Twice into Oblivion
1937 befahl der dominikanische Diktator Rafael Leónidas Trujillo die Ermordung der haitianischen Bevölkerung in der Dominikanischen Republik. Zehntausende wurden brutal niedergemetzelt. Ein Sprachtest entschied über Leben und Tod: Die kreolischsprachigen Haitianer*innen, die das spanische Wort „perejil“ nicht aussprechen konnten, mussten sterben. Dieser Genozid ging deshalb unter dem verharmlosenden Begriff „Petersilienmassaker“ in die Geschichte ein. Bis heute ist die Region von tiefen Traumatisierungen, Rassismen und Klassismen geprägt, die mit der kolonialistischen Vergangenheit der Zwei-Staaten-Insel zusammenhängen.
Behutsam nähert sich der haitianische Filmemacher Pierre Michel Jean diesem kaum bearbeiteten Thema. Ihm gelingt ein Geschichtslehrstück, das unterschiedliche Historiografien – von faktischen Recherchen über problematische Narrativkonstruktionen bis hin zur eindrücklichen Zeitzeugenschaft der letzten Überlebenden – zu einer Art Montage des Wissens verbindet. Gleichzeitig verhandelt sein Dokumentarfilm die Komplexität kollektiver Schuld und die wichtige Frage, wer nun, nach über achtzig Jahren, „mea culpa“ sagen kann und soll. Ein Performance-Workshop des Theaterregisseurs Daphné Ménard, der Künstler*innen beider Staaten zusammenbringt, und die Erinnerungen des hochbetagten Henry Noncent bilden das Herz dieses filmischen Mahnmals, das kraft Empathie überzeugt.
Thematisiert körperliche Gewalt
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