The Mother of All Lies

Filmstill The Mother of All Lies

The Mother of All Lies

Kadib abyad
Asmae El Moudir
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Ägypten,
Marokko,
Katar,
Saudi-Arabien
2023
97 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Traumata haben Filmschaffende schon oft auf die Idee gebracht, die dokumentarische Erzählung mit visuellen Verfremdungen zu konfrontieren. Asmae El Moudir wählt die Form einer von Puppen bewohnten Miniatur des Stadtviertels von Casablanca, in dem sie aufwuchs. 1981, vor ihrer Geburt, ereignete sich dort ein Massaker. Polizei und Militärs des marokkanischen Königs erschossen hunderte Teilnehmende der sogenannten Brot-Unruhen, die gegen kontinuierlich steigende Lebensmittelpreise protestierten. Die detailgetreuen Kleinnachbauten – El Moudirs Vater, ein Maurer, baute die Häuser in groß aus Stein und Zement! – veranschaulichen diese Ereignisse zwar, sie kennzeichnen aber auch die Distanz zu einer bilderlosen und in Marokko lange verschwiegenen Historie.

Das Fehlen von Bildern spiegelt sich im familiären Kontext. Warum gibt es keine Kindheitsfotografien von ihr, fragt sich die Regisseurin. Warum präsentierte ihr die Mutter schließlich ein einziges Bild, das aber ein anderes Mädchen zeigt? Um die Miniaturen ihrer Nachbarschaft versammelt dieser in jeder Hinsicht klug gebaute Film schließlich die Mitglieder der Familie. Eine kollektive Wahrheit verspricht diese Konstellation nicht, aber immerhin: einen Streit der Erinnerungen.

Jan-Philipp Kohlmann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Asmae El Moudir
Kamera
Hatem Nechi
Schnitt
Asmae El Moudir
Produktion
Asmae El Moudir
Co-Produktion
Mark Lotfy
Ton
Abdelaziz Glassine
Sound Design
Michael Fawzy
Musik
Nass El Ghiwane
Filmvertrieb
Andrea Hock
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb)