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Retrospektive

Bis 1989 endete die ideologische Welt unseres Festivals an der europäischen Demarkationslinie zwischen den zwei Supermächten des Kalten Krieges: an der Westgrenze der DDR. Die geografische Festivalwelt war großzügiger bemessen. Filmemacher*innen aller Herren Länder fanden sich ein – sofern ihre kämpferische Wegrichtung stimmte. Die Retrospektive schreitet Verzweigungen und Seitengassen ab. Sie erzählt eine Leipziger Film-(Nicht-)Aufführungsgeschichte in schillernden und blinden Flecken. 

Retrospektive
Filmstill 15.000 Volt
15.000 Volt Karlheinz Mund
Auf der Oberleitung 15.000 Volt, darunter Arbeitsalltag auf der E-Lok. Auf der Tonspur fährt ein Passagier mit, den die DDR 1976 über Bord werfen wird: Wolf Biermann.
Filmstill 15.000 Volt

15.000 Volt

15.000 Volt
Karlheinz Mund
Retrospektive
Dokumentarfilm
DDR
1963
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Der Diplomfilm des angehenden DEFA-Dokumentaristen Karlheinz Mund stellt in bester poetisch-erdiger Babelsberger Schultradition ein Stück DDR-Arbeitswelt vor: Eisenbahneralltag – mit zwei Frauen im E-Lokführerstand.
1963 konnte das Leipziger Publikum Munds Milieustudie in der Hochschulfilm-Präsentation des Festivals kennenlernen. Am Ende erklingt im Off das „Frühjahrslied der Eisenbahnerin“, gesungen von Wolf Biermann. Noch duldete die DDR den aufmüpfigen Quälgeist. Die ihn damals in diesem Film hörten, erfuhren wohl erst später, dass ihn die Behörden längst im Visier hatten. 1963 verweigerte ihm die Ostberliner Humboldt-Universität trotz bestandener Prüfung das Philosophie-Diplom. Hört man Biermanns Lied heute, laden sich die Worte auf: Frühlingssturm, großer Regen, ein wartendes Land …


Sylvia Görke

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Regie
Karlheinz Mund
Kamera
Hans-Jürgen Reinecke, Gerhard Gläser, Werner Kohlert, Eberhard Teich-Grüber
Schnitt
Gisela Hoffmann
Produktion
Roland Paul
Ton
Günter Grossmann
Musik
Gerhard Rosenfeld

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Retrospektive
Filmstill Aida
Aida Marwan Salamah
Salamah wurde von der Palästinensischen Befreiungsorganisation zum Studium nach Babelsberg delegiert. Als Ein-Mann-Team realisierte er dieses Porträt einer jungen Erzieherin in einem PLO-Waisenheim in Tunis.
Filmstill Aida

Aida

Aida
Marwan Salamah
Retrospektive
Dokumentarfilm
DDR
1985
22 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)
Keine Premiere

Worte des Dichters Mahmoud Darwisch schweben in diesem Film: „Erzählt mir. Vielleicht erinnere ich mich an meine Heimat, die nur auf meinen Lippen duftet.“ Eine 17-jährige Palästinenserin stellt sich vor: Aida, die Rückkehrende. Als ihr Vater fiel, war ihre Mutter schon tot, getroffen von einer Bombe. Mit acht landete sie in einem Waisenheim der PLO in Beirut, kam in ein Waisenheim in Damaskus, kam in ein Waisenheim in Tunis. Hier betreut sie neue Waisen. Das Mädchenporträt weitet sich: schier unzählbare Kinder, die ihre Heimat und Herkunft vergessen werden. Nur der Krieg bleibt in ihren Zeichnungen. Die PLO hatte ihren Mitarbeiter Marwan Salamah 1976 zum Kamera-Studium nach Babelsberg delegiert. Hier führte er auch Regie und gewann 1985 in Leipzig den Preis des Weltbundes der Demokratischen Jugend.


