Gut Ding will Weile haben
Im Herbst 1989 verloren viele Leipziger*innen die Geduld mit der DDR. Binnen Wochen demonstrierten sie einen vierzigjährigen veränderungsresistenten Staatsapparat zugrunde. Nun ist ihre Geduld erneut herausgefordert: 2008 versprach der Bundestag der „Heldenstadt“ der Friedlichen Revolution ein Monument. Die Planungen laufen, und laufen … Leipzig erträgt das Warten gelassen, schließlich war man inzwischen nicht untätig. Gleich nach der Wiedervereinigung nahm die Bürgerschaft ihre Erinnerungskultur so energisch in die Hand, dass sich die Denkmäler mittlerweile stapeln. Beim Aufschauen zur Palmenkrone der Nikolaisäule heißt es aufpassen, um nicht auf eine Gedenktafel zu treten, in einen Gedenkbrunnen zu fallen, an eine Gedenkglocke zu stoßen.
Klassizistisch? Figurativ? Abstrakt? In welcher Formensprache erzählt sich eine Stadt ihre eigene Geschichte, während sie beinahe noch passiert? Einheimische und Zugereiste durchstreifen den aktuellen Leipziger Denkmalbestand, einer bindet sich am großen Zeh der Bronzeplastik „Jahrhundertschritt“ die Schnürsenkel. Denken die Menschen an das, was Denkmäler ihnen zu bedenken geben? In die hintersinnig kadrierten und lakonisch präsentierten Stadtimpressionen mischen sich nicht nur Waren- und Hoheitszeichen gelebter Urbanität, sondern auch die Stimmen lokaler Kulturbeauftragter. Sie machen sich Gedanken: über das Für und Wider des beschleunigten Gedenkens.
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