Filmarchiv

Jahr

Retrospektive 2024
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]
[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt] Santiago Álvarez
Der kubanische Dokumentarist Santiago Álvarez spricht zu DDR-Kulturoffiziellen und zur „kämpferischen“ Leipziger Jugend: vom Dokumentarfilm als Waffe gegen Imperialismus und Kolonialismus.
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]
Santiago Álvarez
Retrospektive 2024
Akustischer Film
DDR
1974
15 Minuten
Deutsch,
Spanisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)

1974 beging die DDR und in ihr das Leipziger Festival den 25. Jahrestag der Kubanischen Revolution: mit der Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“. Zur Eröffnung sprach Santiago Álvarez, energischer Propagandist des Dokumentarfilms als Kriegskunst gegen die imperialistische Kinounterhaltung in sedierender Spiellänge.
Ob neben den geladenen Offiziellen auch die von Álvarez adressierte „kämpferische“ Jugend von Leipzig im Saal zugegen war? Die Rede ist nur als Tondokument überliefert, die Bilder muss man sich selbst machen. Beauftragt wurde die Aufzeichnung von der Staatlichen Filmdokumentation, einer Behörde, die DDR-Realität für die Zukunft bewahren sollte. Dass diese Zukunft einmal ohne die DDR stattfinden würde, konnte sich 1974 wohl niemand im Saal vorstellen.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Santiago Álvarez
Produktion
Staatliche Filmdokumentation
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2024
Filmstill [Sierra Leone]
[Sierra Leone] unknown
Abseits eingeübter Gesten und diplomatischer Protokolle begegnen sich junge Menschen aus der DDR und Sierra Leone. Die Gäste bewahren ihre Unabhängigkeit im doppelten Sinne.
Filmstill [Sierra Leone]

[Sierra Leone]

[Sierra Leone]
unknown
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2024
Dokumentarfilm
DDR
1968
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Eine rätselhafte Filmrolle aus dem Bestand „Bezirksfilmstudio Leipzig“: beschriftet mit „Sierra Leone“, ohne Ton überliefert. Nach offiziellen Ansprachen führt eine sierra-leonische Gruppe für ihre DDR-Gastgeber*innen einen getanzten symbolischen Kampf auf. Dann schwofen heimische und internationale Paare zu Livemusik übers Parkett – nicht-protokollarische Begegnungen mit unabhängigen Gästen im doppelten Sinne.

Konstantin Wiesinger

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Regie
unknown
Retrospektive 2024
Filmstill 15.000 Volt
15.000 Volt Karlheinz Mund
Auf der Oberleitung 15.000 Volt, darunter Arbeitsalltag auf der E-Lok. Auf der Tonspur fährt ein Passagier mit, den die DDR 1976 über Bord werfen wird: Wolf Biermann.
Filmstill 15.000 Volt

15.000 Volt

15.000 Volt
Karlheinz Mund
Retrospektive 2024
Dokumentarfilm
DDR
1963
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Der Diplomfilm des angehenden DEFA-Dokumentaristen Karlheinz Mund stellt in bester poetisch-erdiger Babelsberger Schultradition ein Stück DDR-Arbeitswelt vor: Eisenbahneralltag – mit zwei Frauen im E-Lokführerstand.
1963 konnte das Leipziger Publikum Munds Milieustudie in der Hochschulfilm-Präsentation des Festivals kennenlernen. Am Ende erklingt im Off das „Frühjahrslied der Eisenbahnerin“, gesungen von Wolf Biermann. Noch duldete die DDR den aufmüpfigen Quälgeist. Die ihn damals in diesem Film hörten, erfuhren wohl erst später, dass ihn die Behörden längst im Visier hatten. 1963 verweigerte ihm die Ostberliner Humboldt-Universität trotz bestandener Prüfung das Philosophie-Diplom. Hört man Biermanns Lied heute, laden sich die Worte auf: Frühlingssturm, großer Regen, ein wartendes Land …

