Filmarchiv

Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Debutante
The Debutante Elizabeth Hobbs
Eine junge Frau bittet eine Hyäne, ihren Platz bei einem ihr zu Ehren ausgerichteten Dinner mit anschließendem Tanz einzunehmen. Das Vorhaben erfordert Kunstfertigkeit und Gewalt.
Filmstill The Debutante

The Debutante

The Debutante
Elizabeth Hobbs
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
UK
2022
8 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Eine junge Frau bittet eine Hyäne, ihren Platz bei einem ihr zu Ehren ausgerichteten Dinner mit anschließendem Tanz einzunehmen. Das Vorhaben erfordert Kunstfertigkeit und auch Gewalt. Kräftige Pinselstriche kalligrafieren die noble Gesellschaft, die pulsierende Animation übernimmt das Temperament der Heldin. Die schadenfrohe Farce konfrontiert eine in Traditionen und Etiketten erstarrte Klasse mit einem aasfressenden Tier, das ausgelassen die Anarchie feiert.

Anke Leweke

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Regie
Elizabeth Hobbs
Buch
Elizabeth Hobbs
Kamera
Elizabeth Hobbs
Schnitt
Mark Jenkins
Produktion
Abigail Addison
Ton
Hutch Demouilpied
Musik
Hutch Demouilpied
Animation
Elizabeth Hobbs
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill The Dependents

The Dependents

En la luna es el día
Sofía Brockenshire
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Argentinien,
Kanada
2022
90 Minuten
Englisch,
Koreanisch,
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Dreißig Jahre lang bereiste Sofía Brockenshires Vater die Welt als Beamter der kanadischen Einwanderungsbehörde, die Familie stets an seiner Seite. Tagebücher und andere Zeitdokumente berichten von den zahlreichen Umzügen, von Destinationen in Südkorea, Indien, in den Ländern Süd- und Mittelamerikas. Entstanden ist ein kleinteiliges Mosaik aus Erinnerungen und audiovisuellen Schnipseln, das nicht nur die Perspektive des Staatsdieners einzunehmen sucht, sondern auch die seiner Frau und der Kinder.

Auf die Frage, woher sie denn eigentlich kämen, antworten die Brockenshire-Sprösslinge klug: aus den Koffern. Denn mit ihnen sind sie Jahr um Jahr unterwegs, ständig darauf gefasst, einen gerade erst bezogenen Wohnort wieder verlassen zu müssen. Das Leben der Familie wird von den kanadischen Behörden bestimmt, ein privates Mitspracherecht scheint es kaum zu geben. Neil Brockenshire selbst begegnet seiner beruflichen Laufbahn ambivalent: voll Dankbarkeit und mit der Gewissheit, Menschen geholfen zu haben, aber auch nachdenklich und zeitweise hadernd. Sofía Brockenshire fügt in ihrem Film zusammen, was binnen Dekaden über den gesamten Erdball verstreut wurde: Fotografien, Gedanken, Sehnsüchte. „The Dependents“ ist persönliches Porträt und gleichsam Reflexion – über ein Dasein als professioneller Expat in einer Welt, die für die einen keine Grenzen hat und für die anderen lauter Hürden.
Carolin Weidner

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Regie
Sofía Brockenshire
Kamera
Sofía Brockenshire
Schnitt
Sofía Brockenshire
Produktion
Sofía Brockenshire
Ton
Julian Flavin
Sound Design
Julian Flavin
Nominiert für: Filmpreis Leipziger Ring, Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Doc Alliance Award 2022
Filmstill The Eclipse
The Eclipse Nataša Urban
Nataša Urban stößt auf das Wandertagebuch ihres Vaters und nimmt dies zum Anlass für einen berückend schönen Film über das eigene Aufwachsen während des Krieges in Jugoslawien.
Filmstill The Eclipse

The Eclipse

Formørkelsen
Nataša Urban
Doc Alliance Award 2022
Dokumentarfilm
Norwegen
2022
110 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Vor langer Zeit schon hat sie Serbien verlassen und nie zurückgeschaut. Doch dann stieß Nataša Urban auf das Wandertagebuch ihres Vaters und begann, seine Einträge mit den Ereignissen der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre in Verbindung zu bringen. Die Sonnenfinsternis von 1999 ist dabei das zentrale Motiv und fungiert als Metapher, mit der Urban aufzeigt, wie eine dunkle Vergangenheit Teil der Gegenwart bleibt.

Ausgestattet mit analoger Filmausrüstung reist die Regisseurin zurück, um Geschichten von Familie, Vertrauten und Bekannten zu finden. Sie hört den Erinnerungen an unfassbar grausame Taten zu, sie beobachtet den Wind, der durch Gräser streift. Ihr Vater, ein hagerer, grauhaariger Mann wandert durch die Wälder, durchschreitet die schon einmal begangenen Orte erneut. Szenen wie aus Träumen treffen auf nüchterne Schilderungen von kaum zu ertragendem Gräuel. Geschickt kombiniert Urban 16mm- und Super-8-Format mit Archivmaterial, um die fließenden Grenzen zwischen Individuum und Kollektiv, Privatem und Öffentlichem, Persönlichem und Politischem zu erkunden. Ein berückend schönes Kunstwerk entsteht, ein poetisches Nach-Denken des eigenen Aufwachsens während des Krieges.
Lina Dinkla

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Regie
Nataša Urban
Buch
Nataša Urban
Kamera
Ivan Marković
Schnitt
Jelena Maksimović
Produktion
Ingvil Giske
Sound Design
Svenn Jakobsen
Musik
Bill Gould, Jared Blum
Filmvertrieb
Zorana Vuckovic
Filmstill The Garden of Fauns

The Garden of Fauns

El jardín de los faunos
Pol Merchan
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Deutschland,
Spanien
2022
24 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Nazario, Begründer der spanischen Underground-Comic-Bewegung und Pionier der schwulen Graphic Novel, lässt sein bewegtes Leben, sein schrilles und explizites Werk Revue passieren. 16mm-Filme, Fotografien, Illustrationen und Gemälde dokumentieren den Aufbruchsgeist einer Gegenkultur, erzählen aber auch von Nazarios großer Liebe zu Alejandro, mit dem er bis zu dessen Tod zusammenblieb. Bei diesem Künstler gehen Profession und Leidenschaft ineinander über.

Anke Leweke

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Regie
Pol Merchan
Buch
Pol Merchan, Mònica Rovira
Kamera
Carlos Vásquez Méndez
Schnitt
Ginés Olivares
Produktion
Pol Merchan
Ton
Nora Haddad
Musik
Manuela Schininá
Deutscher Wettbewerb 2022
Filmstill The Homes We Carry
The Homes We Carry Brenda Akele Jorde
Sarahs Vater Eulidio kam als einer von 20.000 Vertragsarbeitern aus Mosambik in die DDR. Im Zuge der Wende zerreißt die Familie, doch nach und nach flicht die Tochter das Band neu.
Filmstill The Homes We Carry

The Homes We Carry

The Homes We Carry
Brenda Akele Jorde
Deutscher Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
89 Minuten
Portugiesisch (Portugal),
Deutsch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Hammer und Zirkel in Mosambik. Während einer Demonstration in Maputo weht die Flagge der DDR, getragen von „Madgermanes“, Vertragsarbeitern, die einst im Osten Deutschlands schufteten. Einige gründeten dort Familien, wie Eulidio. Seine Tochter Sarah wächst bei Mutter Ingrid in Berlin auf. Die Beziehung zu ihrer „zweiten Heimat“ gedeiht erst nach und nach. Auch dank Luana, Sarahs Baby, dessen Vater Eduardo ebenfalls aus Mosambik stammt.

Die Erinnerungen an das Kernkraftwerk Lubmin sind Eulidio noch immer gegenwärtig. Heute frittiert er Pommes in Springs, Südafrika. Sarah indes kennt ihren Vater lange nur von einer Fotografie: ziemlich cool, mit Cap. Als Elfjährige trifft sie ihn zum ersten Mal, spürt, wie wohl sie sich fühlt inmitten von Menschen, deren Haut ähnlich dunkel ist wie ihre. Als erwachsene Frau beschließt sie, längere Zeit in Mosambik zu verbringen – und begegnet Eduardo. Auf dem Rückflug ist sie schwanger. Die dokumentarische Beobachtung von Brenda Akele Jorde widmet sich Sarahs Versuch, Fäden zusammenzuführen und fortzuspinnen, die im Zuge der Wende abgerissen sind. Und sie zeigt die Herausforderungen, die damit einhergehen: Ist Sarah in Deutschland mit Rassismus konfrontiert, gilt sie in Afrika als Deutsche. War es einst Vater Eulidio, der nach dem Mauerfall des Landes verwiesen wurde, ist es nun Eduardo, der seine Tochter nur sporadisch sieht.
Carolin Weidner