Sylvia Görke

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Regie
Marwan Salamah
Buch
Marwan Salamah, Elke Schieber
Schnitt
Karin Geiß
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR

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Retrospektive
Filmstill Associations
Associations John Smith
Nagellack, General, Maultier. John Smith rezitiert aus einem Text des Linguisten Herbert H. Clark. Die Wörter bringen passende Bilder hervor, meinen aber etwas anderes.
Filmstill Associations

Associations

Associations
John Smith
Retrospektive
Dokumentarfilm
UK
1975
7 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Mit John Smith, dem britischen Meister des pointierten, kurzen und sich im Kopf enorm vergrößernden Künstlerfilms, konnte sich das Leipziger Publikum erst lange nach dem Ende der DDR bekannt machen. Die in den 1970er Jahren virulenten Ideen von Konzeptkunst und strukturellem Materialismus prägen seine Arbeiten, die er nach der Definition von John Grierson durchaus als Dokumentarfilme, als „kreativen Umgang mit der Realität“ versteht. Unter seinem Blick auf die Welt heben sich Details heraus und verlieren ihre Selbstverständlichkeit. In „Associations“ rezitiert er aus einem Text des Linguisten Herbert H. Clark. Die Wörter bringen passende Bilder hervor, meinen aber etwas anderes. Eine Erfahrung, die man auch im real existierenden Sozialismus der DDR machen konnte.


Sylvia Görke

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Regie
John Smith

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LUX Distribution
Retrospektive
Filmstill Black Film
Black Film Želimir Žilnik
Eines Nachts streift der Filmemacher durch Novi Sad, sammelt Obdachlose ein und nimmt sie mit nach Hause. Ein Selbstversuch mit Kamera, irgendwo zwischen Sozialreportage und Aktivismus.
Filmstill Black Film

Black Film

Crni film
Želimir Žilnik
Retrospektive
Dokumentarfilm
Jugoslawien
1971
17 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

1971, Novi Sad, eine Winternacht. Der Filmemacher trifft auf sechs Obdachlose, empört sich über den nachlässigen Staat und nimmt das Problem selbst in die Hand. Da sich nicht schnell eine Unterkunft auftreiben lässt, lädt er die Männer in seine Wohnung ein und macht seine Frau ungefragt zur Komplizin der Hilfsaktion. Das Experiment scheitert, aber der Film ist im Kasten.
Želimir Žilnik gehört zu jenen Vertretern der jugoslawischen Schwarzen Welle, denen die Herzen des Westens zuflogen. Daheim fand er zwar staatlich finanzierte Produktionsmöglichkeiten für selbst- und bürokratiekritische Filme wie diesen. Er konnte sie sogar auf heimischen Festivals präsentieren. Aber Erfahrungen mit der jugoslawischen Zensur machte er trotzdem. Bei „Black Film“ jedoch seltsamerweise nicht.


Sylvia Görke

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Regie
Želimir Žilnik
Kamera
Karpo Aćimović Godina
Schnitt
Kaća Stefanović
Produktion
Neoplanta film
Ton
Dušan Ninkov

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Sarita Matijević Žilnik
matijevic.zilnik@gmail.com
Retrospektive
Filmstill Chile
Chile Juan Forch, Jörg Herrmann
Der Exil-Chilene Juan Forch und der Dresdener Silhouettenfilm-Spezialist Jörg Herrmann spielen zum Kampf gegen Pinochet und seine imperialistischen Verbündeten auf: mit Gesang und Orgelmusik.
Filmstill Chile
Filmstill Chile

Chile

Chile
Juan Forch, Jörg Herrmann
Retrospektive
Animationsfilm
DDR
1975
2 Minuten
Deutsch,
Spanisch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

1973 putschte General Pinochet mit Unterstützung des US-amerikanischen Geheimdienstes gegen den demokratisch gewählten marxistisch-sozialistischen Präsidenten Chiles, Salvador Allende. Pinochets Militärjunta mordete und folterte sich durch das Land. Juan Forch, in Santiago geborener Journalist und Filmemacher, konnte dem Terror über Mexiko in die DDR entkommen und setzte seine Oppositionsarbeit bis zu seiner Rückkehr 1979 von hier aus fort: als Regisseur am DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden. Gemeinsam mit dem Silhouettenfilm-Spezialisten Jörg Herrmann realisierte er diese animierte agitatorische Miniatur, in der der Diktator und seine Verbündeten nach des bissigen Künstlers Pfeife tanzen – und zu Orgelmusik.


