu bringt, ihm eine Brücke zu bilden. Davon inspiriert, inszeniert Zhang Xu Zhan, einer der profiliertesten jungen Künstler Taiwans, die Flussüberquerung in seinem jüngsten Stop-Motion-Animationsfilm als halsbrecherischen Schamanentanz im tiefgrünen Dschungel, in dem akrobatisches Geschick an die Stelle der List tritt. Angespornt von Trommlern am Ufer, geleitet von hellen Glockentönen hüpft das kostümierte Wesen, halb Mensch, halb Tier, von Krokodilsrücken zu Krokodilsrücken, stets in Gefahr, mehr als nur Federn zu lassen.

Trotz der überwältigenden Komplexität der animierten Szenerie rufen die aus Pappmaschee von Hand gefertigten Figuren den verführerischen Reiz traditioneller javanischer Wayang-Schattenspiele in Erinnerung. Deren starres Szenenbild verwandelt sich hier in eine äußerst fluide Welt andauernder Transformationen und Metamorphosen, die in eigenartig geformten Spiegelscherben widerscheint und so eine Ahnung davon vermittelt, wie es wäre, mit Facettenaugen zu sehen.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Zhang Xu Zhan
Buch
Zhang Xu Zhan, Chi Chun Feng
Kamera
Zhang Xu Zhan, Kuan Yu Chen
Schnitt
Zhang Xu Zhan
Produktion
Yu Chu Chan
Ton
Prairie WWWW, Zi Ming Feng
Musik
Prairie WWWW
Animation
Zhang Xu Zhan, Raito Low, Liang Jie Chen
Ausgezeichnet mit: mephisto 97.6-Publikumspreis