Filmarchiv

Filmstill The Bridge of Caputh

Die Brücke von Caputh

Die Brücke von Caputh
Eva Fritzsche
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
Deutschland (Sowjetische Besatzungszone)
1949
15 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Werktätige rekonstruieren eine Eisenbahnbrücke, und Eva Fritzsche rekonstruiert den Prozess dahinter – indem sie nachstellt, was sie nicht filmen konnte, unterstützt von den Beteiligten, die sich noch einmal selbst spielen. Der Film stimmt besonders auf jene unter ihnen ein Loblied an, deren Einsatzbereitschaft gering geschätzt wurde: Jugendliche, die sogar auf den Fußball verzichten, und Frauen, die auf einmal in der Fabrik stehen. „Frauen als Grobschmiede, ist ja ’n Witz!“, höhnt da ein Mann vom Arbeitsamt. Darin hallt wider, was sich Eva Fritzsche bei der DEFA anhören musste: „Frauen machen keine Filme!“ Doch sie machte – und schuf so eines der eindrücklichsten Zeugnisse der Aufbaujahre.

Felix Mende

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Regie
Eva Fritzsche
Buch
Eva Fritzsche
Kamera
Arndt von Rautenfeld, Götz Neumann
Schnitt
Anneliese Schlüter
Produktion
DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme
Musik
Eberhard Schmidt, Fritz Steinmann
MDR Special Screening 2022
Filmstill The Corner
Die Ecke Christa Pfafferott
An der Straßenecke Sperlingsberg im thüringischen Oberdorla trifft Welt- auf Lokalgeschichte. 1945 wurde hier ein amerikanischer Soldat erschossen. Ein Foto von ihm kursiert Jahrzehnte später im Internet. Dieses Bild stellt die Regisseurin Christa Pfafferott an den Anfang ihrer Recherche.
Filmstill The Corner

Die Ecke

Die Ecke
Christa Pfafferott
MDR Special Screening 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2021
90 Minuten
Deutsch,
Englisch
Untertitel: 
Deutsch

An der Straßenecke Sperlingsberg im thüringischen Oberdorla trifft Welt- auf Lokalgeschichte. 1945 wurde hier ein amerikanischer Soldat erschossen. Ein Foto von ihm erlangte Berühmtheit und kursiert, Jahrzehnte später, im Internet. Dieses Bild stellt die Regisseurin Christa Pfafferott an den Anfang ihrer Recherche.

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Regie
Christa Pfafferott
Kamera
Johannes Praus
Produktion
Katrin Thomas
Broadcaster
arte, Sabine Lange
Redaktion
Ulrich Brochhagen
Filmstill The Poet’s Wife

Die Frau des Dichters

Die Frau des Dichters
Helke Misselwitz
Wettbewerb um den Publikumspreis 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2021
94 Minuten
Türkisch
Untertitel: 
Englisch

Man fühlt sich willkommen auf der Terrasse von Güler Yücel. Die temperamentvolle Künstlerin präsentiert farbenfrohe Malereien eines Alltags, den sie aus nächster Nähe kennt. Yücel lebt und malt auf der türkischen Halbinsel Datça. Ihre Gemälde sind chronistische Erzählungen. Sie fangen die Ausgelassenheit einer Hochzeit ein, begleiten Arbeiter während der Olivenernte, zeigen eine Ziegenherde. Sie erzählen auch von ihrer Ehe mit Can, einem politisch verfolgten, mittlerweile verstorbenen Dichter.

Wenn es Güler Yücel zu heiß wird, spritzt sie sich lachend mit einem Schlauch ab. Sogar ihre neuesten Arbeiten müssen sich einem Wassertest unterziehen. Wir lernen eine unkonventionelle Frau kennen, die auch als Betagte mit schöner Lebenslust ihre Umgebung erkundet. Angeregt von den Gesprächen und Yücels Werk geht die Filmkamera auf Entdeckungsreise. Ihr Blick verweilt auf anderen Frauen, die selbstbewusst ins Objektiv schauen und sprechen, wie etwa die Ziegenhirtin von ihrer Zeit in der Stadt, wo sie sich fremdbestimmt fühlte. Nun ist sie bei sich selbst angekommen. Später, auf einer Hochzeitsgesellschaft, schreitet die junge Braut stolzen Schrittes in die Zukunft. Auch Güler Yücel hat ihr Leben und ihre Liebe gelebt. Auf einem ihrer Bilder sieht man Can und sie nackt in der Sonne sitzen. Sie erinnert sich an ihren Ehemann, an die gemeinsam ausgefochtenen politischen Kämpfe.
Anke Leweke