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Regie
Brenda Akele Jorde
Buch
Brenda Akele Jorde
Kamera
David-Simon Groß
Schnitt
Laura Espinel
Produktion
Florian Schewe, Miriam Henze
Co-Produktion
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg
Ton
Till Aldinger, Brenda Akele Jorde, André Bahule
Sound Design
Jakob Mäsel
Musik
Lenna Bahule
Redaktion
Rolf Bergmann
Funding institution
Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH
Co-Regie
Malte Wandel, David-Simon Groß
Nominiert für: Filmpreis Leipziger Ring, VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, DEFA Förderpreis, Young Eyes Film Award
Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill The Invisible Frontier
The Invisible Frontier Mariana Flores Villalba
Auf einer paradiesischen Pazifikinsel schieben mexikanische Armeeangehörige Dienst. Keine Vorkommnisse. Dennoch können sie die gewaltsame Realität ihres Landes nicht vergessen.
Filmstill The Invisible Frontier

The Invisible Frontier

La frontera invisible
Mariana Flores Villalba
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Mexiko
2022
84 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Auf einer unbewohnten Insel vor der mexikanischen Pazifikküste schieben Armeeangehörige ihren ereignislosen Dienst. Der Film beobachtet sie beim Training und bei alltäglichen Verrichtungen, vor allem aber in den Pausen, die sie mit Brettspielen unter schattigen Bäumen, in der Hängematte, beim Schwimmen, Drachensteigen oder mit Karaoke verbringen. Die friedvolle Umgebung täuscht jedoch nicht über die gewaltsame Realität ihres Landes hinweg, der sie sich auch hier draußen unentwegt stellen müssen.

In der paradiesisch erscheinenden Insellandschaft ist der von Bandenkämpfen geprägte Alltag, dem die jungen Männer und Frauen auf unbestimmte Zeit entrinnen, nur vermittels metaphorischer Bilder zu sehen – wenn etwa der stille Ozean sich stürmisch aufbäumt, oder wenn ein am Strand gefangener Oktopus mit bloßen Händen geschlachtet wird. In den Gesprächen, den Selbstzeugnissen der Militärs aber kreist alles um die Wirklichkeit, in der sie aufgewachsen sind: den kurzen Moment, in dem sich bestimmt, auf welcher Seite man steht, das ständige Versteckspiel, die Sippenhaft, die grausamen Konsequenzen falscher Entscheidungen. In ihrem von der Spannung zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren getragenen ersten langen Dokumentarfilm hat Mariana Flores Villalba klug entschieden, nicht das Ereignis zu zeigen, sondern seine Wirkung.
Christoph Terhechte

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Regie
Mariana Flores Villalba
Kamera
Claudia Becerril Bulos
Schnitt
Astrid Rondero, Mariana Flores Villalba
Produktion
Carlos Hernández, Gabriela Gavica Marrufo
Co-Produktion
Centro de Capacitación Cinematográfica, A.C., Imcine Foprocine
Ton
Eduardo Hernández, Israel Hernández, Adriá Campany, José Luis “Checho” Bravo
Musik
Federico Schmucler
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Seelendinge 2022
Filmstill The Magical Dimension
The Magical Dimension Gudrun Krebitz
Weit streckt sie die Arme aus: Für den Übertritt von der unerträglichen Wirklichkeit in den Traum braucht es manchmal nur ein Fingerschnipsen, ein anderes Mal mehrere Liegestütze.
Filmstill The Magical Dimension

The Magical Dimension

The Magical Dimension
Gudrun Krebitz
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Deutschland,
Österreich
2018
7 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Weit streckt sie die Arme aus: „Ich will nach Hause gehen, träumen.“ Für den Übertritt von der unerträglichen Wirklichkeit in die magische Welt braucht es manchmal nur ein Fingerschnipsen, ein anderes Mal mehrere Liegestütze. Gudrun Krebitz’ poetische Arbeit aus Video und Animation empfiehlt, die Grabplatte wegzuschieben und in das Unterbewusstsein hinabzusteigen.

