Jurys 2024
Maria Bonsanti stellt sich seit über zwanzig Jahren in den Dienst des kreativen Dokumentarfilms. 2000 stieß sie als Programmerin zum Festival dei Popoli in Florenz, wurde 2012 dessen Ko-Intendantin und ist der traditionsreichen Institution bis heute als Vorstandsmitglied verbunden. Wiederholt war sie für das Filmfestival Locarno tätig, unter anderem 2006 und 2007 als Koordinatorin der Sektion Play Forward. Bis 2017 hatte Bonsanti die künstlerische Leitung des Festivals Cinéma du réel in Paris inne und fungierte von 2022 bis 2024 als stellvertretende Direktorin des Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom. Seit 2017 ist sie Programmleiterin von Eurodoc, einem führenden internationalen Netzwerk für Dokumentarfilmproduzent*innen.
Die französische Dokumentarfilmerin Sylvaine Dampierre stammt aus Guadeloupe und ist mit ihren Arbeiten regelmäßig bei den weltweit wichtigsten Dokumentarfilmfestivals vertreten. Die Absolventin der Pariser École nationale supérieure des arts décoratifs gab nach Jahren der Tätigkeit als Filmeditorin mit „The Isle“ 1998 ihr Regiedebüt. Mit „Words of Negroes“ war sie 2021 bei DOK Leipzig zu Gast und wurde für ihren politisch wachen Montage-Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Seit ihren beruflichen Anfängen gibt sie ihr filmhandwerkliches Wissen in den Ausbildungsinitiativen der Pariser Ateliers Varan weiter. 2010 adaptierte sie das nichtakademische Ausbildungskonzept mit der Gründung von Varan Caraïbe für Guadeloupe.
Der aus New York stammende und seit 1995 in Paris lebende Produzent und Redakteur Mark Edwards war vier Jahre lang Direktor der von Steven Spielberg gegründeten USC Shoah Foundation in Frankreich, bevor er europaweit als unabhängiger Produzent tätig wurde. 2012 kam er als Leiter der Abteilung für internationale Koproduktionen zu ARTE Frankreich. 2021 wurde er von Netflix zum Leiter der Abteilung Dokumentarfilm in Europa berufen. Seit seinem Weggang von Netflix im Februar 2024 ist Mark Edwards wieder als Produzent und Medienberater tätig. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung bei der Ausbildung von Dokumentarfilmproduzent*innen und -autor*innen und wirkt als Tutor an renommierten französischen Bildungsinstitutionen. Außerdem war er Mitglied in zahlreichen Filmkommissionen.
Eric Hynes ist als Senior Curator of Film des New Yorker Museum of the Moving Image für die Konzeption von Filmreihen und Podiumsgesprächen sowie die Programmgestaltung des jährlich ausgerichteten hauseigenen Festivalformats „First Look“ verantwortlich. Seine Leidenschaft für das bewegte Bild, insbesondere das dokumentarische, stellt er auch publizistisch unter Beweis. Seit vielen Jahren arbeitet er als Filmkritiker und -journalist für die Feuilletons von New York Times und Washington Post, veröffentlicht Beiträge in Film Comment, Rolling Stone, Village Voice, Slate, New York Magazine und Sight & Sound. Seit 2003 gehört Eric Hynes zu den Stammautor*innen des Filmmagazins Reverse Shot, in dem er unter dem Titel „Make It Real“ eine Kolumne zur Kunst des Nichtfiktionalen betreibt.
Avi Mograbi gilt als einer der profiliertesten Autorenfilmer Israels. 1956 in Tel Aviv geboren, mittlerweile in Lissabon zu Hause, steht sein weltweit gefeiertes Werk für den innovativen Umgang mit dokumentarischen und fiktionalen Formen, aber auch für politisches Engagement. Aktiv unterstützt er die Organisation Breaking the Silence, die Zeugnisse israelischer Militärangehöriger vom Einsatz in den besetzten palästinensischen Gebieten sammelt. Für diese Zeugnisse stellt Mograbi auf poetische Weise Öffentlichkeit her – in Filmen, in Videoarbeiten, auf den großen internationalen Festivals. 2009 verlieh ihm die Akademie der Künste in Berlin den renommierten Konrad-Wolf-Preis, 2015 widmete ihm das Pariser Jeu de Paume eine Retrospektive, 2021 ehrte ihn DOK Leipzig mit einer Hommage.