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Regie
Helke Misselwitz
Buch
Helke Misselwitz
Kamera
Ferhat Yunus Topraklar, Yunus Roy Imer, Thomas Plenert
Schnitt
Gudrun Steinbrück
Produktion
Helke Misselwitz
Ton
Adam Tusk, Luise Hofmann
Sound Design
Detlef Antonius Schitto
Musik
Volkan Ergen
Retrospektive 2022
Filmstill Kollwitz and Her Children
Die Kollwitz und ihre Kinder Christa Mühl
Was ist davon zu halten, dass Kinder auf der Kollwitz-Plastik spielen? Ein Briefwechsel mit deren Bildhauer inspirierte Christa Mühl zu einer gewitzten, hintersinnigen Miniatur.
Filmstill Kollwitz and Her Children

Die Kollwitz und ihre Kinder

Die Kollwitz und ihre Kinder
Christa Mühl
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1971
10 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Kollwitzplatz, Prenzlauer Berg: Kinder spielen und turnen auf dem Käthe-Kollwitz-Denkmal, stirnrunzelnd stehen die Erwachsenen daneben. Was wohl Gustav Seitz, der Schöpfer der Plastik, dazu sagen würde? Christa Mühl hat ihn gefragt, doch verrät seine Antwort erst, als endlich die Erwachsenen das Bild geräumt haben. Bis dahin konstruiert sie zu belgischem Cembalo-Jazz und in dem kecken Montagestil, der ihre frühen dokumentarischen Arbeiten charakterisiert, federleichten Sprengstoff. Nachdem Karl-Eduard von Schnitzler persönlich die kontroverseste Szene schneiden ließ, konnte der Film im Fernsehen ausgestrahlt werden und löste dort eine lebhafte Diskussion über den Gebrauchswert von Kunst aus.

Felix Mende

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Regie
Christa Mühl
Buch
Werner Hecht, Christa Mühl
Kamera
Christiane Kunow
Schnitt
Karin Döring
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Ton
Wolfgang Hasse
Deutscher Wettbewerb 2022
Filmstill Dead Birds Flying High
Die toten Vögel sind oben Sönje Storm
Die Pflichten als Bauer vernachlässigte Jürgen Friedrich Mahrt (1882–1940) nur zu gern: für das hingebungsvolle Dokumentieren einer Natur, wie sie heute nicht mehr auffindbar ist.
Filmstill Dead Birds Flying High

Die toten Vögel sind oben

Die toten Vögel sind oben
Sönje Storm
Deutscher Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
83 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Auf einem norddeutschen Dachboden: Kisten voller aufgespießter Schmetterlinge, sorgsam von Hand kolorierte Fotografien der örtlichen Flora und Fauna, Hundertschaften ausgestopfter und eingestaubter Vögel – Jürgen Friedrich Mahrt (1882–1940) hat ganze Arbeit geleistet. Seine Sammlungen künden von einer nicht mehr existenten Gegenwart. Und doch verbergen sich in ihnen bereits alle Vorzeichen einer ökologischen Krise.

Tot oder lebendig? Den Aufnahmen von Jürgen Friedrich Mahrt wohnt ein unheimliches Moment inne: Nicht immer kann man sicher sein, ob das im Kader eingefangene Tier Ergebnis stundenlanger Warterei oder doch nur ein lebensecht inszeniertes Präparat ist. Da fehlen die Wellenbewegungen um die Ente im Teich, da blickt der Greifvogel verdächtig ruhig direkt in die Linse. Mahrt war ein Grenzgänger. Die bäuerlichen Pflichten opferte er dem Drang, Dokumentarist heute kaum noch vorzufindender Naturräume zu werden. Uralte Wälder, verwunschene Moore, Makroansichten dicker bunter Raupen – nahezu magische Bilder, die, ob der unwiederbringlich verlorenen Vielfalt, zugleich traurig stimmen. Urenkelin Sönje Storm lässt den Nachlass des ruhigen Exzentrikers von Fachkundigen analysieren, zeigt Torfstecher, ausgestorbene Spezies und ein sich veränderndes Land. Eine überaus anregende Exkursion, kongenial begleitet von verschrobenen Electronica-Klängen von Dominik Eulberg und Bertram Denzel.
Carolin Weidner