André Eckardt

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Regie
Gudrun Krebitz
Sound Design
Gudrun Krebitz, Marian Mentrup
Animation
Gudrun Krebitz
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Mechanics of Fluids
The Mechanics of Fluids Gala Hernández López
Incel-Kultur ist Ausdruck eines aktuellen Männlichkeitsverständnisses. López’ Essay untersucht den Echokammereffekt im Netz und das Gefühl von Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.
Filmstill The Mechanics of Fluids

The Mechanics of Fluids

La mécanique des fluides
Gala Hernández López
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
39 Minuten
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

2018 veröffentlichte ein User namens AnathematicAnarchist einen Abschiedsbrief in einem Online-Forum für Incels – eine Subkultur heterosexueller Männer, deren Selbstmitleid, Frauenhass und Gewaltfantasien vielerorts das Internet bestimmen und mancherorts offline Taten auslösen. Nahm er sich wirklich das Leben? Ist Amerika verantwortlich für seinen Tod, wie er in seinem Text behauptet? Eine Spurensuche in finsteren Ecken des Netzes, ein Essay über Schmerz und Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.

Marie Kloos

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Regie
Gala Hernández López
Buch
Gala Hernández López
Kamera
A. Pol Camprubí
Schnitt
Gala Hernández López, Alberto Dexeus
Produktion
Lucas Le Postec, Thibault de Gantes, Ninon Chapuis
Ton
Diego Delgado
Sound Design
Mélia Roger
Musik
Mélia Roger
Animation
Claudia Martín
Extended Reality 2022
Filmstill The Miracle Basket
The Miracle Basket Abner Preis
Die VR-Parabel erzählt von einer Vergangenheit im Einklang mit der Natur. Hier finden wir nicht nur Ausbeutung, Zerstörung und blinden Konsum, sondern auch Hoffnung.
Filmstill The Miracle Basket

The Miracle Basket

The Miracle Basket
Abner Preis
Extended Reality 2022
XR
Niederlande
2021
14 Minuten
Englisch,
Niederländisch

Die Achtlosigkeit der westlichen Konsumgesellschaft folgt der absurden Überzeugung, der Mensch könne unabhängig von der Natur leben. Die Ressourcen der Erde werden aufgebraucht, ohne zu fragen, ob sie wieder aufzufüllen sind. Die VR-Parabel erzählt von einer Vergangenheit im Einklang mit allem, was uns trägt, umgibt und ernährt. Hier finden wir nicht nur Verwüstung und Zerstörung, sondern auch Hoffnung.

Lars Rummel

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Produktion
Richard Valk, Firat Sezgin
VR Entwicklung
Frank Bosma
Ton
Pierre-Marie Blind
Musik
Guillermo Celano
Sprecher*in
Bibi Dumon Tak, Abner Preis
Regie
Abner Preis
Filmstill The Other Side of Everything

The Other Side of Everything

Druga strana svega
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich,
Katar
2017
104 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Eine seit siebzig Jahren verschlossene Tür dient Mila Turajlićs Doppelporträt ihrer Mutter und ihres Mutterlands Jugoslawien als MacGuffin. Ebenjene Tür teilt die bourgeoise Familienwohnung, seit Titos Kommunisten mehrere Zimmer proletarischen Obdachbedürftigen zuwiesen. Srbijanka Turajlić hat sich um ihre Nachbarn nie geschert. Als aber serbische Nationalisten Ende der 1980er Jahre beginnen, die Einheit ihres Landes zu gefährden, wird sie zur erbitterten Gegnerin des Milošević-Regimes. In einer virtuosen Montage von Archivmaterial und Zwiegesprächen mit der Mutter resümiert die Filmemacherin deren Werdegang und gewinnt zugleich eine neue Perspektive auf die Zeit der eigenen Jugend.

Christoph Terhechte

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Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Aleksandra Milovanovic, Sylvie Gadmer
Produktion
Mila Turajlić, Carine Chichkowsky
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Jonathan Morali
Doc Alliance Award 2022
Filmstill The Pawnshop
The Pawnshop Łukasz Kowalski
Dem einst sehr erfolgreichen Pfandhaus im polnischen Bytom droht der Bankrott. Was kann helfen? Tränen trocknen, Suppe verteilen, Marketing ertüchtigen, Geschenke machen?
Filmstill The Pawnshop

The Pawnshop

Lombard
Łukasz Kowalski
Doc Alliance Award 2022
Dokumentarfilm
Polen
2022
81 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

Die Gegend um Bytom war einst bekannt für ihre Steinkohlereviere. Doch der Strukturwandel machte auch hier nicht halt. Anschaulich wird der Niedergang der Region im Pfandhaus der schlesischen Großstadt. Wohl der größte seiner Art in Polen, hat der Laden die besten Tage hinter sich. Jola und Wiesiek, das eigenwillige Betreiberpärchen versucht auf je eigene Weise, der Krise zu begegnen und dem Geschäft wieder auf die Sprünge zu helfen.

