Nach einer Onlineedition in 2020 und einer hybriden Variante in 2021 setzt DOK Industry in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Festivalteilnahme in Präsenz. Die Branchenveranstaltungen werden vom 17. bis 21. Oktober vorrangig vor Ort stattfinden. Ergänzende Formate machen das Programm online zugänglich, etwa Livestreams, Aufzeichnungen und Podcasts. Nach Festivalende können an zwei Tagen zusätzlich online Kontakte geknüpft werden.
DOK Leipzig unterstützt die ukrainische Filmbranche in diesem Jahr mit einer Initiative, die in Kooperation mit Docudays UA entstanden ist. Ukrainischen Filmschaffenden wird eine Plattform geboten, um ihre Filme zu präsentieren sowie sich bei DOK Industry mit internationalen Branchenvertreter*innen zu vernetzen und Partnerschaften zu schließen, die die Zukunft des Filmschaffens stärken. Bei einem DOK Industry Talk stellen Igor Savychenko (Babylon 13) und Lucie Kon (BBC Storyville) mit „One Day in Ukraine“ (Regie: Volodymyr Tykhyy) eine erfolgreiche direkte Zusammenarbeit zwischen ukrainischen Produzent*innen und einer führenden europäischen Rundfunkanstalt vor. Die Produktion dient als Fallbeispiel für die Diskussion, wie künftige Kollaborationen von Fernsehsendern mit ukrainischen oder anderen regionalen Filmemacher*innen gestaltet werden können, um deren Perspektiven zu mehr Sichtbarkeit bei einem breiten Publikum zu verhelfen. In Solidarität mit Docudays UA, dessen 19. Ausgabe aufgrund des russischen Angriffskrieges im März nicht in Kyjiw stattfinden konnte, präsentiert DOK Leipzig den nationalen Wettbewerb sowie den Eröffnungsfilm des Festivals.
Auch die kanadische Branche wird stark repräsentiert sein, unter anderem durch Filme im öffentlichen Programm, einer französisch-kanadischen Produzent*innen-Delegation sowie einer Delegation von Hot Docs.
Ein zweiter DOK Industry Talk wird die Initiative Re-Present Media vorstellen, die sich für die Förderung persönlicher Geschichten von Filmschaffenden aus unterrepräsentierten Gruppen im Bereich Dokumentarfilm und Non-Fiction-Medien einsetzt. Ausgangspunkt der Diskussion ist ihre Studie „The Power of Personal Documentary Films“, die Erfahrungen von aufstrebenden Dokumentarfilmer*innen of Colour in der nordamerikanischen Filmbranche darstellt. DOK Industry schlägt mit dem Talk den Bogen zu europäischen Filmemacher*innen of Colour, deren Sujets sich ausgehend von ihren persönlichen Geschichten entwickeln.
Als neues Format stellt DOK Industry den DOK Archive Market vor. Vertreter*innen bedeutender europäischer Archive sowie Anbieter von Archivmaterialien werden an Informationsständen ihre Arbeit präsentieren und Auskunft über ihre Bestände, Kosten und Zugangsmodalitäten geben – u.a. mit dabei sind British Pathé, Getty Images, Huntley Film Archives, SVT Archives und rbb media. Außerdem können sich die Teilnehmenden von Archivrechercheur*innen und Archivproduzent*innen in kurzen Einzelgesprächen zur Recherche und Lizenzierung von Filmmaterial für ihre Projekte beraten lassen.
In Gesprächsformaten stellen parallel dazu Filmschaffende ihre Erfahrungen in der Arbeit mit Archivmaterial vor. Dr. Adelheid Heftberger führt in einer Keynote hinter die Kulissen des Bundesarchivs. Ein Panel über die Entkolonialisierung von Archiven beleuchtet Perspektiven von Filmemacher*innen aus dem globalen Süden auf das Filmmaterial von Kolonialmächten. Zudem wird der neu gegründete Bundesverband der Archivrechercheur*innen und Produzent*innen GRAP (German Researchers und Archive Producers e.V.) erstmals offiziell vorgestellt.
Eine Case Study widmet sich der True-Crime-Produktion „Gladbeck: Das Geiseldrama“ von Netflix, die ausschließlich anhand von Originalaufnahmen von einer berüchtigten Geiselnahme 1988 in Westdeutschland erzählt. Mark Edwards (Netflix / Director of Original Documentary Features), Yan Schoenefeld (Film Five / Produzent), der Post Supervisor Juan Galva sowie die Archiv-Producerinnen Janne Gärtner und Monika Preischl geben aus unterschiedlichen Perspektiven Einblicke in ihre Arbeit an dem Film. „Gladbeck: Das Geiseldrama“ wird vorab im Festivalprogramm gezeigt, inklusive Q&A mit dem Filmteam. Den Abschluss des DOK Archive Markets bildet die Meisterklasse der serbischen Dokumentarfilmerin Mila Turajlić. Der DOK Talk „Das dirigierte Archiv – Material im Gespräch“ schließt sich dem Themenkomplex an.