Sylvia Görke

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Regie
Karlheinz Mund
Kamera
Hans-Jürgen Reinecke, Gerhard Gläser, Werner Kohlert, Eberhard Teich-Grüber
Schnitt
Gisela Hoffmann
Produktion
Roland Paul
Ton
Günter Grossmann
Musik
Gerhard Rosenfeld
Sprecher*in
Dorothea Richter
Animation Perspectives 2024
Filmstill 4min15 in the Developer
4min15 in the Developer Moïa Jobin-Paré
Mit pantomimischen Gesten durchwebt eine Frau die graue, öde Stadtlandschaft mit hellen, sprühenden Funken, die durch zeichnerisches Zerkratzen von Fotografien entstehen.
Filmstill 4min15 in the Developer

4min15 in the Developer

4min15 au révélateur
Moïa Jobin-Paré
Animation Perspectives 2024
Animationsfilm
Kanada
2015
5 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Pantomimische Bewegungen einer Frauensilhouette: Ihre Hände und Finger fahren über die Oberfläche einer geometrischen Stadtarchitektur, fast als wollten sie die Bebauung neu vermessen. Sie durchwebt die rechtwinklige, starre Struktur und das dokumentarische Bild mit einem unregelmäßigen Netz aus Linien und belebt die Ödnis mit hellen, sprühenden Funken, die durch zeichnerisches Zerkratzen von Fotografien entstehen.

André Eckardt

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Regie
Moïa Jobin-Paré
Ton
Simon Elmaleh
Filmstill A Move

A Move

Khune
Elahe Esmaili
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2024
Dokumentarfilm
Iran,
UK
2024
27 Minuten
Persisch (Farsi)
Untertitel: 
Englisch

Die Filmemacherin Elahe kehrt in ihre Heimatstadt Maschhad im Iran zurück, um ihren Eltern beim Umzug zu helfen. Es gilt, Kisten zusammenzupacken und sich gemeinsam durch alte Sachen zu wühlen. Währenddessen diskutieren alle Beteiligten, was Elahe zur anstehenden großen Feier anziehen soll, denn Herr Hossein, geachteter und strenggläubiger Patriarch der Großfamilie, hat die Verwandtschaft in seinen Garten eingeladen.
Kein Kopftuch, auch keinen Hut, noch nicht einmal ein geborgtes Basecap wird Elahe sich zu diesem Anlass aufsetzen lassen. Um daheim niemanden zu beschämen, war sie bei ihren vorherigen Besuchen zu manchen Kompromissen bereit. Doch damit ist es vorbei. Die Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ bestärkt sie, eine Veränderung zu erzwingen. In Hosseins Garten führt die Regisseurin intime und bewegende Gespräche mit Schwestern und Cousinen. Sie alle haben mit Hidschab und Tschador ähnliche Erfahrungen gemacht, aber verschiedene Wege gefunden, um damit umzugehen. Mutig stellt sich Elahe gegen die Ängste und Wünsche ihrer Familie und filmt die ehrlichen Auseinandersetzungen.

Seggen Mikael

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Regie
Elahe Esmaili
Buch
Elahe Esmaili
Kamera
Mehdi Azadi
Schnitt
Delaram Shemirani
Produktion
Hossein Behboudi Rad
Ton
Anonymous
Sound Design
Ensieh Leyla Maleki
Musik
Afshin Azizi
Filmvertrieb
Wouter Jansen
Nominiert für: Silberne Taube
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2024
Filmstill A Year in the Life of the Country
A Year in the Life of the Country Tomasz Wolski
Das exklusive Found-Footage-Material aus den frühen Achtzigerjahren zeigt ein Polen, das unter dem Kriegsrecht ächzt. Es zeigt zugleich ein Polen, in dem die Solidarność dabei ist, zu entstehen.
Filmstill A Year in the Life of the Country

