Tomorrow and Again Tomorrow
Die 1990er Jahre waren die Hochphase der leichten und erschwinglichen Hi8-Kamera, eine Zeit, die zahlreiche First-Person-Documentaries hervorbrachte. Anders als die meisten dieser Filme ist Cabreras 1995 aufgenommenes Tagebuch aber kein rein introspektives Werk. Ihr Blick gilt vordringlich den anderen, dem heranwachsenden Sohn, dem Ex-Mann und der neuen Liebe, der Mutter und den Fremden in der Bahn und auf der Straße. Ihre Form der Autobiografie ist immer eine kollektive, eine gesellschaftliche, eine vielstimmige. Erst der Blick der anderen, der Blick zurück, ermöglicht Verständigung und Erkenntnis. Die Kamera dient als Katalysator der Kommunikation, sie schafft Vertrauen und Distanz zugleich, sie öffnet Augen und Ohren.