Sonnenstadt
Die Winter in der sibirischen Taiga mögen lang sein, dafür liegt Moskau weit weg. In der endlosen Landschaft zu Füßen des östlichen Sajangebirges hat sich Anfang der 1990er Jahre eine Glaubensgemeinschaft rund um den ehemaligen Verkehrspolizisten Sergej Torop niedergelassen. Nach einem Erweckungserlebnis nennt dieser sich Wissarion, trägt wallende Gewänder, lange Haare und tritt als Sohn Gottes auf Erden auf. In den Häusern seiner Anhängerschaft hängen farbverklärte Porträts, auf denen „der Lehrer“ selbstverloren in die Ferne schaut. Zusammen erschufen sie den Musterort „Wohnstätte der Morgendämmerung“, von den Ansässigen auch „Sonnenstadt“ genannt, um eine neue Gesellschaft aufzubauen.
Fünf Mal reiste die Regisseurin Kristina Shtubert zwischen 2013 und 2022 nach Sibirien. Ihr Blick ist registrierend. Es geht weniger um Glaubens- und Sinnsuche, sondern vielmehr um die Frage, ob die Sonnenstädtler*innen hier zufriedener sind als in ihren abgelegten Leben. Und was wären ihre Alternativen? Mehr und mehr wird die Langzeitbeobachtung zu einer postsowjetischen Erzählung vom ausgeblendeten Staat. Währenddessen schreitet die Militarisierung des Landes voran. Moskau rückt immer näher.
Thematisiert Gewalt an Kindern, Sucht, Drogenkonsum, Suizid
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