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Regie
Sönje Storm
Buch
Sönje Storm
Kamera
Alexander Gheorghiu
Schnitt
Halina Daugird
Produktion
Sönje Storm
Ton
Roman Pogorzelski
Musik
Dominik Eulberg, Bertram Denzel, Henry Reyels
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Deutscher Wettbewerb)
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The World Is a House and There Are Rules in This House
Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus Felix Leffrank
Eine durchaus kreative Reflexion der unkreativen Phasen: Ein Geschichtenerzähler kämpft mit Depressionen und Schreibblockaden, unter den wachsamen Augen innerer wie äußerer Dämonen.
Filmstill The World Is a House and There Are Rules in This House

Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus

Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus
Felix Leffrank
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
13 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

In farbenfrohen computeranimierten Bildern verhandelt Felix Leffrank die Höhen und Tiefen eines Künstleralltags. Auf dem Leidensweg zwischen Depressionen, Schreibblockaden, Wut und großstädtischer Einsamkeit wird ein Geschichtenerzähler von drei schrägen Vögeln begleitet, die mal als nervige Nachbarn, mal als innere Dämonen auftreten. Jung, Freud und die Psychologin Dr. Breuer in Gestalt einer grauen Katze fördern die Selbstreflexion, doch am meisten hilft wohl ein gemeinsames Bier mit Freunden.

Borjana Gaković

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Regie
Felix Leffrank
Schnitt
Felix Leffrank
Produktion
Felix Leffrank
Ton
Christoph Müller
Musik
Christoph Müller
Animation
Felix Leffrank
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis, Gedanken-Aufschluss-Preis
Seelendinge 2022
Filmstill Thing
Ding Malte Stein
Liebesbedürftig wirkt das kleine Wesen. Bis es um die Ecke faucht. Auf seinen kurzen Beinchen spurtet es dir durch die leere Vorstadt hinterher. Unbehagen macht sich breit.
Filmstill Thing

Ding

Ding
Malte Stein
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Deutschland
2021
4 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Klein und niedl… Nein, nicht niedlich, eher liebesbedürftig und schüchtern wirkt dieses kniehohe Wesen. Bis es um die Ecke faucht. Auf seinen kurzen Beinen spurtet es dir durch die leere Vorstadt hinterher. Unbehagliches Lauern macht sich breit. Malte Stein legt mit gezeichneter Kargheit, gemeinen Geräuschmotiven und nicht so freundlichen Charakteren chirurgisches Besteck für das Kopfkino bereit.

André Eckardt

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Regie
Malte Stein
Produktion
Malte Stein
Animation
Malte Stein
Filmstill Divine Factory

Divine Factory

Divine Factory
Joseph Mangat
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Philippinen,
USA,
Taiwan
2022
120 Minuten
Philippinisch
Untertitel: 
Englisch

Wenn in diesem Film von der Zeit die Rede ist, „als St. Joseph kam“, geht es nicht um eine religiöse Erscheinung, sondern um das populärste Produkt der TML Holy Crafts Incorporated. In der Manufaktur auf den Philippinen, dem Land mit der drittgrößten katholischen Bevölkerung der Welt, fertigen die Beschäftigten in Handarbeit und unter ausbeuterischen Bedingungen Heiligenfiguren. Joseph Mangat porträtiert diesen Ort mit Fokus auf den Arbeitenden, darunter einige aus der LGBTQI-Community.

Schicht um Schicht wird in der ersten Szene eine Gipsbüste freigelegt. Mit diesem Bild ließe sich auch der Ansatz von „Divine Factory“ beschreiben: Vom Ladengeschäft bis zur Werkstatt, vom Unternehmer bis zur einfachen Arbeiterin, von der Herstellung bis zur Nutzung der religiösen Artikel macht der Film die sozialen und ökonomischen Facetten dieser Institution sichtbar. Dabei beobachtet der philippinische Regisseur nicht nur genau, wie dort gearbeitet und gehandelt wird, sondern verwickelt die Beteiligten auch in offene Gespräche über Liebe, Löhne und Lebensbedingungen. Das Modell einer profitorientierten Bezahlung der Angestellten offenbart die Verzahnung ökonomischer und religiöser Ideen. So erscheint der für alle wünschenswerte Erfolg des Unternehmens aus der Großstadt Antipolo nahe Manila nur mehr als göttlicher Segen.
Jan-Philipp Kohlmann

