
Drei Jurys aus renommierten Film- und Kulturschaffenden sowie eine Publikumsjury vergeben bei DOK Leipzig die Goldenen und Silbernen Tauben an kurze und lange Animations- und Dokumentarfilme in den Wettbewerben.
Die Jury des Internationalen Wettbewerbs für Dokumentarfilme besteht 2024 aus Maria Bonsanti, Sylvaine Dampierre, Eric Hynes, Avi Mograbi und Mark Edwards. Diese fünf Jurymitglieder prämieren aus den acht nominierten dokumentarischen Langfilmen und elf Kurzfilmen je einen kurzen und einen langen Film mit einer Goldenen Taube. Je eine Silberne Taube wird an einen Kurz- und einen Langfilm einer Nachwuchsregie vergeben.
Maria Bonsanti ist seit vielen Jahren bei internationalen Filmfestivals tätig, unter anderem dem Locarno Film Festival, dem Festival dei Popoli und Cinéma du Réel, wo sie fünf Jahre lang die künstlerische Leitung verantwortete. Sie übernahm 2017 die Programmleitung bei EURODOC und war von 2022 bis Mai 2024 stellvertretende Direktorin des Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom. Ebenfalls Teil der Jury ist die guadeloupische Dokumentarfilmerin Sylvaine Dampierre, die in Paris lebt und arbeitet. Ihre Filme beschäftigen sich ihr zufolge häufig mit „dem Motiv der Verankerung, der Spur“ und wurden auf Festivals auf der ganzen Welt gefeiert, darunter FIDMarseille, FIDOCS, IDFA und DOK Leipzig. Ihr jüngster Dokumentarfilm „Words of Negroes“ wurde 2021 bei DOK Leipzig mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Eric Hynes, leitender Filmkurator am New Yorker Museum of the Moving Image (MoMI), leitet das jährliche First Look Festival und ist für die ganzjährige Programmierung verantwortlich. Als Kritiker und Journalist hat er Beiträge für die New York Times, die Washington Post, Sight & Sound und Reverse Shot geschrieben. Der israelische Filmemacher Avi Mograbi ist für sein Engagement für soziale, kulturelle und politische Gerechtigkeit im Nahen Osten sowie für seinen experimentellen Ansatz und seine innovativen Beiträge zur Filmsprache bekannt. Er lebt in Portugal. Seine neuesten Filme, „Between Fences“ (2016) und „The First 54 Years: An Abbreviated Manual for Military Occupation“ (2021), wurden beide im Forum der Berlinale aufgeführt.
Änderung: Aus persönlichen Gründen kann Akram Zaatari seine Jurytätigkeit in diesem Jahr leider nicht wahrnehmen. Damit begrüßt DOK Leipzig Mark Edwards neu als Mitglied der Internationalen Jury Dokumentarfilm. Der aus New York stammende und seit 1995 in Paris lebende Produzent und Redakteur war vier Jahre lang Direktor der von Steven Spielberg gegründeten USC Shoah Foundation in Frankreich, bevor er europaweit als unabhängiger Produzent tätig wurde. Er leitete bei ARTE Frankreich die Abteilung für internationale Koproduktionen sowie bei Netflix die Abteilung Dokumentarfilm in Europa. Seit 2024 ist Mark Edwards wieder als Produzent und Medienberater tätig und wirkt als Tutor an renommierten französischen Bildungsinstitutionen.
Die Jury des Internationalen Wettbewerbs Animationsfilm bilden dieses Jahr Merlin Flügel, Isabel Herguera und Nosipho van den Bragt. Während der Festivalwoche werden die Jurymitglieder fünf nominierte Langfilme und 20 Kurzfilme sichten und die Gewinner*innen der Goldenen Taube für den besten langen Animationsfilm und den besten kurzen Animationsfilm auswählen.
Merlin Flügel, Animationskünstler und Visual Designer aus Berlin, ist zusammen mit Jonatan Schwenk und Marc Rühl Mitglied des Animationskollektivs Gogo Tanda und Mitgründer des Sweat&Tears Animation Filmfest Frankfurt. Seine Kurzfilme wurden auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet, darunter „ECHO“, der 2013 im Wettbewerb der Berlinale lief, und „Rules of Play“, der 2018 den Jurypreis beim Festival d’Animation Annecy erhielt. Der angesehenen spanischen Animationsregisseurin Isabel Herguera widmet DOK Leipzig in diesem Jahr eine Hommage. Zu ihren Animationskurzfilmen gehören „Blindman’s Bluff“ (2005), der für einen Goya Award nominiert wurde, und „Winter Love“ (2015). Hergueras mit Spannung erwarteter erster Animationsfilm „Sultana’s Dream“ wurde 2023 im Hauptwettbewerb des Internationalen Filmfestivals von San Sebastián gezeigt und war international erfolgreich. Nosipho van den Bragt ist Mitgründerin des preisgekrönten High-End-Animations- und VFX-Studios Chocolate Tribe in Südafrika. Unter ihrer Leitung hat Chocolate Tribe nicht nur Werke von höchster Qualität geschaffen, sondern macht sich auch für die Förderung junger Talente in der Animations- und VFX-Branche stark, unter anderem durch die Initiative AVIJOZI. Van den Bragt setzt sich für soziale Verantwortung, die Stärkung der Gemeinschaft und die weltweite Unterstützung von weiblichen Filmschaffenden in der Animationskunst ein.
Die Gewinnerfilme der Goldenen Taube für den kurzen Animationsfilm sowie beider Goldenen Tauben im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm qualifizieren sich für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy.
Die Jury des Deutschen Wettbewerbs Dokumentarfilm vergibt eine Goldene Taube an den besten langen Dokumentarfilm sowie eine Goldene Taube an den besten kurzen Dokumentarfilm. In diesem Jahr werden Tilman König, Katrin Mundt und Susanne Sachsse über die neun langen und zehn kurzen nominierten Dokumentarfilme aus Deutschland entscheiden.
Tilman König ist Filmemacher und hat von 2006 bis 2013 das Leipziger Experimentalfilmfestival „The Night of the Radical Film“ kuratiert. Zu seinen bekanntesten Dokumentarfilmen zählen „Sour Strawberries“ über die Erfahrungen von Gastarbeitern in Japan, bei dem er zusammen mit Shingo Matsumura Regie führte, und „König hört auf“ („Pastor Lothar Stops“) aus dem Jahr 2024, der für den Grimme-Preis nominiert wurde. Derzeit entwickelt er zusammen mit Hanna Schygulla einen experimentellen Dokumentarfilm und schreibt an einer Serie. Katrin Mundt, künstlerische Leiterin des European Media Art Festivals in Osnabrück, hat bereits verschiedene Ausstellungen organisiert sowie Film- und Performance-Reihen für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart und den HMKV in Dortmund entwickelt. Sie war zudem für internationale Festivals tätig, etwa als Mitglied des Auswahlkomitees für die Duisburger Filmwoche sowie als Kuratorin für die Videonale in Bonn, goEast in Wiesbaden und das 25FPS-Festival in Zagreb. Die in Berlin lebende Schauspielerin Susanne Sachsse hat mit Künstler*innen wie Yael Bartana, Zach Blas, Vaginal Davis, Ligia Lewis und Natascha Sadr Haghighian zusammengearbeitet. Sie erhielt den Premio Maguey Queer Icon Award beim Guadalajara International Film Festival in Mexiko und spielte in fünf Filmen des queeren kanadischen Filmemachers Bruce LaBruce mit.
Die Jury des Publikumswettbewerbs bilden auch in diesem Jahr fünf Festivalfans aus Leipzig und der Region. Über die Goldene Taube für einen der zehn nominierten Langfilme entscheiden Linda Dombrowski, Maria Gallo, Sophie Görlipp, Maria Weiße und Anna Wulffert.
Die Goldene und die Silberne Taube werden am Samstag, 2. November, in der Schaubühne Lindenfels in Leipzig an die Gewinnerfilme verliehen.
Übersicht über alle Jurymitglieder bei DOK Leipzig 2024: Auszeichnungen & Jurys