Cell 719
Man kann es ein Porträt nennen oder eine Komposition mit Text und Geräusch. Der 1972/73 im Gefängnis verfasste „Brief Ulrike Meinhofs aus dem Toten Trakt“, ein Haftdokument in Gedankenkaskaden, gibt fünfzehn Minuten Film Struktur und Gewicht. Der vermeintlich schwarze Bildgrund belebt sich immer wieder schemenhaft und lässt Ahnungen eines nächtlichen Außen oder einer Gegend am Wasser aufkommen. Dieser Versuch, die sensorische Deprivation als Folge der Isolation zu kommunizieren, versucht etwas eigentlich Unmögliches. Er stößt dabei ins Abstrakte vor, hart, trocken, brutal. Jede erzählerische „Schmiere“ wird des Platzes verwiesen. Da ist gar kein Platz, also auch nicht für eine Erzählung.