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Regie
Joseph Mangat
Kamera
Albert Banzon
Schnitt
Ilsa Malsi, Joseph Mangat
Produktion
Alemberg Ang, Stefano Centini
Ton
Duu-Chih Tu
Filmvertrieb
Lya Li
Nominiert für: FIPRESCI Preis, Preis der Interreligiösen Jury
Filmstill Dog-Apartment

Dog-Apartment

Koerkorter
Priit Tender
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Estland
2022
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Englisch

Getrieben vom Bellen der nimmersatten Mietwohnung, bahnt sich ein gealterter Balletttänzer seinen Weg durch eine dauerverregnete Einöde zur monotonen Erwerbsarbeit. Zu Tschaikowskis Schwanensee vollführt der Protagonist grazile Bewegungen und scheint kurz erfüllt. Aber das Publikum? Perlen vor die Kühe! Priit Tenders bissige, surreale Stop-Motion-Animation assoziiert frei nach einem Gedicht von Andres Ehin über einen zermürbenden, gefräßigen Alltag, der auf den Hund gekommen ist.

Samuel Döring

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Regie
Priit Tender
Buch
Priit Tender
Kamera
Ragnar Neljandi
Schnitt
Priit Tender
Produktion
Kerdi Oengo
Ton
Gabriel Solis
Musik
Neoton Familia, Ion Suruceanu
Animation
Marili Sokk, Egert Kesa
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Kids DOK 2022
Filmstill Don’t Blow It Up
Don’t Blow It Up Alžbeta Mačáková Mišejková
Zwei Mädchen geraten beim Ballspiel in einen Streit. Der Ärger lässt sie sich aufblähen und wie Luftballons bis in die Wolken fliegen. Wer rettet jetzt ihr Kätzchen vom Baum?
Filmstill Don’t Blow It Up

Don’t Blow It Up

Odpusť
Alžbeta Mačáková Mišejková
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Tschechische Republik
2022
9 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Sommertag auf der Wiese. Zwei Mädchen haben Spaß beim Ballspielen, bis der Ball zu heftig geworfen wird. Der anschließende Ärger und Streit lässt sie sich aufblähen. Wie Luftballons fliegen die beiden bis in die Wolken. Dort oben angelangt wissen sie nicht, wie sie wieder herunterkommen sollen. Da sehen sie, dass ihr Kätzchen auf einem Baum festsitzt. Wer kann es retten?

Lina Dinkla

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Regie
Alžbeta Mačáková Mišejková
Kamera
Alžbeta Mačáková Mišejková
Schnitt
Alexander Kashcheev, Lucie Hecht
Produktion
Martin Vandas
Co-Produktion
Ondřej Šejnoha
Ton
Tomáš Kozelka
Musik
Magdaléna Mišejková
Animation
Alžbeta Mačáková Mišejková
Extended Reality 2022
Filmstill Dragzina
Dragzina Nikita Shokhov, Masha Vorslav
Wo sind Orte für LGBTQIA2S+-Kultur in Russland? Die AR-Erfahrung eröffnet der Drag-Szene einen digitalen Schutzraum, in dem sie performen kann, ohne Gewalt fürchten zu müssen.
Filmstill Dragzina

Dragzina

Dragzina
Nikita Shokhov, Masha Vorslav
Extended Reality 2022
XR
USA,
Russland,
UK
2022
12 Minuten
Englisch,
Russisch

Die LGBTQIA2S+-Community in Russland trifft auf ein zunehmend feindliches gesellschaftliches Klima, wird tabuisiert und kriminalisiert. Die AR-Erfahrung eröffnet der lokalen Drag-Szene einen digitalen Schutzraum, in dem sie performen kann, ohne Gewalt fürchten zu müssen. Diese künstlerische Inbesitznahme heteronormativ dominierter Orte ist zugleich politische Intervention.

