Filmarchiv

Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill Border Conversations
Border Conversations Jonathan Brunner
Wer in die EU will, stößt an Grenzen. Wer helfen will, auch. Ein aufrüttelnder Film über den „Dschungel“ zwischen Belarus und Polen, der im Winter 2021 zur Menschenfalle wurde.
Filmstill Border Conversations

Border Conversations

Border Conversations
Jonathan Brunner
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
30 Minuten
Englisch,
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

Im November 2021 versuchten Menschen, über Belarus und Polen in die EU einzureisen, doch die Route erwies sich als lebensgefährliche Falle. Um keinen Fluchtkorridor zu schaffen, wurden alle Zugänge zum Grenzgebiet gesperrt. Männer, Frauen und Kinder steckten im Niemandsland fest – mitten im Winter, mitten im Wald, wochenlang. Der Film begleitet polnische Aktivistinnen auf ihrem Einsatz. Sie erfahren, dass humanitäre Hilfe, genau wie die Hilfebedürftigen selbst, an Grenzen stößt.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jonathan Brunner
Kamera
Marie Scholjegerdes
Schnitt
Samuel Albert
Produktion
Tristan Schneider
Ton
Marc Lehnert
Musik
Frederic Hellmann
Animation
Fee Fuchs
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Deutscher Wettbewerb Kurzfilm)
Slowenische Animation 2022
Filmstill Chicory ’n’ Coffee
Chicory ’n’ Coffee Dušan Kastelic
Die detailreich animierte Geschichte einer lebenslangen Täuschung: Tag für Tag serviert die Ehefrau Muckefuck aus Zichorie, obwohl der Mann nach echtem Kaffee verlangt.
Filmstill Chicory ’n’ Coffee

Chicory ’n’ Coffee

Čikorija an’ kafe
Dušan Kastelic
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien
2008
9 Minuten
Slowenisch
Untertitel: 
Englisch

Diese musikalische, detailreich umgesetzte 3D-Animation basiert auf einem slowenischen Volksmärchen. Erzählt wird die Geschichte eines Bauernpaares von der Hochzeit bis zum Tod – die Geschichte einer lebenslangen Täuschung: Tag für Tag serviert die Ehefrau Muckefuck aus Zichorie, obwohl der Rüpel von Mann nach echtem Kaffee verlangt. Alle wissen von dem Betrug, nur er bleibt ahnungslos.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Dušan Kastelic
Buch
Dušan Kastelic
Schnitt
Dušan Kastelic
Produktion
Dušan Kastelic
Ton
Mateja Starić
Musik
Iztok Mlakar
Animation
Dušan Kastelic, Cory Collins
Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill Ciné-Guerillas: Scenes from the Labudović Reels
Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels Mila Turajlić
Der jugoslawische Kameramann Stevan Labudović reiste 1959 nach Algerien. Seine Aufnahmen leisteten wertvolle Hilfestellung zur Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht.
Filmstill Ciné-Guerillas: Scenes from the Labudović Reels

Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels

Ciné-Guerrillas: Scenes from the Labudović Reels
Mila Turajlić
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich
2022
94 Minuten
Serbisch,
Französisch,
Arabisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Was haben der algerische Befreiungskampf und Jugoslawien gemeinsam? Stevan Labudović. 1959 entsandte Tito höchstpersönlich seinen Lieblingskameramann nach Algerien. Der Widerstand gegen die französische Kolonialherrschaft brauchte die Augen der Welt, und der erfahrene Partisan Labudović half, sie zu öffnen: Seine Bilder straften die Propaganda der Besatzer und ihrer westlichen Alliierten Lügen. Dies ist ein Porträt von Mann, Mission und Zeit – als Film-, Ideologie- und persönliche Geschichte.

Drei Jahre lang, bis zur Ausrufung der Demokratischen Republik Algerien, stellte Labudović sich und seine Kamera in den Dienst des für die Unabhängigkeit streitenden Volkes. Mila Turajlić fand die damals entstandenen Wochenschauaufnahmen im Archiv von Filmske novosti in Belgrad, sie nahm Kontakt zu dem hochbetagten Pensionär auf, und sie folgte seiner Spur. Aus reichhaltigem Archivmaterial, Tagebucheinträgen von und Interviews mit Labudović, mit Zeitzeugen aus Jugoslawien, Algerien und New York, wo der junge Maghrebstaat wie zahlreiche andere frühere Kolonien um Aufnahme in die Vereinten Nationen rang, destilliert sie die verheißungsvollen Ursprünge einer Allianz, die am Anfang der Blockfreien-Bewegung stand, welche sich gegen die Dichotomie der Supermächte stellen sollte. So enthält die Verbeugung vor ihrem Landsmann Labudović zugleich weltpolitische Aktualität.
Christoph Terhechte

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Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Sylvie Gadmer, Anne Renardet, Mila Turajlić
Produktion
Carine Chichkowsky, Mila Turajlić
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Troy Herion
Nominiert für: MDR-Filmpreis, Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Tanz in der Dunkelheit 2022
Filmstill Cineforms
Cineforms Andrzej Pawłowski
Weiche Lichtwolken drehen sich, fächern sich auf und wechseln ihr Farbkleid: Pawłowskis kosmische „Luxogramme“ existieren nur in der Projektion mit einem raffinierten Linsensystem.
Filmstill Cineforms

Cineforms

Kineformy
Andrzej Pawłowski
Tanz in der Dunkelheit 2022
Performance-Aufzeichnung
Polen
1957
7 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Weiche Lichtwolken drehen sich, fächern sich auf und wechseln ihr Farbkleid: Pawłowski denkt mit seinen kosmischen „Luxogrammen“ den Serpentinentanz der Lumières radikal weiter und entmaterialisiert den Bewegungskörper. Er existiert weder auf einer echten Bühne noch in der Gestalt einer echten Tänzerin, sondern einzig und allein in der Projektion mit einem raffinierten System optischer Linsen.

André Eckardt

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Regie
Andrzej Pawłowski
Produktion
Andrzej Pawłowski
Hommage Mila Turajlić 2022
Filmstill Cinema Komunisto
Cinema Komunisto Mila Turajlić
Mila Turajlićs gefeierter Erstlingsfilm untersucht anhand der reichen, in Archiven bewahrten Filmgeschichte der Tito-Ära die Gründungs- und Selbstbehauptungsmythen Jugoslawiens.
Filmstill Cinema Komunisto

Cinema Komunisto

Cinema Komunisto
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien
2010
101 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Für den filmbegeisterten Marschall Tito, der seinen eigenen Vorführraum besaß und einen Projektionisten in Vollzeit beschäftigte, war das Kino auch ein Mittel, um das sozialistische Jugoslawien zu festigen. Die Filmemacherin Mila Turajlić wiederum, aufgewachsen in einem auseinanderbrechenden Staat, zieht in ihrem ersten langen Film den Reichtum und Glamour der jugoslawischen Kinematografie zu Rate, um die eigene Geschichte besser zu verstehen. In einer cleveren Montage von Interviews und Filmausschnitten erzählt sie von Nationenbildung und Bildern einer Nation, aber auch davon, wie der Untergang der Filmindustrie nach Titos Tod Vorbote des Untergangs ihres Landes wurde.