Die Schließung der Minen und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit ließ all jene in Bytom zurück, die den Anschluss an die neue Zeit nicht finden konnten. Sie legen zunehmend absurde und wertlose Gegenstände auf den Tresen der riesigen Halle. Der einst lukrative Handel mit Schmuck, Elektrogeräten und Möbeln ist heute heruntergekommen. Egal, wie sehr sich das Personal anstrengt: Die Kasse bleibt leer. Die Leitungen sind marode, die Nerven liegen blank und der Ton untereinander wird rauer. Unversehens verwandelt sich das Kleinunternehmen in eine Art Seelsorgezentrum: Tränen trocknen, Suppe verteilen und statt Waren verkaufen sie verschenken. Jola im voluminösen Pelzmantel hält immer ein offenes Ohr oder eine warme Decke bereit. Wiesiek kommt mit einer Marketingidee nach der anderen um die Ecke. Aber reicht das, um das Geschäft zu retten? Ein dokumentarischer Bericht aus dem „polnischen Detroit“: fein und mit rabenschwarzem Humor beobachtet.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Łukasz Kowalski
Buch
Łukasz Kowalski
Kamera
Stanislaw Cuske
Schnitt
Adriana Fernández Castellanos, Filip Kowalski, Jakub Darewski, Kosma Kowalczyk
Produktion
Anna Mazerant, Łukasz Kowalski
Ton
Katarzyna Szczerba
Musik
Krzysztof Aleksander Janczak
Filmvertrieb
Aleksandar Govedarica
Kids DOK 2022
Filmstill The Queen of the Foxes
The Queen of the Foxes Marina Rosset
Die Fuchskönigin ist traurig. Um sie aufzuheitern, suchen die anderen Füchse nach weggeworfenen Liebesbriefen der Menschen. Doch darin steht gar nichts über schönes rotes Fell …
Filmstill The Queen of the Foxes

The Queen of the Foxes

La reine des renards
Marina Rosset
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Schweiz
2022
9 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice), Englisch

Um die traurige Fuchskönigin aufzuheitern, durchstreifen die anderen Füchse des Rudels nun Nacht für Nacht die Stadt. Sie suchen im Abfall der Menschen nach Liebesbriefen, die nicht abgeschickt wurden. Doch diese Banausen schreiben gar nichts Schwärmerisches über pelzige Ohren und buschiges rotes Fell! Die Königin bleibt betrübt und die Füchse müssen sich etwas anderes überlegen.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marina Rosset
Kamera
Marina Rosset
Schnitt
Marina Rosset
Produktion
Marina Rosset
Ton
Peter Bräker
Musik
Rahel Zimmermann
Animation
Marina Rosset
Filmvertrieb
Stine Wangler
Kids DOK 2022
Filmstill The Smortlybacks Come Back!
The Smortlybacks Come Back! Ted Sieger
Die Smortlybacks gelangen auf der Suche nach frischem Wasser an die Ufer eines großen Meeres. Ihre Zauberfische und ein geheimnisvolles Wesen helfen, den Ozean zu überqueren.
Filmstill The Smortlybacks Come Back!

The Smortlybacks Come Back!

The Smortlybacks Come Back!
Ted Sieger
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Schweiz
2022
8 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Smortlybacks sind friedliche, fantastisch aussehende Wesen, die mit ihrem Herdenführer durch eine karge Wüste reiten: kein Wasser, kein Strauch und kein Baum weit und breit! Alle sind verzweifelt, weil die Trinkvorräte aufgebraucht sind. Nach einer Weile landen sie am Ufer eines großen Meeres. Ihre Zauberfische und ein geheimnisvolles Wesen helfen ihnen, den Ozean zu überqueren.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ted Sieger
Kamera
Wouter Dierickx
Schnitt
Joder von Rotz
Produktion
Josef Burri
Co-Produktion
Gerd Gockell
Ton
Thomas Gassmann
Musik
Christoph Utzinger
Animation
Marina Rosset, Joder von Rotz, Wouter Dierickx
Filmvertrieb
Georg Gruber
Seelendinge 2022
Filmstill The Wound
The Wound Anna Budanova
Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert einen kleinen Dämon. Der seelische Schmerz wird zur lebensbestimmenden Identitätsfigur, von der es scheinbar kein Loskommen gibt.
Filmstill The Wound

The Wound

Obida
Anna Budanova
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Russland
2012
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert wütend einen kleinen Dämon, der sie von nun an für immer begleiten wird. Er tröstet sie in Momenten der Enttäuschung, hält sie aber auch in ihrer Einsamkeit fest. In Budanovas wunderschönem Animationsfilm formiert sich der seelische Schmerz zu einer Identitätsfigur, von der es unmöglich erscheint, sich ihr jemals wieder entziehen zu können.