Lars Rummel

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Produktion
Anna Evtiugina
Produktionsfirma
iPureland.art
AR Entwicklung
Yuan Li
Interaktives Design
Parker Ford
Künstlerisches Design
Alexey Golubev, Vannet, Zac Kim
Creative Technologist
Zach Duer
Ton
Konstantin Andzhanovskii
Musik
Ultraflex, Anoche Xenon
Performer
Masha Vorslav, Lorina Rey, Anoche Xenon, Skinny Jenny, Polis Vera/Robert, Vanessa Diziai, Ramona Vile, Vannet
Key Collaborator
Moscow gender play community "Dragzina", Moscow drag community "Home Drag Race", Ilya Lagerfeld
Regie
Nikita Shokhov, Masha Vorslav
Filmstill Three Women

Drei Frauen

Drei Frauen
Maksym Melnyk
Wettbewerb um den Publikumspreis 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
85 Minuten
Deutsch,
Ukrainisch
Untertitel: 
Englisch

In einem abgeschiedenen Dorf, dessen Name sinngemäß „kalter Ort“ bedeutet, sucht dieser Film nach Wärme in der Begegnung. Das ukrainische Stuschyzja liegt in den Karpaten im Dreiländereck zwischen Polen und der Slowakei. Wo 2019, im Jahr von Selenskyjs Wahlerfolg, kaum noch junge Menschen leben, sind die drei älteren Protagonistinnen – Landwirtin, Postbeamtin und Biologin – fest verwurzelt. Mit der Zeit wird auch das Filmteam, zumindest temporär, zu einem geschätzten Teil der Dorfgemeinschaft.

Zwischen Horoskop-Lesungen im Postamt, Hofarbeit mit der Mistgabel und kirchlichen Segnungen reparaturbedürftiger Pkws nähert sich Maksym Melnyk, selbst gebürtig aus der Oblast Transkarpatien, den drei Frauen an. Sein dokumentarischer Stil ergibt sich aus der Interaktion: Stellt er zu Beginn wie ein Reporter Fragen aus dem Off, rückt er mit zunehmender Nähe zu den Menschen selbst ins Bild. Als „Fliege an der Wand“ begreifen sich heute die wenigsten Dokumentarfilmschaffenden. Aber der Protagonistin vor laufender Kamera ein Schwein zu schenken, sich von ihr die Haare schneiden zu lassen? Das ist dann doch eher ungewöhnlich. Am Beispiel der alleinstehenden Bäuerin Hanna, die Melnyk und Kameramann Florian Baumgarten – ihn nennt sie „der Deutsche“ – wie Söhne behandelt, porträtiert der Film ein entbehrungsreiches Landleben, das in der Bergregion nahe der EU-Grenze im Niedergang begriffen scheint.
Jan-Philipp Kohlmann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Maksym Melnyk
Kamera
Florian Baumgarten, Meret Madörin
Schnitt
Jannik Eckenstaler
Produktion
Maksym Melnyk, Andrea Wohlfeil
Ton
Roman Pogorzelski
Musik
Maksym Melnyk
Ausgezeichnet mit: DEFA Förderpreis, Goldene Taube (Publikumswettbewerb)
Retrospektive 2022
Filmstill Diary of a German Woman
Du bist min. Ein deutsches Tagebuch Michael Englberger, Hans-Joachim Funk, Manfred Krause, Andrew Thorndike, Annelie Thorndike
Aus Annelie Thorndikes Tagebucheinträgen entspinnt sich eine leidenschaftliche Ode an Land und Leute der DDR. Gelegentlich schweift der Blick voll Schrecken und Wehmut gen Westen.
1969
Filmstill Diary of a German Woman

Du bist min. Ein deutsches Tagebuch

Du bist min. Ein deutsches Tagebuch
Michael Englberger, Hans-Joachim Funk, Manfred Krause, Andrew Thorndike, Annelie Thorndike
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1969
111 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Im Zentrum des persönlichsten Projekts der Thorndikes stehen die Tagebucheintragungen von Annelie: Ihre Geschichte sollte Ausgangspunkt sein für eine Art gesamtdeutschen Heimatfilm, der die utopische Kraft der DDR preist und bundesrepublikanisches Unrecht scharf verurteilt, erhabene Schönheit allerdings auf beiden Seiten der Mauer findet. Im Laufe der Realisierung wurde die visionäre Dimension des Unterfangens immer weiter gestutzt, bleibt jedoch auch in der kompromittierten Endfassung jederzeit spürbar: Die Intensität des Pathos ist zugleich erdrückend und betörend; einige historische Vergröberungen und ideologische Verbiegungen mögen haarsträubend sein, ihre Wirkung verfehlen sie nicht.