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Regie
Juan Forch, Jörg Herrmann
Buch
Juan Forch
Kamera
Peter Pohler
Schnitt
Heidrun Sünderhauf
Produktion
DEFA-Studio für Trickfilme
Ton
Horst Philipp
Musik
Addy Kurth
Animation
Juan Forch
Animation Technique
Silhouettes, Collage

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Retrospektive
Filmstill Something Self Explanatory (15x)
Eine Sache, die sich versteht (15x) Harun Farocki, Hartmut Bitomsky
Ein Lehrfilm über das marxistische Vokabular von Ware und Arbeit, Lohn und Arbeitskraft, Tausch- und Gebrauchswert – durchgespielt mit politischer Haltung und ästhetischen Handlungen.
Filmstill Something Self Explanatory (15x)

Eine Sache, die sich versteht (15x)

Eine Sache, die sich versteht (15x)
Harun Farocki, Hartmut Bitomsky
Retrospektive
Dokumentarfilm
BRD
1971
64 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

Diese in Handlungen und Bilder gegossene marxistische Schulungsoffensive gehört zu einem größeren Zyklus von sogenannten Lehrfilmen, die in Anlehnung an Bertolt Brechts didaktisch-experimentelles Lehrstück-Konzept abstrakte Begriffe durch einleuchtende Anschauung mit lebenspraktischem Sinn füllen. Hier widmen sich Harun Farocki und Hartmut Bitonsky in fünfzehn Lerneinheiten den Grundbegriffen eines politischen Hauptwerks von Karl Marx, „Das Kapital“, und behandeln einen Stoffabschnitt, den sie nach eigenen Aussagen für nicht sofort verständlich halten. „Die Absicht ist es, einen Gehenden über das Gehen nachdenken zu lassen, sodass er hinfällt“, gaben die beiden Filmemacher über ihr Vorhaben zu Protokoll. Es ist zu prüfen, ob bei so einem Sturz auch beim Publikum der Groschen fällt.


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Regie
Harun Farocki, Hartmut Bitomsky
Kamera
David Slama, Carlos Bustamante
Schnitt
Hasso Nagel
Produktion
Larabel Film Harun Farocki
Ton
Johannes Beringer

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Retrospektive
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]
[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt] Santiago Álvarez
Der kubanische Dokumentarist Santiago Álvarez spricht zu DDR-Kulturoffiziellen und zur „kämpferischen“ Leipziger Jugend: vom Dokumentarfilm als Waffe gegen Imperialismus und Kolonialismus.
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]
Santiago Álvarez
Retrospektive
Akustischer Film
DDR
1974
15 Minuten
Deutsch,
Spanisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)
Keine Premiere

1974 beging die DDR und in ihr das Leipziger Festival den 25. Jahrestag der Kubanischen Revolution: mit der Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“. Zur Eröffnung sprach Santiago Álvarez, energischer Propagandist des Dokumentarfilms als Kriegskunst gegen die imperialistische Kinounterhaltung in sedierender Spiellänge.
Ob neben den geladenen Offiziellen auch die von Álvarez adressierte „kämpferische“ Jugend von Leipzig im Saal zugegen war? Die Rede ist nur als Tondokument überliefert, die Bilder muss man sich selbst machen. Beauftragt wurde die Aufzeichnung von der Staatlichen Filmdokumentation, einer Behörde, die DDR-Realität für die Zukunft bewahren sollte. Dass diese Zukunft einmal ohne die DDR stattfinden würde, konnte sich 1974 wohl niemand im Saal vorstellen.