A Year in the Life of the Country

Rok z życia kraju
Tomasz Wolski
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2024
Dokumentarfilm
Polen
2024
85 Minuten
Polnisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Anfang der 1980er Jahre befindet sich Polen im Ausnahmezustand. Die Demokratiebewegung im Land, repräsentiert durch die freie Gewerkschaft Solidarność, soll unterbunden werden. Dazu verhängt Präsident Wojciech Jaruzelski am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht. In heimlicher Absprache mit der Sowjetunion inszeniert man eine Drohkulisse, um den „stan wojenny“ zu rechtfertigen. Westliche Nationen wie Großbritannien und die USA belegen den Ostblockstaat daraufhin mit Wirtschaftssanktionen. Ein komplexes Spannungsfeld entsteht, in dem sich die polnische Bevölkerung einerseits mit existenziellen Engpässen konfrontiert sieht, anderseits den Kampf im Untergrund fortführt – Ausgangssperren, überwachten Telefongesprächen und einem militärisch kontrollierten Mediensystem zum Trotz.
Tomasz Wolski führt in seinem Found-Footage-Film Brisantes, Alltägliches und Ikonisches zusammen und gewährt damit Einblick in eine ebenso absurde wie gefährliche Situation. Die überaus dynamische (und musikalische) Montage verdeutlicht die rasche und verworrene Abfolge der Ereignisse, mischt sich zugleich kommentierend ein und beweist nicht selten Humor. Einem nicht immer souveränen britischen Nachrichtenkorrespondenten verhilft Wolski etwa zu nachträglichem Ruhm: „Am grundlegendsten ist die … Warten Sie, Entschuldigung, Entschuldigung, könnten Sie … Fotografieren und Filmen werden weitgehend kontrolliert …“

Carolin Weidner

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Regie
Tomasz Wolski
Buch
Tomasz Wolski
Kamera
Tomasz Wolski
Schnitt
Tomasz Wolski
Produktion
Anna Gawlita
Ton
Marcin Lenarczyk
Musik
Jerzy Rogiewicz
Nominiert für: Filmpreis Leipziger Ring, MDR-Filmpreis
Filmstill A Year of Endless Days

A Year of Endless Days

Godina prođe, dan nikako
Renata Lučić
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2024
Dokumentarfilm
Kroatien,
Katar
2024
70 Minuten
Kroatisch
Untertitel: 
Englisch

Renata Lučić, zugleich Regisseurin und Protagonistin, kehrt in ihren Heimatort zurück. In dem kleinen Dorf im kroatischen Teil-Slawoniens, nahe der bosnischen Grenze, besucht sie ihren Vater. Die ländliche Gegend am Ufer des Flusses Sava, „diese endlosen Wiesen und Gärten“ habe sie schon immer gehasst, verrät sie gleich in der einführenden Sequenz. Schon als Kind wusste sie, dass sie weggehen würde. Wie ihr älterer Bruder, wie ihre Mutter. Und wie 124.667 andere Frauen, die nach dem Krieg in den 1990er Jahren „in den Westen“ gingen, meist nach Deutschland und Österreich, um zu arbeiten – und nie wiederzukommen.
In der kaum noch bewohnten und frauenlosen Ortschaft hängt sie nun mit ihrem ihr fremd gewordenen Vater Tomislav und seinem besten Freund Joso herum. Die Männer folgen ihren Routinen, sie arbeiten im Wald oder essen den Flussfisch, den sie selbst gefangen haben. In zunächst belanglos wirkenden Alltagsgesprächen bildet sich nach anfänglichen Missverständnissen und trotz deutlich unterschiedlicher Weltbilder zunehmend eine emotionale Nähe und Vertrautheit. Das Filmprojekt, das als Geschichte einer Auswanderung anfing, wird mehr und mehr zur einfühlsamen Studie über Einsamkeit, zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaft und Liebe; über die Schönheit der kleinen Dinge, die zu größeren Erkenntnissen führt – nicht nur für Renata.

Borjana Gaković

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Regie
Renata Lučić
Buch
Renata Lučić
Kamera
Marinko Marinkić
Schnitt
Karla Folnović
Produktion
Tamara Babun Zovko, Matija Drniković
Sound Design
Ivan Zelić, Nina Ugrinović
Musik
Mislav Lešić
Nominiert für: MDR-Filmpreis
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2024
Filmstill Accidental Animals
Accidental Animals Leila Fatima Keita, Felix Klee
Zufällig vor das Google-Maps-Auto geratene Tiere stören den Anspruch, die Welt möglichst realistisch zu reproduzieren. Ihr Auftauchen im Bild erzeugt – ungewollt – komische Situationen.
Filmstill Accidental Animals

Accidental Animals

Accidental Animals
Leila Fatima Keita, Felix Klee
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2024
Dokumentarfilm
Deutschland
2024
10 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Deutsch

Über den Einfluss digitaler Logiken und Algorithmen auf unsere Wahrnehmung der Welt haben wir wohl alle schon einmal nachgedacht. Dieser so humorvolle wie hintergründige Kurzfilm nimmt den interaktiven Online-Begehungsdienst „Google Street View“ zum Ausgangspunkt, um sich der Frage zu widmen, wo die mit fünfzehn automatischen Kameras kartografierte und die mit dem menschlichen Sensorium erfasste Wirklichkeit auseinanderdriften – und welche Folgen das mit sich bringt.
Die „Accidental Animals“, zufällig vor die Linsen der Google-Autos geratene Tiere, widersetzen sich dem Anspruch, jede noch so entfernte Gegend so realistisch wie möglich zu reproduzieren. Stattdessen sorgt ihr Auftauchen im Bild – ungewollt – für komische Situationen. Wie Webfehler in der Matrix erinnern sie uns daran, dass wir nur eine lückenhafte Reihe von Momentaufnahmen betrachten. Bevor wir uns an einen beliebigen Ort auf der Karte „fallen lassen“, bevor wir ankommen, um uns umzuschauen, sind die Tiere längst schon da. Die Tatsache, dass die Google-Technologie viele dieser Vogel-, Hunde- und Schweinegesichter – wie die unseren – unkenntlich macht, um die Persönlichkeitsrechte zu schützen, nimmt das Regieduo als Steilvorlage für eine provokante Überlegung: Wie kommt es, dass ein Algorithmus in dieser Hinsicht ethischer handelt als die Menschen, die ihn programmiert haben?

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Leila Fatima Keita, Felix Klee
Buch
Leila Fatima Keita, Felix Klee
Schnitt
Leila Fatima Keita, Felix Klee
Produktion
Leila Fatima Keita, Felix Klee
Co-Produktion
Ina Mikkat
Ton
Jana Baldovino
Sound Design
Gerhard Auer
Musik
Timotheus Bachinger
Animation
Felix Klee
Filmstill Achill

Achill

Achill
Gudrun Krebitz
Animation Perspectives 2024
Animationsfilm
Österreich,
Deutschland
2012
9 Minuten
Deutsch,
Englisch
Untertitel: 
Keine

Die Wahrheit versteckt sich hinter der Unschärfe, aber mit zunehmender Klarheit schwindet die Verlockung des Geheimen. Eine verliebte Frau wagt sich aus ihrem Kokon hinaus in die irdische Welt der „toten Sprache“. Zum rastlosen Musikmotiv von Marian Mentrup balanciert „Achill“ waghalsig auf der schmalen Grenze zweier Universen – mit rohen, intimen Zeichnungen, schimmernden Steinen und übermalten Videosequenzen.

André Eckardt

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Regie
Gudrun Krebitz
Kamera
Moana Vonstadl
Produktion
HFF München
Sound Design
Marian Mentrup
Sprecher*in
Nicolette Krebitz, Lola C. Bohle, Sean Uyehara
Kids DOK 2024
Filmstill Mind the Puddle!
Achtung Pfütze! Sebastian Stoer, Alice von Gwinner
Trotz Regen geht’s für die Freunde aus dem Schuhregal auf den Spielplatz. Allerdings will Gummistiefel Torf lieber in den Garten, denn die große, tiefe Pfütze sieht einfach zu unheimlich aus. 
Filmstill Mind the Puddle!

Achtung Pfütze!

