Über Leben in Demmin

Eine ältere Frau sitzt in einem Sessel, sie zeigt sich an den Hals.

Über Leben in Demmin

Dokumentarfilm
Deutschland
2017
90 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Annekatrin Hendel
Regie
Martin Farkas
Musik
Mathis Nitschke
Kamera
Roman Schauerte, Martin Farkas, Martin Langner
Schnitt
Jörg Hauschild, Catrin Vogt
Buch
Martin Farkas
Ton
Moritz Springer, Urs Krüger

„Es sind ja keine schönen Erinnerungen, keine lustigen Erinnerungen. Und eigentlich hat man die Zeit ja begraben.“ Zwischen dem 30. April und dem 4. Mai 1945 kommt es in der pommerschen Kleinstadt Demmin zu einem Massensuizid mehrerer Hundert Zivilisten. Zwischen ideologischer Leere und der Angst vor der Roten Armee ist Verzweiflung. Ganze Familien gehen ins Wasser, erhängen oder vergiften sich. Den alten Demminern, die Martin Farkas besucht, ist die Nervosität noch immer anzumerken: Kaum eine Hand bleibt während des Gesprächs ruhig – man reibt sie am Rock oder zippelt irgendwo anders herum. Ein Bewohner schildert die Vollkommenheit der Stadt vor dem Krieg und die „Flickschusterei“, die nach seinem Ende eingesetzt habe und bis heute andauere. „Flickschusterei“ wiederum ist kein schlechter Begriff für das, was in Demmin geschieht und wofür Farkas in seinem Film nach Bildern sucht. Da sind die Rechten, welche die Folgen der Massenhysterie als Anlass für einen jährlichen Trauermarsch am 8. Mai, dem Tag der deutschen Kapitulation, missbrauchen. Da stehen die Bürger Demmins, die sich teils angewidert, teils desinteressiert abwenden. Da gibt es Gegendemonstranten und einige Zeitzeugen, die nach mehr als 70 Jahren zum ersten Mal über ihre Erinnerungen sprechen.



Carolin Weidner