Vor drei Jahren verabschiedete China das umstrittene „Nationale Sicherheitsgesetz“ in Hongkong und schränkte damit die Presse- und Meinungsfreiheit erheblich ein. In der neuen Folge des DOK Industry Podcasts sprechen die Filmemacher*innen Tze Woon Chan, Kanas Liu und Dr. Anson Hoi Shan Mak über die Auswirkungen des Gesetzes auf das Dokumentarfilmschaffen in Hongkong. Moderatorin der Folge ist die Filmkuratorin Karen Cheung.
Ausgehend von der aktuellen Nachricht über die Streichung von Filminhalten des Fresh Wave International Short Film Festivals durch das Office for Film, Newspaper and Article Administration berichten die Gäst*innen über die seit 2021 verschärften Richtlinien der Filmzensur und ihre eigenen Erfahrungen mit der (Selbst-)Zensur von Filmen.
Thema ist auch die Herausforderung für Dokumentarfilmer*innen, Menschen in Hongkong zu finden, die bereit sind, vor der Kamera offen über ihre Erlebnisse zu sprechen – und diese gleichzeitig zu schützen. Wie kann der eigene künstlerische Anspruch, die Wirklichkeit zu zeigen, erfüllt und dennoch die Gefährdung von Protagonist*innen vermieden werden?
Die Gäst*innen setzen sich zudem mit der gegenwärtigen Schwierigkeit auseinander, nationale Fördermittel für unabhängige Dokumentarfilme zu erhalten oder die Filme zu vertreiben. Dennoch halten die zunehmenden Einschränkungen viele Filmschaffende nicht davon ab, Ereignisse in Hongkong und die Geschichten der Menschen vor Ort zu dokumentieren, sondern fördern vielmehr das Bestreben, kreative Wege zu finden, um die Projekte zu realisieren.
Tze Woon Chan ist Regisseur und Autor und lebt in Hongkong. Sein erster langer Dokumentarfilm „Yellowing” (2016) erhielt Auszeichnungen beim Yamagata International Documentary Film Festival und den Taipei Golden Horse Film Awards. Sein zweiter Film „Blue Island” (2022) wurde beim Hot Docs Canadian International Documentary Festival als „Best International Documentary” geehrt.
Die Filmemacherin Kanas Liu dokumentiert seit 2014 soziale Bewegungen und Proteste in Hongkong, darunter die sogenannte „Regenschirm-Revolution“ und die Massenproteste gegen das 2019 geplante Auslieferungsgesetz. Ihr Kurzfilm „Comrades” war 2020 bei der Berlinale für den Gläsernen Bären nominiert.
Dr. Anson Hoi Shan Mak ist eine Bewegtbild- und Soundkünstlerin. Ihre Werke, darunter Videoarbeiten, phonografische Klangkunst und Web-Dokus waren bereits bei zahlreichen Filmfestivals, Museen und Galerien zu sehen, u.a. in Hongkong, Busan, Yamagata, Los Angeles, London und Berlin.
Karen Cheung ist Filmkuratorin und leitet die Abteilung Kommunikation und Marketing bei der European Film Academy. In Berlin war sie als Kuratorin beim Berlin Hong Kong Independent Film Festival (2019) und dem Festival „Voices of the Ground: Short Film in Chinese Languages“ (2021) tätig. In 2020 und 2023 publizierte sie Fachartikel über die Proteste in Hongkong in 2019.
Die Podcastfolge ist auf der Website von DOK Leipzig sowie bei Spotify, Google Podcasts und Deezer zu finden.
Die DOK Industry Podcasts werden in Zusammenarbeit mit What's Up With Docs, Programmers of Colour Collective und mit der Unterstützung von Docs-in-Orbit produziert sowie gefördert durch Creative Europe, BKM, MDM und die Stadt Leipzig.
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