Der Animationsfilmregisseur, Animator und Visual Designer Merlin Flügel schloss 2017 sein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main mit einem Diplom im Fachbereich Kunst ab. Bereits erste Kurzfilme erregten im Festivalbetrieb Aufmerksamkeit. So lief „Echo“ (2012) bei der Berlinale und bei DOK Leipzig, und „Rules of Play“, der 2018 in Leipzig Premiere feierte, gewann beim Festival d’Animation Annecy 2019 in der Sektion Films de Fin d’études den Preis der Jury. Merlin Flügel ist als Dozent tätig, gibt Workshops und hält Vorträge. Zusammen mit Jonatan Schwenk und Marc Rühl ist er Teil des Animationskollektivs Gogo Tanda, das 2018 das Sweat & Tears Animation Filmfest in Frankfurt am Main gründete. Inzwischen lebt Merlin Flügel in Berlin.
Isabel Herguera, 1961 in San Sebastián geboren, studierte bei Nam June Paik an der Kunstakademie Düsseldorf und verschrieb sich am California Institute of the Arts der Animation. Nach Jahren als Animatorin für Werbe- und Musikclips in den USA kehrte sie 2003 nach Europa zurück. Bis 2011 leitete sie das Animac-Festival in Lleida und war Kuratorin des LIM Laboratorio de Imagen en Movimiento im Kunstzentrum Arteleku in San Sebastián. Workshops und Lehraufträge führten sie nach Indien und China. Seit 2017 ist sie Professorin für Animation an der KHM Kunsthochschule für Medien in Köln. In Isabel Hergueras international gefeierten Animationsfilmen hinterließen Reisen und Begegnungen Spuren, die DOK Leipzig 2024 in einer Hommage nachvollziehbar macht.
Nosipho van den Bragt verbindet ihre Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen mit juristischer Expertise und Unternehmergeist. Sie studierte Jura in Johannesburg und schloss ihre Ausbildung 2014 als Master of Law am Birkbeck College der University of London ab. Im selben Jahr war sie Mitgründerin von Chocolate Tribe, einem Animations- und Visual-Effects-Studio mit Sitz in Johannesburg und Kapstadt, das sie als Geschäftsführerin zu einem professionellen Kreativpartner für internationale Spielfilm-, Serien- und Werbeproduktionen entwickelte. Den kommerziellen Erfolg nutzt sie zur Förderung junger, vor allem weiblicher Talente in allen Gewerken des Animationsfilms – als global tätige Workshop-Tutorin und Veranstalterin des jährlichen Newcomer- und Netzwerktreffens AVIJOZI.
Der Regisseur und Indie-Film-Enthusiast Tilman König wurde 1979 in Erfurt geboren. Er studierte Japanologie und Soziologie in Leipzig und trat als Stipendiat an der Waseda-Universität in Tokio dem Universitätsfilmzirkel bei. Zurück in Leipzig gründete er die Filmgruppe Cinemabstruso, war Kurator des Experimentalfilmfestivals „Die Nacht des radikalen Films“ und ist seit 2009 als Videoszenograf für verschiedene lokale Theaterbühnen tätig. Nach mehreren antirassistisch engagierten Independent-Produktionen, oft in Ko-Regie mit seinem Bruder Karl-Friedrich, gewann Tilman König mit dem Dokumentarfilm „König hört auf“ (2022) die Herzen eines breiteren Publikums. Bei DOK Leipzig wurde er mit dem Filmpreis Leipziger Ring und dem ver.di-Preis ausgezeichnet.
Katrin Mundt ist seit 2018 künstlerische Leiterin des EMAF European Media Art Festival in Osnabrück. Zuvor hat sie Ausstellungen, Film- und Performance-Reihen für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart und den Hartware MedienKunstVerein Dortmund entwickelt und war für internationale Festivals wie die Duisburger Filmwoche, die Videonale in Bonn, für goEast in Wiesbaden und das Festival 25 FPS in Zagreb tätig. Sie ist regelmäßig mit Seminaren, Workshops und Vorträgen an Hochschulen wie der Netherlands Film Academy in Amsterdam, dem Goldsmiths in London und der KHM Kunsthochschule für Medien in Köln zu Gast. Als Publizistin beschäftigt sie sich besonders mit dokumentarischen und performativen Praxen in Film und medialen Künsten.
Die Karriere der Berliner Schauspielerin Susanne Sachsse begann beim Sprechtheater, führte sie jedoch bald auch in andere kreative Betätigungsfelder. Neben performativen und musikalischen Soloprojekten bespielt sie als Gründungsmitglied des Kunstkollektivs CHEAP seit 2001 Bühnen und alternative Kulturräume in Europa und in New York mit kollaborativen Performances, Installationen und inszenierten Events. Auch in ihren Filmengagements geht sie eigene Wege. Sie ist der Star in mehreren Produktionen des kanadischen Queercore-Filmemachers Bruce LaBruce und tritt in den Werken von Yael Bartana, Zach Blas, Vaginal Davis, Ligia Lewis und Natascha Sadr Haghighian auf. 2017 erhielt sie auf dem Guadalajara International Film Festival den Premio Maguey Queer Icon Award.