Sylvia Görke

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Regie
Santiago Álvarez
Produktion
Staatliche Filmdokumentation

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Bundesarchiv
Retrospektive
Filmstill Color Test. The Red Flag
Farbtest. Die Rote Fahne Gerd Conradt
Er trägt eine Fahne, und diese Fahne ist rot: 1968 beteiligt sich Holger Meins in Westberlin an diesem studentischen Fahnenlauf, 1970 schließt er sich der RAF an und taucht unter.
Filmstill Color Test. The Red Flag

Farbtest. Die Rote Fahne

Farbtest. Die Rote Fahne
Gerd Conradt
Retrospektive
Dokumentarfilm
BRD
1968
13 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Eine Übung zum Thema „Farbe“ in der Klasse von Michael Ballhaus an der DFFB in Westberlin schrieb Kino- und Subversionsgeschichte. Im Rückblick avanciert die Miniatur ohne Ton zum gehetzten Dokument einer Aufbruchsbewegung, die verbrecherische Kräfte entwickeln sollte. Fünf Jahre nach JFKs Blockbindungsbekenntnis „Ich bin ein Berliner“, kurz nach der Ermordung von Benno Ohnesorg, wenige Monate vor dem Attentat auf Rudi Dutschke wurde am 18. Januar 1968 gedreht. Regisseur in Ausbildung Gerd Conradt sowie vierzehn Kommilitonen und Freunde veranstalteten einen Staffellauf aufs Rathaus Schöneberg, um dort die rote Fahne zu hissen. Schlussläufer ist Kamera-Student Holger Meins, später Terrorist der Rote Armee Fraktion, der sich 1974 in der Justizvollzugsanstalt Wittlich zu Tode hungerte.


Sylvia Görke

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Regie
Gerd Conradt
Kamera
Charles Völsen
Produktion
DFFB Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin

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Retrospektive
Filmstill For the Palestinians
Für die Palästinenser Edna Politi
1974, palästinensischer Alltag in Israel und im Westjordanland, wirtschaftliche und politische Ohnmacht – dokumentiert von einer Israelin, die überzeugen will: von der dringenden Notwendigkeit des Dialogs.
Filmstill For the Palestinians

Für die Palästinenser

Für die Palästinenser
Edna Politi
Retrospektive
Dokumentarfilm
BRD
1973
85 Minuten
Arabisch,
Deutsch,
Hebräisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice), Deutsch
Keine Premiere

Worte des Dichters Mahmoud Darwisch eröffnen diesen Film: „Ich hasse niemanden, ich raube niemanden, aber wenn ich verhungere, esse ich das Fleisch meiner Mörder. Hüte dich, hüte dich also vor meinem Hunger, hüte dich vor meinem Zorn.“ Dann kommt der Titel, dann der Untertitel: „Eine Israelin erzählt“. Sie heißt Edna Politi, wurde im Libanon geboren, emigrierte nach Israel und wurde 1971 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Westberlin aufgenommen. Politis Studienarbeit klärt auf: Woher kommt die palästinensische Wut, die Verzweiflung? Sachlich und sorgfältig trägt sie Alltagsanschauungen, Zahlen und Fakten zusammen, um auf die Mechanismen der wirtschaftlichen und politischen Entrechtung des palästinensischen Volkes aufmerksam zu machen. Sie will überzeugen, nicht überreden.


Sylvia Görke

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Regie
Edna Politi
Buch
Edna Politi
Kamera
Edna Politi
Schnitt
Edna Politi
Produktion
DFFB Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Ton
Gad Freudenthal
Musik
Mohammed Askari

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Retrospektive
Filmstill Hello Cubans
Hello Cubans Agnès Varda
Die Grande Dame der französischen Nouvelle Vague verbrachte den Jahreswechsel 1961/62 in Kuba. Mit einem Fotofilm voller Cha-Cha-Cha und fröhlichem Sozialismus kehrte sie nach Europa zurück.
Filmstill Hello Cubans

Hello Cubans

Salut les Cubains
Agnès Varda
Retrospektive
Dokumentarfilm
Frankreich,
Kuba
1963
30 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch
Keine Premiere

Zum Jahreswechsel 1961/62 reiste Agnès Varda nach Kuba. Ihr zeigte sich ein Land, das Marx und Lenin in den karibischen Alltag überführte. Cha-Cha-Cha gehörte dazu, aber auch Automobile à l’américaine. An ihrem Pariser Tricktisch animierte Varda die mitgebrachten Schwarz-Weiß-Fotografien zu einem beinahe übermütig springenden Fotofilm. Chris Marker, ihr Vertrauter aus dem Rive-Gauche-Kreis der französischen Nouvelle Vague, hatte dieser filmischen Form gerade eben den Weg bereitet. Auch die Begeisterung für die Kubanische Revolution teilten sie – schließlich sogar ein bisschen Leipziger Festivalerfahrung: 1964 gewann Vardas bewegte Fotomontage die Silberne Taube. Ob trotz oder wegen der leisen Ironie, mit der sie auf diesen etwas improvisiert wirkenden Sozialismus schaut?