Christoph Terhechte

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Regie
Mila Turajlić
Kamera
Goran Kovacevic
Schnitt
Aleksandra Milovanovic
Produktion
Dragan Pesikan
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Nemanja Morusovic
Extended Reality 2022
Filmstill Control Negative
Control Negative Monika Masłoń
Eine VR-Erfahrung als psychologisches Experiment: Sie konfrontiert uns mit Gefühlen wie Frust, Hilflosigkeit, Überforderung, Wut und Trauer und entlarvt die Kontrolle als Illusion.
2022
Filmstill Control Negative

Control Negative

Control Negative
Monika Masłoń
Extended Reality 2022
XR
Polen
2022
30 Minuten
Polnisch,
Englisch

Die westliche Selbstoptimierungskultur basiert auf der Idee, alle Bereiche des Lebens kontrollieren zu können. Die VR-Erfahrung unterzieht uns einem psychologischen Experiment. Sie konfrontiert mit Gefühlen wie Frust, Hilflosigkeit, Überforderung, Wut und Trauer und zeigt so: Kontrolle ist eine Illusion. Stück für Stück werden wir von der physischen Aktivierung zur kontemplativen Wahrnehmung geführt.

Lars Rummel

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Krzysztof Franek, Krzysztof Pijarski
Ausführende Produktion
Agnieszka Sural, Tomasz Filiks
Kreative Produktion
Pola Borkiewicz, Jacek Nagłowski
Produktionsfirma
The Polish National Film School in Łódź – vnLab
VR Entwicklung
Marcin Puchalski
3D-Künstler*in
Adam Kosiewicz, Marcin Puchalski
Ton
Kajetan Zakrzewski
Buch
Monika Masłoń, Rafał Kotas
Musik
Karolina Rec
Sprecher*in
Julia Kolberger, Włodzimierz Press, Richard Bialy
Regie
Monika Masłoń
Deutscher Wettbewerb 2022
Filmstill Daniel Richter
Daniel Richter Pepe Danquart
Drei Jahre mit Daniel Richter: Pepe Danquart schließt uns die Tür zum Atelier des berühmten Malers auf und porträtiert den politischen Künstler facetten- und kenntnisreich.
Filmstill Daniel Richter

Daniel Richter

Daniel Richter
Pepe Danquart
Deutscher Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
117 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Wenige Künstlerporträts verschaffen uns das Privileg, einem Maler so nahezukommen, als hätten wir freien Zugang zu seinem Atelier. Drei Jahre lang durfte Pepe Danquart den Maler Daniel Richter begleiten. Er hat ihm mit der Kamera beim Malen zugeschaut, bei Verhandlungen mit seiner Galeristin, im Gespräch mit seiner Verlegerin und beim Scherzen mit seinem Weggefährten Jonathan Meese. Er befragt Sammler, ist auf Auktionen zugegen und sogar beim Besuch im Schallplattenladen.

So entsteht das komplexe Bild eines bildenden Künstlers, der dem Abstrakten ebenso zugeneigt ist wie dem Figurativen und der fortwährend auf der Suche nach dem Sinn seiner Arbeit scheint. Auf dem Kunstmarkt erzielen Daniel Richters Gemälde Höchstpreise – ein Aspekt, den weder Pepe Danquart noch der Maler selbst auslassen, der hier zum Glück aber nicht im Mittelpunkt steht. Vernissagen, Auktionen und Galadiners geben der Filmerzählung Struktur, doch ihr Herz ist Richters Atelier. Dort erleben wir ihn als Handwerker, als rastlosen Macher, der erstaunlich freimütig und selbstironisch über seine Arbeit reflektiert, die für ihn immer auch ein politischer Akt ist. Er spricht über Entstehungsprozess, Wirkung, Bedeutung und Stellenwert der eigenen Bilder, trifft klare Aussagen und nimmt sich bei allem Geltungsanspruch schließlich doch nicht ernster als nötig.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Pepe Danquart
Kamera
Daniel Gottschalk, Marvin Hesse
Schnitt
Toni Froschhammer
Produktion
Vanessa Nöcker, Benjamin Seikel
Co-Produktion
Annegret Weitkämper-Krug
Ton
Andre Zacher, Etienne Haug, Kai Ziarkowski, Tobias Welmering, Krischan Rudolph
Musik
Ramon Kramer
Filmvertrieb
Dietmar Güntsche
Nominiert für: VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness
Camera Lucida 2022
Filmstill Danube
Danube Agustina Pérez Rial
Die gelungene Montage historischer Aufnahmen und persönlicher Annahmen verdichtet sich zu einer möglichen Ereignisgeschichte des 9. Internationalen Filmfestivals Mar del Plata 1968.
Filmstill Danube