Malte Stein

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Anna Budanova
Produktion
studio Ural-Cinema
Animation
Mikhail Dvoryankin, Anna Kritzkaya
Filmstill This Will Not Be a Festival Film

This Will Not Be a Festival Film

To nie będzie film festiwalowy
Julia Orlik
Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Polen
2022
8 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

Der Vorgänger-Film unserer Filmheldin war auf vielen Festivals eingeladen und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Der Erfolg hat sie vielleicht ein klein wenig abheben lassen. Vor lauter Arbeit verbrachte sie vier Jahre ohne einen einzigen Urlaubstag. Nun sitzt sie bei ihren Eltern in der Garage und werkelt an ihrem Diplomfilm. Dessen Filmheldin ist die Animationsfilmstudentin Julita, die an ihrem Abschlussfilm feilt. Eine liebevolle Film-im-Film-Puppenanimation mit überraschendem Ende.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Julia Orlik
Buch
Julia Orlik
Schnitt
Aleksandra Rosset
Produktion
Agata Golańska
Ton
Bogdan Klat
Musik
Bartlomiej Orlik
Animation
Julia Orlik
Filmvertrieb
Marta Świętek
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill Tropic Fever
Tropic Fever Mahardika Yudha, Robin Hartanto Honggare, Perdana Roswaldy
Der umfangreiche Essay, beeindruckend montiert aus Bildern der ehemaligen niederländischen Kolonialmacht in Indonesien, untersucht die Plantage als Fundament des Kolonialismus.
Filmstill Tropic Fever

Tropic Fever

Tropic Fever
Mahardika Yudha, Robin Hartanto Honggare, Perdana Roswaldy
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Indonesien,
Niederlande
2022
59 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Das semi-autobiografische Buch eines europäischen Plantagen-Managers auf Sumatra während der niederländischen Kolonialzeit wird hier zum Ausgangspunkt für Überlegungen zur Struktur der Plantage selbst. Ein Essay über den lokalen Tabak- und Gummianbau, die Konstruktion von Hautfarbe als soziale Kategorie und über das „Tropenfieber“, das langsam aber stetig steigt, montiert aus Archivmaterial von 1890 bis 1930.

Erst wenige Filme haben sich des umfangreichen Materials angenommen, das die Kolonisten in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien drehten. Diejenigen, die sich der Archivaufgabe stellten, wie „Mother Dao“ oder kürzlich „They Call Me Babu“, tun dies aus niederländischer Perspektive. „Tropic Fever“ ist der erste Langfilm aus Indonesien, der sich diese Bestände aneignet: Fotografien, dokumentarische Stummfilmaufnahmen, Familien- und Spielfilme sowie Bebauungspläne aus den Archiven der ehemaligen Kolonialmacht kommen hier, zusammen mit dem Bericht eines Ungarn, der in den 1920ern auf Sumatra eine Plantage leitete, zum Einsatz. Eindrücklich zeigen Mahardika Yudha, Robin Hartanto Honggare und Perdana Roswaldy, wie sich Wälder und Sümpfe in streng organisierte landwirtschaftliche Flächen wandeln und wie die Plantage und ihre Ordnung zum Fundament des kolonialistischen Projekts an sich wird. Dass der „Tropenkoller“ ein Resultat der Hitze sein soll, scheint plötzlich fraglich.
Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Mahardika Yudha, Robin Hartanto Honggare, Perdana Roswaldy
Buch
Perdana Roswaldy, Robin Hartanto Honggare
Kamera
Mahardika Yudha, Syaiful Anwar
Schnitt
Mahardika Yudha
Produktion
Robin Hartanto Honggare
Ton
Mahardika Yudha
Musik
Mahardika Yudha
Key Collaborator
Het Nieuwe Instituut, EYE Filmmuseum, Marinus Plantema Foundation
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis