Collective Monologue
Jessica Sarah Rinland besucht zoologische Gärten in ganz Argentinien. Nicht eine einzelne Institution, sondern das institutionalisierte Konzept will sie porträtieren – als beobachtende, gleichwohl investigative Charakterstudie des Zoos an sich. Zu diesem Zweck sammelt sie verschiedene Bildtypen und -texturen. Viel seidiges 16mm-Material, scharfkantige Überwachungsaufnahmen, „ungestört“ umherstreifende Kreaturen in körnigem Schwarz-Weiß, menschliche wie tierische Indigene auf vergilbten Fotografien. Sie alle sind perfekte Entsprechungen für die multiplen Blickwinkel, aus denen sie ihren Gegenstand ins Visier nimmt: der Zoo als Gefangenenlager und koloniale Hinterlassenschaft, aus dem über die Zeiten ein routinierter Betrieb, eine Bewahranstalt, sogar ein Ort der Zärtlichkeit wurde.
Trotz der Ambivalenz des zentralen Themas ist dies wie alle Arbeiten von Rinland ein Film von außerordentlicher Fasslichkeit: Menschenhände putzen, katalogisieren und streicheln, lederne Baumstämme und pelzige Finger greifen auf der Suche nach Trost durch Eisenstangen, Gefieder glitzern in der Sonne. Jean Piaget prägte den Begriff des kollektiven Monologs, um jene Entwicklungsphase zu bezeichnen, in der das Kind an eine nur für es selbst geschaffene und ausschließlich durch es selbst zu kontrollierende Natur glaubt. Zu sehen, wie die Kontrolle der Fürsorge weicht, ist ein seltsam bewegender Vorgang.
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