Danube

Danubio
Agustina Pérez Rial
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
Argentinien
2021
62 Minuten
Spanisch,
Englisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Das Langfilmdebüt der argentinischen Regisseurin Agustina Pérez Rial über die neunte Ausgabe des Internationalen Filmfestivals in ihrer Heimatstadt Mar del Plata aus dem Jahr 1968 scheint auf eine selten ausgewogene Art das Urdilemma des dokumentarischen Erzählens zu lösen. In einer beeindruckend gelungenen Montage des Archivmaterials wird eine Geschichte konstruiert, die – so die Regisseurin selbst – zwar nicht unbedingt wahr, aber realistisch sei.

Historische Schwarz-Weiß-Fotografien von bestechender Schönheit, Filmaufnahmen aus unterschiedlichsten Quellen und Dokumente aus inzwischen geöffneten Archiven der damaligen Überwachungsbehörden werden durch einen vermeintlichen Zeuginnenbericht – de facto eine weibliche Stimme aus dem Off – konterkariert. Subtil und klug beherrscht Pérez Rial die filmischen Mittel und zieht dabei alle Register: Dokumentarisches und Fiktion, Historie und Gegenwart, Ästhetisches, Wissenswertes und Anekdotisches. Die genau recherchierten Fakten fördern einerseits eine in Vergessenheit geratene Mikrofacette des Kalten Krieges samt Militarisierung, Verfolgung und Paranoia zutage. Andererseits zeigen sie ein Filmfestival als Umschlagplatz von Ideologien und beschreiben es als einen hochpolitisierten Ort. Dadurch eröffnen sich unerwartete Reflexionsräume für die Rolle, die einer solchen Kulturveranstaltung zufällt – historisch wie aktuell.
Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Agustina Pérez Rial
Buch
Paulina Bettendorff
Kamera
Pupeto Mastropasqua
Schnitt
Natalia Labaké
Produktion
Agustina Pérez Rial
Co-Produktion
Fiørd estudio, En otro orden de cosas
Ton
Manuel Embalse
DOK Bildung 2022
Eine wüstenähnliche, karge Ebene. Am Horizont sind viele rauchende Schornsteine mehrerer Raffinerien zu sehen. Mitten in dieser Szenerie steht eine schwarz gekleidete Person.
Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl Jasmin Herold, Michael Beamish

Im kanadischen Fort McMurray liegt eines der größten und letzten Ölvorkommen der Welt. Wie magisch zieht das „schwarze Gold“ Menschen aus aller Welt an. Denn mit dem Ölsand lässt sich so viel Geld verdienen wie nirgendwo anders. Doch der Preis ist hoch.

Eine wüstenähnliche, karge Ebene. Am Horizont sind viele rauchende Schornsteine mehrerer Raffinerien zu sehen. Mitten in dieser Szenerie steht eine schwarz gekleidete Person.

Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl

Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl
Jasmin Herold, Michael Beamish
DOK Bildung 2022
Dokumentarfilm
Deutschland,
Kanada
2018
80 Minuten
Englisch

Vorführung im Rahmen einer Schulvorstellung am 6. Oktober 2022

Im kanadischen Fort McMurray liegt eines der größten und letzten Ölvorkommen der Welt. Wie magisch zieht das „schwarze Gold“ Menschen aus aller Welt an. Denn mit dem Ölsand lässt sich so viel Geld verdienen wie nirgendwo anders. Doch der Preis ist hoch: Die aufwändige Gewinnung des Öls aus dem Teersand setzt lebensgefährliche Stoffe frei, die Natur, Tiere und Menschen vergiften. Ausgerechnet an diesem verlorenen Ort findet Regisseurin Jasmin Herold die große Liebe, ihren späteren Co-Regisseur Michael Beamish. Doch als Michael schwer erkrankt, sind die beiden plötzlich unmittelbar betroffen. Ihr eigener Albtraum beginnt.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jasmin Herold, Michael Beamish
Filmstill The Hamlet Syndrome

Das Hamlet-Syndrom

Das Hamlet-Syndrom
Elwira Niewiera, Piotr Rosołowski
Wettbewerb um den Publikumspreis 2022
Dokumentarfilm
Deutschland,
Polen
2022
85 Minuten
Ukrainisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Fünf junge Menschen aus der Ukraine sprechen über ihr Leben nach der Maidan-Revolution 2014. Nicht alle kämpften im Russisch-Ukrainischen Krieg, aber allen zerschmetterte er Lebenspläne. Als „Generation Maidan“ stehen sie vor der Frage, wie sie Gewalterfahrungen verarbeiten, wie sie weitermachen können. Die Theaterregisseurin Roza Sarkisian inszeniert mit ihnen eine Hamlet-Adaption, in der sie sich in Shakespeares Tragödienfigur spiegeln und Traumata auf der Bühne neu begegnen.

Für sie ist Hamlets Frage nach dem „Sein oder Nichtsein“ nicht nur historischer Text, sondern ein aktuelles und existenzielles Dilemma ohne eindeutige Antwort. Der Film verfolgt den Clash der unterschiedlichen Biografien, Selbstentwürfe und politischen Haltungen bei den Proben: Ein Soldat trifft zum ersten Mal auf eine LGBT-Person, die Feministin hadert damit, dass der Krieg hart erkämpfte Emanzipationserfolge hinfällig macht. Reibungen und Differenzen treten zutage, Kompromisse werden mühsam ausgehandelt. Schließlich weitet der Film seinen Fokus und verlässt die Bühne, um die fünf auch als (mit sich ringende) Privatpersonen vorzustellen. Es entsteht ein vielschichtiges, dichtes Porträt einer zerrissenen und gleichzeitig kraftvollen ukrainischen Generation, die sich nur wenige Monate nach der Premiere des Theaterstückes durch den russischen Überfall erneut im Kriegszustand befindet.
Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Elwira Niewiera, Piotr Rosołowski
Kamera
Piotr Rosołowski
Schnitt
Agata Ciernak
Produktion
Andreas Banz, Matthias Miegel, Magdalena Kaminska, Agata Szymanska, Robert Thalheim
Ton
Marcin Lenarczyk, Jaroslaw Sadowski, Andrii Nidzelskyi
Sound Design
Jonathan Schorr
Musik
John Gürtler, Jan Miserre
Filmvertrieb
Katarzyna Wilk
Broadcaster
Eva Witte-Toetzke, Beata Ryczkowska, Alicja Gancarz
Redaktion
Eva Witte-Toetzke
Nominiert für: MDR-Filmpreis, Filmpreis Leipziger Ring
Filmstill Days of Fishing

Days of Fishing

Jours de pêche
Benjamin Grinand, Lucien Lepoutre
Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Belgien
2021
16 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Irgendwo auf einem Ozean geht die Besatzung eines Fischtrawlers Tag und Nacht ihrer Arbeit nach. Jeder Handgriff muss sitzen, eine Bewegung führt automatisch zur nächsten. Schwere Ketten sind zu befestigten, Netze einzuholen, Fische zügig auszunehmen und in großen Kisten mit Eis zu verpacken. Eine Zigarette ist stets fest zwischen den Lippen, und im Glas mit Schokocreme findet sich hoffentlich immer noch ein Rest. Die Kamera bewegt sich im gleichen rollenden Takt wie das Schiff in den Wellen.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Benjamin Grinand, Lucien Lepoutre
Kamera
Benjamin Grinand, Lucien Lepoutre
Schnitt
Joséphine Doublet
Produktion
Vincent Canart
Ton
Lucien Lepoutre, Benjamin Grinand
Zeit zu handeln! 2022
Filmstill Dead Sea Dying
Dead Sea Dying Rebecca Zehr, Katharina Rabl
Eine bildgewaltig-dystopische Parabel über eine Gesellschaft, die angesichts der drohenden Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen in Schockstarre verfallen zu sein scheint.
Filmstill Dead Sea Dying

Dead Sea Dying

Dead Sea Dying
Rebecca Zehr, Katharina Rabl
Zeit zu handeln! 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2019
30 Minuten
Englisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch

Eine cineastische Reise an den tiefsten Punkt der Erde, in deren Verlauf sich die universelle Geschichte von Schöpfung, Verantwortung und Verderben entfaltet. Gedreht wurde an den Ufern des Toten Meeres, wo Gott einst Sodom und Gomorra zerstörte, um die sündigen Menschen zu bestrafen. Das Wasser des Sees zieht sich hier seit Jahrzehnten zurück. Übrig bleiben nur salzige Krusten, verlassene Spa-Anlagen und gefährliche Sinklöcher. Die doppelbödige, aber nie aufdringliche Montage verknüpft die biblische Erzählung um Lots zur Salzsäule erstarrte Frau mit der beunruhigenden Frage, warum wir angeblich vernunftbegabten Wesen auf die aktuellen Krisen nur mit Schockstarre reagieren, statt zu handeln.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rebecca Zehr, Katharina Rabl
Buch
Rebecca Zehr, Katharina Rabl
Kamera
Manuel Lübbers
Schnitt
Melanie Jilg
Produktion
Rebecca Zehr, Katharina Rabl
Sprecher*in
Mona Vojacek Koper
Filmstill Delikado

Delikado

Delikado
Karl Malakunas
Zeit zu handeln! 2022
Dokumentarfilm
USA,
UK,
Philippinen,
China,
Australien
2022
94 Minuten
Englisch,
Philippinisch
Untertitel: 
Englisch

Auf Palawan im philippinischen Inselarchipel fällt immer mehr Regenwald den Sägen zum Opfer. Die Rodungen sind zwar illegal, werden aber vom korrupten Regime unter Präsident Duterte gedeckt und sogar initiiert. Dagegen regt sich Widerstand vor Ort. Eine Gruppe mutiger Männer um einen resoluten Menschenrechtsanwalt entschließt sich zu reagieren. Sie schleichen in die Wälder, um den Rodungstrupps in unbeobachteten Momenten die Kettensägen, Autos und Boote abzunehmen. Der spannende, wie ein Thriller gebaute Film begleitet sie auf diesen gefährlichen Einsätzen, die sie „meta-legal“ nennen. Doch der Preis ist hoch: Einige Aktivisten bezahlen ihre Gegenwehr mit dem Leben.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Karl Malakunas
Kamera
Tom Bannigan
Schnitt
Michael Collins, Eric Daniel Metzgar
Produktion
Marty Syjuco, Michael Collins, Kara Magsanoc-Alikpala
Musik
Nainita Desai
Filmvertrieb
Jenny Bohnhoff
Retrospektive 2022
Filmstill The First Birthday
Der erste Geburtstag Gabriele Hochneder
Silvia, alleinerziehend, begeht den ersten Geburtstag ihrer Tochter. Ein nüchternes und bisweilen ernüchterndes Porträt, in dessen Zentrum eine zuversichtliche Frau steht.
Filmstill The First Birthday

Der erste Geburtstag

Der erste Geburtstag
Gabriele Hochneder
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1978
17 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Ein Jahr lebt Silvia Szuprizinski nun schon allein mit ihrer kleinen Tochter: Zeit für ein Resümee. Die junge Frau gibt Auskunft, ihre Erzählungen kommentieren Gabriele Hochneders Alltagsbilder, die von Anstrengungen künden. Über die misslungene Beziehung zum Kindsvater spricht Silvia, gelehnt an den Kachelofen, abgeklärt, auch wenn ein gewisses Bedauern mitschwingt. Immerhin ist ihre eigene Familie präsent, pünktlich zum ersten Geburtstag stehen allesamt vor der Tür. Ihre Abende jedoch verbringt Silvia wieder nur mit sich – und dem Fernsehapparat. Dass Hochneders Film trotz aller Widrigkeiten nicht zum Lamento gerät, ist auch seiner zuversichtlichen Hauptprotagonistin zu verdanken.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Gabriele Hochneder
Kamera
Jürgen Lubosch
Schnitt
Ilona Thiel
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Retrospektive 2022
Filmstill Dialogue
Dialog Róża Berger-Fiedler
Ein junger Offizier öffnet die Pforten zur Nationalen Volksarmee und zum engsten Familienkreis. Während sich sein Leben abwechslungsreich gestaltet, müssen andere sich unterordnen.
Filmstill Dialogue

Dialog

Dialog
Róża Berger-Fiedler
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1978
27 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Nimm’s nich übel. Heute wird das nischt.“ Ein salopper Anruf, der Mann wird sich wieder verspäten, nach acht erst ist mit ihm zu rechnen. Es handelt sich um einen Offizier der Nationalen Volksarmee, noch jung, doch schon ordentlich herumgekommen. Immer mit dabei: die Gattin. Sie hat sich ihrem Schicksal gefügt, während er in seinem Beruf beneidenswert aufgeht. Róża Berger-Fiedler verbringt die meiste Zeit an seiner Seite. In flotten Schnitten springt sie mit ihm von Termin zu Termin. Ständig wird und muss dabei gesprochen werden: zu Vertretern der sowjetischen Streitkräfte, jungen Wehrdienstlern, Untergebenen. Die Worte kommen ihm leicht über die Lippen, doch nicht alles läuft glatt.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Róża Berger-Fiedler
Buch
Róża Berger-Fiedler
Kamera
Hans-Eberhard Leupold
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Musik
Peter Gotthardt
Kids DOK 2022
Filmstill The Most Boring Granny in the Whole World
Die allerlangweiligste Oma auf der ganzen Welt Damaris Zielke
Beim Mittagsschlaf ihrer langweiligen Oma kommt Greta auf die Idee, Beerdigung zu spielen. Als Oma aufwacht, erkennen sie: Für gute Erinnerungen muss man schöne Momente schaffen.
Filmstill The Most Boring Granny in the Whole World

Die allerlangweiligste Oma auf der ganzen Welt

Die allerlangweiligste Oma auf der ganzen Welt
Damaris Zielke
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
7 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Puh, ist das langweilig. Bei Oma darf man gar nichts! Nichts anfassen, nichts anmalen, immer nur leise sein. Aber als Oma ihren Mittagsschlaf hält, kommt Greta auf die Idee, mit ihr Beerdigung zu spielen. Die Kuscheltiere trauern am Sofa-Grab, Greta hält eine Rede mit bebender Stimme. Da wacht Oma wieder auf und sie beide sehen ein: Für gute Erinnerungen muss man schöne Momente miteinander schaffen.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Damaris Zielke
Kamera
Michael Throne
Schnitt
Damaris Zielke
Produktion
Jiayan Chen
Ton
Max Hartstang, Marieke Czogalla
Sound Design
Marieke Czogalla
Musik
Hannes Binder
Animation
Damaris Zielke, Lukas von Berg, Ferdinand Ehrhardt, Patrik Knittel, Sarah Schulz , Tanja Gruber, Laura Staab