Achtung Pfütze!
Sebastian Stoer, Alice von Gwinner
Kids DOK 2024
Animationsfilm
Deutschland
2023
4 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Jeden Tag erleben die Schuhe aus dem Schuhregal neue Abenteuer. Heute berichten die Gummistiefel Buddel und Torf den anderen Schuhen, was sie an diesem Regentag auf dem Spielplatz mit einer dunklen Riesenpfütze erlebt haben, und mit welchem Trick die Einhorn-Gummistiefel Chunk und Tuva sie von ihrer Angst vorm durch und durch Dreckigwerden befreien konnten … Folge drei der beliebten KiKA-Reihe.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sebastian Stoer, Alice von Gwinner
Buch
Sebastian Stoer, Alice von Gwinner
Kamera
Sebastian Stoer, Alice von Gwinner
Schnitt
Sebastian Stoer, Elena Scharwächter
Produktion
Robert Schröder
Sound Design
Patrick Becker
Musik
Jérôme Navet-Cintract
Animation
Alexandra Räbner, Paul Bender
Broadcaster
NDR Norddeutscher Rundfunk, MDR Fernsehen, RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg
Filmstill Aferrado

Aferrado

Aferrado
Esteban Azuela
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2024
Animationsfilm
Mexiko
2024
18 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Irgendwann vor Jahren wurde Joels Lebensbahn eine schiefe. Er ließ sich von der Energie skrupelloser Gangster anziehen, um für ein Handgeld kriminelle Aufträge zu erledigen. Mit Briefumschlägen und Pistolen kennt er sich seitdem aus. Jetzt aber ist der Tag gekommen, an dem er den finsteren Nachtdienst quittieren und ab sofort nur noch seiner eigentlichen Bestimmung nachgehen will: Motoren reparieren, seine Autowerkstatt in Mexiko-Stadt am Laufen und Menschen in Bewegung halten. Doch ausgerechnet am Geburtstag seines geliebten Neffen lotst ihn der Bandenchef zu einem letzten Job. Joel muss in Zwiesprache mit sich selbst gehen und vor allem eine Entscheidung treffen.
Dieses Zwiegespräch verlegt Regisseur Esteban Azuela an einen Durchgangsort zwischen Dies- und Jenseits, an dem keine Entscheidung mehr revidiert, sondern nur noch nachgelebt werden kann. Mit einer komplex komponierten Melange aus Erinnerungsfetzen, Karosserieteilen und Existenzschrott holt er das atemlose Dasein seines Protagonisten adäquat auf die Leinwand. Schartige, in Einzelbildschaltung animierte 3D-Scans sowie Blick- und Handlungsführung aus der Frühzeit der Ego-Shooter-Games beschwören stilbewusst das urbane Mexiko der 1990er Jahre herauf: hitzig, bedrohlich, allen Stillstand verweigernd.

Andreas Körner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Esteban Azuela
Buch
Esteban Azuela
Schnitt
Pedro G. Garcia
Produktion
Daniel Cabrera Guzmán Belmont, Esteban Azuela
Sound Design
José Miguel Enríquez
Musik
Héctor Ruiz, Raúl Topete Torre, María Bonita, Álvaro Lamadrid Isoar
Animation
Esteban Azuela, Carlos Davila
Filmvertrieb
Luce Grosjean
-
Daniel Leon
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill Afterlives

Afterlives

Tunggang langgang
Timoteus Anggawan Kusno
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2024
Dokumentarfilm
Indonesien
2024
22 Minuten
Indonesisch
Untertitel: 
Englisch

Die wirkmächtigen Interventionen des indonesischen Künstlers, Kulturwissenschaftlers und Filmemachers Timoteus Anggawan Kusno sind international bekannt. Was sie auszeichnet, sind der empowernde Gestus und die atemberaubende Ästhetik, mit welchen er die kulturellen Tradierungen seines Heimatlandes in verschiedenen Medien neu interpretiert. Mit „Afterlives“ gelingt ihm eine weitere unmissverständliche Abrechnung mit den von kolonialer Einverleibung geprägten Geschichtsrepräsentationen.
Bereits die erste Sequenz ist eine Ansage: Auf der Tonebene ein Geschrei, in dem sich sowohl der Schmerz als auch dessen befreiende Linderung gleichzeitig manifestieren und vereinen. Im Bild eine Farbexplosion: Jathilan, ein rituelles javanisches Kriegsspiel wird aufgeführt. Männer tanzen auf Pferden aus geflochtenem Bambus bis zur Trance oder bis die bösen Geister vertrieben sind. Die beeindruckende Präzision der Montage zur Tribal-Trance-Musik von Setabuhan lässt die kolonialistischen Archivbilder sich selbst enttarnen – und verblassen. In den Vordergrund rücken jene von (Tanz-)Performances, die den in historischen Ritualen vielfach getöteten Java-Tiger symbolisch zum Leben erwecken. Im Amsterdamer Rijksmuseum wacht er nun – in Form einer umgedeuteten Kolonialskulptur – über die entleerten Bilderrahmen, die einst den Generalgouverneuren von Niederländisch-Ostindien zur (Repräsentations-)Macht verholfen hatten.

Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Timoteus Anggawan Kusno
Buch
Timoteus Anggawan Kusno
Kamera
Aditya Kresna, Krisna E. Putranto, Timoteus Anggawan Kusno
Schnitt
Timoteus Anggawan Kusno
Produktion
Timoteus Anggawan Kusno
Ton
Hengga Tiyasa
Musik
YesNoWave Music
Retrospektive 2024
Filmstill Aida
Aida Marwan Salamah
Salamah wurde von der Palästinensischen Befreiungsorganisation zum Studium nach Babelsberg delegiert. Als Ein-Mann-Team realisierte er dieses Porträt einer jungen Erzieherin in einem PLO-Waisenheim in Tunis.
Filmstill Aida

Aida

Aida
Marwan Salamah
Retrospektive 2024
Dokumentarfilm
DDR
1985
22 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)

Worte des Dichters Mahmoud Darwisch schweben in diesem Film: „Erzählt mir. Vielleicht erinnere ich mich an meine Heimat, die nur auf meinen Lippen duftet.“ Eine 17-jährige Palästinenserin stellt sich vor: Aida, die Rückkehrende. Als ihr Vater fiel, war ihre Mutter schon tot, getroffen von einer Bombe. Mit acht landete sie in einem Waisenheim der PLO in Beirut, kam in ein Waisenheim in Damaskus, kam in ein Waisenheim in Tunis. Hier betreut sie neue Waisen. Das Mädchenporträt weitet sich: schier unzählbare Kinder, die ihre Heimat und Herkunft vergessen werden. Nur der Krieg bleibt in ihren Zeichnungen. Die PLO hatte ihren Mitarbeiter Marwan Salamah 1976 zum Kamera-Studium nach Babelsberg delegiert. Hier führte er auch Regie und gewann 1985 in Leipzig den Preis des Weltbundes der Demokratischen Jugend.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marwan Salamah
Buch
Marwan Salamah, Elke Schieber
Schnitt
Karin Geiß
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Hommage: Isabel Herguera 2024
Filmstill Ámár
Ámár Isabel Herguera
Mit ihrem Skizzenbuch im Gepäck reist eine Spanierin nach Indien, um ihren psychisch kranken Freund zu besuchen. Intensive Bilder und Farben visualisieren ihre vermutlich letzte Begegnung.
Filmstill Ámár

Ámár

Ámár
Isabel Herguera
Hommage: Isabel Herguera 2024
Animationsfilm
Spanien
2010
8 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Mit ihrem Skizzenbuch im Gepäck reist die Spanierin Inés nach Indien, um ihren psychisch kranken Freund Ámár zu besuchen. Das Wiedersehen ist harmonisch und berührend, doch die Stimmung kippt. Die Stadt, in der Ámár wohnt, das Haus und sein Zimmer werden zum Spiegel von Inés’ innerem Erleben und erzählen in intensiven Farben und Texturen von einem unerträglichen Zustand zwischen Zuneigung und Abscheu.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Isabel Herguera
Buch
Isabel Herguera
Kamera
Eduardo Elosegui
Schnitt
Eduardo Elosegui
Produktion
Isabel Herguera
Animation
Isabel Herguera, Rajiv Eipe
Camera Lucida 2024
Filmstill Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty
Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty Lukas Marxt, Vanja Smiljanić
Der Salton Sea, einstiges Atombomben-Testgelände kurz vor dem ökologischen Kollaps. Die wenigen Menschen, die hier noch leben, setzen sich für den Schutz des verlassenen Areals ein.
Filmstill Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty

Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty

Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty
Lukas Marxt, Vanja Smiljanić
Camera Lucida 2024
Dokumentarfilm
Österreich,
Deutschland
2024
86 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Dort, wo der Sandstrand des Saltonsees, des größten Gewässers Kaliforniens, stärker zu knirschen beginnt, besteht er schon gar nicht mehr aus Sand: Millionen toter Fische, Pflanzen und Insekten stauen sich am Ufer und bilden eine höchst toxische Substanz. So erklärt es Derek, Mitglied eines Cahuilla-Stammes, der sich im 19. Jahrhundert vor einem versuchten Genozid an den Saltonsee retten konnte und sich nun als Schutzmacht des einst florierenden, doch zunehmend verlassenen Areals und seiner Verstoßenen versteht.
Derek ist einer der vielen Ortskundigen, an deren Fersen sich Lukas Marxt und Vanja Smiljanić mit großer Ruhe heften, um an ihrer Seite durch die desolaten Landschaften zu gleiten. Dabei lesen sie immer wieder Splitter atomarer Geschichte auf: Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gebiet als Testgelände für die Bomben, die in Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Die Experimente setzten sich bis in den Kalten Krieg fort, noch heute trainiert dort das Militär. Seinen Start- und Schlusspunkt findet der Film zwei Bundesstaaten weiter entfernt: In Wendover, Utah, schickte man die atomaren Sprengkörper auf die Reise. Das örtliche Luftfahrtmuseum huldigt ihrer Entwicklung. Dort vollführt die Kamera einmal einen fast schwerelosen Tanz um ein Modell der Hiroshima-Bombe „Little Boy“ zu den Klängen des unverwüstlichen Weltkriegsklassikers „We’ll Meet Again“.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lukas Marxt, Vanja Smiljanić
Kamera
Lukas Marxt
Schnitt
Vanja Smiljanić, Lukas Marxt
Produktion
Lukas Marxt
Co-Produktion
Sonic Acts Biennial
Sound Design
Marcus Zilz
Musik
Jung An Tagen
Filmvertrieb
Gerald Weber
Filmstill Animalia Paradoxa

Animalia Paradoxa

Animalia Paradoxa
Niles Atallah
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2024
Animationsfilm
Chile
2024
82 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Ein schmaler Körper, verpackt in staubige Lumpen. Die Gasmaske im Gesicht lässt nur ein müdes Augenpaar mit fast erloschenen Pupillen frei. Die Gestalt windet sich durch eine graue Landschaft aus bröckelndem Beton und rostigen Eisenteilen. So seltsam verrenkt sich das Mischwesen aus Mensch und Amphibie in dieser postapokalyptischen Welt, dass die Gesetze der Physik außer Kraft zu sein scheinen. Wo sich Oben und Unten befinden, ist unklar. Auf welchem Planeten sich das Geschehen abspielt, kann man kaum ausmachen. Beobachtet von anderen fantastischen Chimären, schleicht sich das Wesen immer wieder hinaus aus seinem Versteck, um Wasser für ein bescheidenes Bad zu finden.
Diese avantgardistische Gratwanderung zwischen dokumentarischen Zivilisationsresten, Found Footage, Tanz, Performance, Puppen- und Gebärdenspiel führt gängige Begriffsbestimmungen von Animation auf faszinierende Weise an ihre Grenzen – und darüber hinaus. Durch großartig inszenierte Bewegungschoreografien, clevere visuelle Ideen und herausragende auditive Gestaltung bringt Niles Atallah seine so andersartige Erzählung zu vollem Glanz.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Niles Atallah
Buch
Niles Atallah
Kamera
Matías Illanes
Schnitt
Mayra Morán, Niles Atallah
Produktion
Catalina Vergara
Ton
Claudio Vargas
Sound Design
Claudio Vargas
Musik
Sebastián Jatz Rawicz
Animation
Niles Atallah
Filmvertrieb
Paulina Portela