Sylvia Görke

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Regie
Agnès Varda
Schnitt
Janine Verneau
Produktion
Société Nouvelle Pathé-Cinéma, Ciné-Tamaris

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Ciné-Tamaris
Retrospektive
Filmstill I Am Ernst Busch
Ich bin Ernst Busch Sebastian Eschenbach, Peter Voigt
Der Brecht-Schüler und Multikünstler Peter Voigt setzt der vielleicht stärksten Stimme der antifaschistischen Propaganda ein filmisches Denkmal: Ernst Busch in Liedern, Stein und Zorn.
Filmstill I Am Ernst Busch

Ich bin Ernst Busch

Ich bin Ernst Busch
Sebastian Eschenbach, Peter Voigt
Retrospektive
Dokumentarfilm
Deutschland
2000
58 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Ernst Busch wurde zur Ikone des antifaschistischen Klassenkampfes stilisiert – von der DDR, vielleicht auch ein bisschen von sich selbst. Schon in den 1920er Jahren stieg er zum Film- und Theaterstar auf und machte aus seiner linken Gesinnung kein Geheimnis. Sein Einsatz als Ermutigungssänger bei den Brigaden der Kommunistischen Internationale im Spanischen Bürgerkrieg, seine Verfolgungsgeschichte unter dem Nazi-Regime machten ihn zu einem Mythos mit revolutionärem Stallgeruch. Das Porträt, das ihm der multibegabte Regiepoet Peter Voigt widmet, enthüllt Ernst Buschs Absturzgeschichte. Denn auch gegen die SED-Parteibürokratie zog er regelmäßig in den Kampf. Schmeicheleien, Herabsetzungen, entzogene und wieder ausgehändigte Parteibücher … Die DDR war manchmal zum Verrücktwerden.


Sylvia Görke

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Regie
Sebastian Eschenbach, Peter Voigt
Buch
Peter Voigt
Kamera
Christian Lehmann, Gunther Becher
Schnitt
Thomas Malz

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Jürgen Jeserigk
info@medienkontor.de
Retrospektive
Filmstill The Mad Masters
The Mad Masters Jean Rouch
Anhänger des Hauka-Kults in Ghana fahren in die Körper der Kolonialisten und spielen zu europäischer Marschmusik verrückt. Eine bis heute verstörende wie streitbare Ethnofiktion.
Filmstill The Mad Masters

The Mad Masters

Les maîtres fous
Jean Rouch
Retrospektive
Dokumentarfilm
Frankreich
1955
28 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine
Keine Premiere

Diese bis heute streitbare Ethnofiktion ist einer der berühmtesten Filme von Jean Rouch. Er inszeniert Anhänger des Hauka-Kults in Ghana bei der Inkorporierung ihrer Kolonialherren zu deren aus Europa eingeschleppter Marschmusik. Das verstörende Werk wurde zeitgleich zum ersten Leipziger Festivaljahrgang veröffentlicht, hätte aber den Rahmen der „Kultur- und Dokumentarfilmwoche“ gesprengt. Denn die gab sich erst 1960 eine internationale Ausrichtung. Dennoch schwebt Rouch als Geist der Inspiration durch die Leipziger Festivalgeschichte: Er gilt als Begründer des Cinéma Vérité, ein in Leipzig mit größtem Interesse verfolgtes dokumentarisches Konzept, und er irritierte den kolonialen Blick, indem er afrikanische Filmemacher ermutigte, selbst über die Bilder ihres Kontinents zu bestimmen.


Sylvia Görke

Thematisiert Rassismus

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Regie
Jean Rouch
Kamera
Jean Rouch
Schnitt
Suzanne Baron
Produktion
Les Films de la Pléiade
Ton
André Cotin

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Les Films du Jeudi