„Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder hasst, als mit ihm auf Reisen zu gehen.“ Auch wenn Sky und Johanna dieses Zitat von Mark Twain sicher nicht im Sinn hatten, steht die Reise der zwei jungen Frauen durch Südafrika unter diesem Stern. Aus einer Zufallsbekanntschaft wird eine Beziehung, die in allen Farben der Liebe schimmert. Zwischen Marmite-Toasts, Joints, Selfies und Musik erkunden sie sich mit Haut und Haar. Doch was passiert, wenn die Reise endet?
Die Filmemacherin Johanna Seggelke geht in dieser sehr persönlichen Arbeit ganz andere Wege als im Vorgänger „Elefantin“ von 2020. Sie befragt sich selbst, ihre Gefühle und Erinnerungen und entwickelt fast beiläufig eine betörende Coming-of-Age-Story über das Entstehen und das Verblassen der Liebe im endlos erscheinenden Sommer. Mit leichter Hand hält der Film die filigrane Balance zwischen flirrender Schönheit und Nebenbei. Es gelingt ihm, die komplizierte Dialektik zwischen Nähe und Fremdheit spürbar zu machen. Die hervorragende Montage verwebt fedrige Urlaubsvideos mit einem außergewöhnlichen Score und mal wunderbar verschrobenen, mal klugen Überlegungen der Regisseurin. Ein herrlich unmittelbarer Film, der die Rauheit des Moments bewahrt, während er gleichzeitig der Unhintergehbarkeit der eigenen Empfindungen ein Schnippchen zu schlagen versucht – zumindest eine Zigarettenlänge lang.
Luc-Carolin Ziemann
Credits
Regie
Johanna Seggelke
Kamera
Vi R. Spengler, Johanna Seggelke
Schnitt
Marie Zrenner
Produktion
Johanna Seggelke, Kerstin Zachau, University of Television and Film Munich (HFF)