Der Festivalfreitag wird bei DOK Industry im Zeichen der Animation stehen. Den Animationsfilmen im Festivalprogramm widmet sich der DOK Talk „animation@DOK Leipzig – Eine Filmgattung im Gespräch“. Špela Čadež stellt in einer Meisterklasse ihre Arbeitsweise und künstlerischen Techniken vor. Die AG Animationsfilm befasst sich mit der Bedeutung von Filmfestivals für den Gesamterfolg von animierten Kurz- und Langfilmen sowie Serien. Mit „Animation Meets Doc“ bietet DOK Industry eine Vernetzungsmöglichkeit für Dokumentarfilmschaffende und Animationskünstler*innen. Auch im Filmprogramm von DOK Leipzig gibt es eine Reihe an Programmen mit dem Fokus auf der Animationskunst.
DOK Exchange findet in hybrider Form statt. Bei der Conference werden auch in diesem Jahr Expert*innen der XR-Branche Impulsvorträge halten: Michael Nebeling, Forscher und Entwickler im Bereich XR-Sicherheit und Prototyping, Viviana Hochstätter (Creative Producer), die VR-Künstlerin und Forscherin Michaela Pňačeková sowie Monika Masłoń (Visual Artist und Kunstvermittlerin). Sie sprechen über verschiedene Bereiche der XR-Kunst, darunter räumliches Denken und Imagination beim Prototyping, gesunde oder heilende Körperpraktiken, die Zukunft von XR und digitaler Vernetzung, die emotionale Dimension beim Verschmelzen von virtueller und physischer Wirklichkeit, die Frage nach Mitteln und Befähigungen, sowie alternative Finanzierungsmöglichkeiten. Beim Online-Showcase werden mehr als 20 Expert*innen sechs innovative XR-Projekte in der Entwicklungsphase beraten.
Die dritte Staffel des DOK Industry Podcasts (produziert in Kooperation mit „What’s Up with Docs“ und dem „Programmers of Color Collective“) erscheint in der Festivalwoche und fokussiert auf Re-Präsentation und Diversität in der Dokumentarfilmbranche.
Neu in diesem Jahr ist die DOK Film Market Lounge im Untergeschoss des MdbK (Festivalzentrum). Sie bietet einen Ort zur Filmsichtung mit dem eigenen Endgerät sowie für Begegnungen und Meetings in entspannter Atmosphäre.
Sechs Preise werden im Rahmen von DOK Industry verliehen. Erstmals vergibt Unifrance einen Preis an eine französische Produktion oder Koproduktion beim DOK Co-Pro Market, die von der Co-Pro-Jury ausgewählt wird. Das Projekt erhält eine Untertitelung von TitraFilm sowie eine Mitgliedschaft bei Unifrance für die französische Produzent*in bzw. den französischen Produzenten. Mit dem „EWA Diverse Voices Award“ wird ein Projekt einer Regisseurin, das aus einem marginalisierten und in der Filmlandschaft unterrepräsentierten Blickpunkt erzählt, ausgezeichnet (in Verbindung mit 1.000 Euro sowie einem einjährigen Mentoring durch DOK Leipzig). Der Sächsische Preis für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin (5.000 Euro) und der „Current Time TV Award“ für ein Projekt aus Mittel- und Osteuropa (1.500 Euro) zeichnen ebenfalls Projekte beim DOK Co-Pro Market aus. Eines der bei DOK Short’n Sweet präsentierten Kurzfilmprojekte wird mit dem „Square Eyes Festival Consultation Award“ geehrt und erhält eine maßgeschneiderte Beratung im Bereich Festivalstrategie. Der „DFM-Works-in-Progress-Preis“, gestiftet von D-Facto Motion, wird erneut im Rahmen der Rohschnitt-Präsentation DOK Preview Germany vergeben.
Die Initiative zur Unterstützung ukrainischer Filmschaffender wird als Sonderprojekt „Docudays UA at DOK Leipzig“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
Durch Unterstützung vom Ukrainian Institute und dem Goethe-Institut können darüber hinaus weitere Filmemacher*innen und Delegationen aus der Ukraine am Festival sowie den Branchenangeboten in Leipzig teilnehmen.
Zum kompletten Branchenprogramm: DOK Industry Programme A-Z
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