shadows of two persons on a green surface, a bright light in the middle
Just Above the Surface of the Earth, director: Marianna Milhorat

DOK Leipzig gibt die ersten Filme der offiziellen Auswahl bekannt. In den Sektionen „Camera Lucida“ und „Panorama: Mittel- und Osteuropa“ werden eingereichte Langfilme präsentiert, die nicht um die Goldenen und Silbernen Tauben konkurrieren, aber für Partnerpreise nominiert werden können.
 
„Camera Lucida“ versammelt Dokumentarfilme mit starken künstlerischen Handschriften, die insbesondere ein cinephiles Publikum ansprechen. Die fünf Filme im diesjährigen Programm erfassen das sechste große Massenaussterben der Weltgeschichte („Just Above the Surface of the Earth“), reflektieren den Prozess des Trauerns durch den Blick auf Gesteinsformationen („Lapilli“), führen in einen argentinischen Zoo („Collective Monologue“), auf einen Wagenplatz am Berliner Ostkreuz („The Garden Cadences“) und zu einem Salzsee in den USA, der einmal ein Testgelände für Atombombenabwürfe war („Among the Palms the Bomb, Or: Looking for Reflections in the Toxic Field of Plenty“).

Mit der Sektion „Panorama: Mittel- und Osteuropa“ gibt DOK Leipzig dem mittel- und osteuropäischen Film eine Plattform – und damit einer Region, die traditionell eng mit der Festivalgeschichte verknüpft ist. Das Programm umfasst Werke aus Georgien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Deutschland, Polen und Kroatien, darunter auch eine Weltpremiere („A Year of Endless Days“ von Renata Lučić).

Die fünf Dokumentarfilme befassen sich etwa mit der Massenabwanderung von Frauen aus der ländlichen Gegend an der kroatisch-bosnischen Grenze („A Year of Endless Days“), begleiten den Versuch eines Spagats zwischen familiären Pflichten und den eigenen Träumen („The Other One“) oder blicken auf strenge Erziehungsmethoden zurück („Ever Since I Knew Myself“).  „wo/men“ porträtiert albanische „Burrneshas“, die als Frauen in der sozialen Rolle von Männern leben und „A Year in the Life of the Country“ erzählt mittels Found Footage von dem Polen der frühen 1980er zwischen Solidarność-Bewegung und dem neu verhängten Kriegsrecht.

Auch DOK Industry präsentiert eine Reihe an Branchenveranstaltungen mit Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa, die in Zusammenarbeit mit langjährigen Partner*innen des Festivals realisiert werden. Das zweite Modul des dreiteiligen Workshops „Ex Oriente Film“ wird 2024 wieder in Zusammenarbeit mit DOK Leipzig realisiert und findet vom 26. bis 30. Oktober in Leipzig statt. „Ex Oriente Film“ ist ein Creative Lab des Institute of Documentary Film (IDF), das künstlerische Dokumentarfilme und -serien aus Mittel- und Osteuropa fördert. 17 Projekte, die sich in der Entwicklung oder in einer frühen Phase der Produktion befinden, erhalten bei dem Workshop maßgeschneiderte Konsultationen zur Verfeinerung ihrer Erzählweisen und visuellen Stile und zur Entwicklung einer soliden Finanzierungs- und Distributionsstrategie. Die Filmteams werden darüber hinaus mit internationalen Koproduzent*innen und Partner*innen vernetzt. Zu den Mentor*innen des Workshops gehören Iikka Vehkalahti, Filip Remunda, Diana El Jeiroudi, Christian Popp, Per K. Kirkegaard, Ruth Reid, Chris Westendorp und Eleonora Savi.

Das Programm „Ex Oriente Film x DOK Industry“ bietet zudem eine Bandbreite an Veranstaltungen, die allen Fachakkreditierten offenstehen, darunter Meisterklassen und Case Studies zu verschiedenen Aspekten des Dokumentarfilmschaffens, von der Produktion bis zum Vertrieb. Um episodisches Erzählen in dokumentarischen Serien dreht sich der praxisorientierte Vortrag des Autors und Regisseurs Chris Westendorp (Co-Regisseur von „Hidden“ an der Seite von Mea Dols de Jong). Eleonora Savi von Fandango wird Einblicke in die Herausforderungen bei der Produktion von Dokumentarserien vermitteln. Der renommierte Cutter Per K. Kirkegaard („Accused“, „Chuck Norris vs. Communism“) wird in einer Meisterklasse über künstlerische Zusammenarbeit im Schneideraum sprechen.  Filmemacher Thomas Riedelsheimer („Tracing Light“, Eröffnungsfilm bei DOK Leipzig 2024) beleuchtet in seiner Meisterklasse die künstlerische Filmsprache im Dokumentarfilm und gibt Einblicke in seine Arbeitsweise als kameraführender Regisseur. Abschließend führt Anna Berthollet, International Sales Agent von Lightdox, durch die aktuelle Vertriebs- und Distributionslandschaft für künstlerische Dokumentarfilme.

Nach der erfolgreichen Umsetzung im letzten Jahr präsentiert DOK Leipzig erneut sechs Projekte der Initiative „Generation Ukraine“ in Anwesenheit der Filmteams. Die Projekte befinden sich derzeit im Rohschnittstadium oder stehen kurz vor der Fertigstellung und sind auf der Suche nach Festivalpremieren und Vertriebspartner*innen. „Generation Ukraine“ ist eine Initiative der ARTE-Gruppe und ihrer europäischen Partner*innen, die 2023 ins Leben gerufen wurde, um ukrainische Dokumentarfilmschaffende und Produktionsstrukturen zu fördern. Insgesamt werden 12 Dokumentarfilme koproduziert, die seit Beginn der russischen Invasion die Lage in der Ukraine reflektieren.