Felix Mende

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Regie
Michael Englberger, Hans-Joachim Funk, Manfred Krause, Andrew Thorndike, Annelie Thorndike
Buch
Annelie Thorndike, Andrew Thorndike
Kamera
Ernst Oeltze, Hermann Ihde, Christian Lehmann, Siegfried Mogel, Günter Ost, Siegfried Oschatz, Alexander Westlin
Schnitt
Christa Bramann
Produktion
DEFA-Gruppe 67
Ton
Werner Klein
Musik
Hans-Dieter Hosalla
Filmstill Being That Boy Again

Einmal wieder dieser Junge sein

Einmal wieder dieser Junge sein
Jan Koester
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
7 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Die Mutter fängt an zu trinken, als er acht Jahre alt ist. Jan Koester projiziert auf seinen Körper Fotos seiner Kindheit, die von Einsamkeit und Hilflosigkeit in toxischen Beziehungen erzählen. Diese Rorschach-artigen Überlagerungsbilder setzen leibliche Abstraktionen ins Verhältnis zu ihren gewaltsamen und entfremdeten Umwelten. Zwischen fluiden und stockenden Bewegungen changierend, dekonstruieren ineinander verschobene und aneinander zerrende Pixel vorherrschende Gendernormen.

Samuel Döring

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Regie
Jan Koester
Kamera
Lisa Violetta Gaß, Jan Koester
Schnitt
Jan Koester
Produktion
Christine Haupt
Ton
Alexander Heinze
Musik
Jan Koester
Animation
Jan Koester
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis, Gedanken-Aufschluss-Preis
Retrospektive 2022
Filmstill Remembering Means Living
Erinnern heißt Leben Róża Berger-Fiedler
Ein Gang über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee und durch die jüdische Geschichte der Stadt. Privates und Historisches, Vergangenes und Gegenwärtiges fließen ineinander.
Filmstill Remembering Means Living

Erinnern heißt Leben

Erinnern heißt Leben
Róża Berger-Fiedler
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1987
59 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Róża Berger-Fiedlers Gang über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee, das Grab der eigenen Großmutter suchend, wird auch zum Gang durch die vielfältige jüdische Geschichte der gesamten Stadt. Dazwischen: Impressionen der Chanukka-Festivitäten im „Nationalitätenrestaurant“ Café Moskau in der Ostberliner Karl-Marx-Allee, lichtdurchflutet und andächtig. Kunstvoll verwebt der Film Vergangenheit und Gegenwart aktiven jüdischen Lebens mit dem Gedenken an Vertreibung und Vernichtung, führt private und historische Perspektive zusammen und bewirkt so sensible Annäherung da, wo in der DDR lange formelle Distanz vorherrschte.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Róża Berger-Fiedler
Buch
Róża Berger-Fiedler
Kamera
Karl-Heinz Müller
Schnitt
Róża Berger-Fiedler
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Eberhard Schwarz
Zeit zu handeln! 2022
Filmstill Everything Wrong and Nowhere to Go
Everything Wrong and Nowhere to Go Sindha Agha
Wie wirkt sich die Klimakrise auf die Psyche aus? Wie weiterleben in der Katastrophe? Ein persönlicher Essay über „Climate Anxiety“, Schuld-Wut-Spiralen und radikale Selbstfürsorge.
Filmstill Everything Wrong and Nowhere to Go

Everything Wrong and Nowhere to Go

Everything Wrong and Nowhere to Go
Sindha Agha
Zeit zu handeln! 2022
Dokumentarfilm
USA,
UK
2022
12 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Hitzeperioden, schmelzende Polkappen, steigende Meeresspiegel, massenhaftes Artensterben. Die Klimakrise bedroht das Leben auf der Erde und gleichzeitig unseren Seelenfrieden. Denn wer sich bewusst macht, wo wir stehen, kann nur noch schwer ruhig schlafen. Auch Sindha Agha leidet unter „Climate Anxiety“, der alles überwältigenden Angst vor den Folgen des Klimanotstands, und sucht eine Klimapsychologin auf, um zu lernen, damit zurechtzukommen. Das filmische Porträt zeigt, wie sie – stellvertretend für unzählige andere – zwischen Panik, Hilflosigkeit, Schuld und Wut hin und her geworfen wird und dennoch Wege findet, die Schockstarre zu überwinden, um aktiv gegen die Klimakrise angehen zu können.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sindha Agha
Kamera
Lauren Guiteras
Schnitt
Matty Neikrug
Produktion
Elizabeth Woodward, Elizabeth Woodward
Ton
Jackie Zhou
Musik
Daniel Fox