Zahlreiche fertiggestellte Filme von „Generation Ukraine“ haben bereits auf renommierten internationalen Filmfestivals Erfolge gefeiert. Olha Zhurbas audiovisuelles Tagebuch „Songs of Slow Burning Earth“ über die Auswirkungen des Krieges wurde bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und von der Kritik hoch gelobt. „Intercepted“ von Oksana Karpovych prämierte im Forum der Berlinale, erhielt zwei lobende Erwähnungen für den Preis der Ökumenischen Jury sowie den Amnesty International Film Award und lief auf mehr als 30 weiteren Festivals. Svitlana Lishchynskas sehr persönlicher Film „A Bit of a Stranger“ (DOK Co-Pro Market 2022) feierte seine Weltpremiere im Panorama der Berlinale, während Roman Blazhans „The Basement“ auf dem Buenos Aires International Festival of Independent Cinema (BAFICI) uraufgeführt wurde.

 

Filmlisten:
Camera Lucida
Panorama: Mittel- und Osteuropa

 

Projektlisten:

Ex Oriente Film 2024: Langfilme
   
Be Realistic, Demand the Impossible | Regie: Vanja Juranić | Produktion: Vanja Jambrović, Tibor Keser (Restart, Ungarn)

Blue Sweater With a Yellow Hole | Regie: Tetiana Khodakivska | Produktion: Elena Saulich (Pronto Film, Ukraine)

Cooperative | Regie: Mikhail Volkov | Produktion: Roman Blazhan (Minimal Movie, Ukraine)

Gone Guy | Regie: Andrei Dăscălescu | Produktion: Ligia Ciornei (Filmlab, Rumänien)

The Island of Freedom | Regie: Haruna Honcoop | Produktion: Haruna Honcoop (Be Water My Friend, Tschechische Republik)

My Father, the Iceman | Regie: Łukasz Kowalski | Produktion: Anna Mazerant (4.30 Studio, Polen)

Once We Were Heroes | Regie: Oliwia Tonteri | Produktion: Aino Halonen (Kompot, Finnland, Polen)

Operation Champion | Regie: Mariam Nikolaishvili | Produktion: Irina Gelashvili (Radium Films, Georgien)

Parallel Polis 2.0 | Regie: Martin Piga | Produktion: Tereza Tokárová (CinePunkt, Slowakei)

Retrospective | Regie: Gabrielė Urbonaitė | Produktion: Uljana Kim, Migla Butkute (Studio Uljana Kim, Litauen)

Slava | Regie: Soňa G. Lutherová | Produktion: Maroš Hečko, Peter Veverka (Azyl Production, Slowakei)

Virtual Girlfriends | Regie: Barbora Chalupová | Produktion: Pavla Klimešová (Helium Film, Tschechische Republik)
   

Ex Oriente Film 2024: Serien

Cradle To Grave | Regie: Stanislav Donchev | Produktion: Teodora Doncheva (Bulgarien) 

Forever Young | Regie: Đuro Gavran | Produktion: Miljenka Čogelja (Pipser, Kroatien)

Frozen Ocean | Regie: Viktória Dénes | Produktion: Julianna Ugrin (Éclipse Film, Ungarn)

Near Light | Regie: Niccolò Salvato | Produktion: Mara Cracaleanu (Melancholia Pictures, Rumänien)

One Inch Eastward | Regie: Irina Maldea | Produktion: Brendan Culleton (Akajava Films, Irland)

Das Trainingsprogramm „Ex Oriente Film“ wird von Creative Europe MEDIA, dem Kulturministerium der Tschechischen Republik und dem Czech Film Fund unterstützt.

 

Überblick über die sechs Projekte von „Generation Ukraine“, die bei DOK Leipzig 2024 vorgestellt werden:
 
Another Man's Diary | Regie: Oleksandr Tkachenko | Produktion: Illia Gladshtein (Phalanstery Films, Ukraine) | Koproduktion: Antoine Goldet (Amok Films, Frankreich)

The Blessed | Regie: Andrii Lysetskyi | Produktion: Olha Beskhmelnytsina, Gennady Kofman (MaGiKa Film, Ukraine) | Koproduktion: Uldis Cekulis (VFS Films, Lettland), Erik Winker (CORSO Film, Deutschland)

Palingenesion (AT) | Regie: Alina Gorlova, Yelizaveta Smith, Simon Mozgovyi | Produktion: Eugene Rachkovsky (TABOR, Ukraine) | Koproduktion: Ralph Wieser (Mischief Films, Österreich), Nabil Bellahsene (Les Valseurs, Frankreich)

Queens of Joy | Regie: Olga Gibelinda | Produktion: Ivanna Khitsinska (Quatros Group, Ukraine) | Koproduktion: Louis Beaudemont (Les Steppes Productions, Frankreich), Hana Blaha Šilarová (Films & Chips, Tschechische Republik)

Silent Flood | Regie: Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk | Produktion: Karina Kostyna (TABOR, Ukraine) | Koproduktion: Tanja Georgieva-Waldhauer (Elemag Pictures, Deutschland)

Women Occupied | Regie: Tetiana Hanza, Zoia Volk | Produktion: Oksana Ivantsiv, Regina Maryanovska Davidzon (Real Pictures, Ukraine) | Koproduktion: Zoia Volk (ZOVA Films, Deutschland)