Filmarchiv

Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill One Mother
One Mother Mickaël Bandela
Eine autobiografische, visuell einfallsreiche Studie des (unprivilegierten) Erwachsenwerdens. Sie wirft Fragen nach (Un-)Austauschbarkeit auf: jedes Einzelnen, auch einer Mutter.
Filmstill One Mother

One Mother

Une mère
Mickaël Bandela
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
86 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Als der Regisseur Mickaël Bandela sechs Monate alt war, übergab ihn seine in Frankreich lebende leibliche Mutter Gisèle in die Obhut der Pflegemutter Marie-Thérèse, die ihn fast zwanzig Jahre umsorgte. Der Kontakt zu Gisèle riss zwar nie ab, Besuche blieben aber unregelmäßig. Nun ist Mickaël 35 und gründet seine eigene Familie. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt, um auch Gisèle als Oma in sein Leben einzubinden. Doch sie entscheidet sich, in ihre alte kongolesische Heimat zurückzukehren.

Mickaël versucht zu verstehen – die Frau, die ihn auf die Welt brachte, die Frau, bei der er aufwuchs, und sich selbst. Sein autobiografischer Film wird zu einer fragmentierten Spurensuche nach Erinnerungen an das eigene Werden. Manche Sequenzen zeigen Momente äußerster Orientierungslosigkeit. Ein Verlust der Balance beim Sich-um-sich-selbst-Drehen, wie man meinen könnte? Nein, genau das unterläuft Mickaël Bandela nicht. Sein Werk, das dem Mangel an Archivmaterial mit visuellem Einfallsreichtum und einem eigensinnigen Rhythmus begegnet, ist voller Empathie. Es beleuchtet nicht nur das unprivilegierte Aufwachsen in der französischen Provinz, sondern ermöglicht auch Verständnis für das Handeln seiner beiden „Mamans“ und deckt Hintergründe auf. Darüber hinaus gelingt ihm eine elaborierte Analyse der (Un-)Austauschbarkeit: eines jeden Einzelnen, auch der oft als unantastbar geltenden Figur der Mutter.
Borjana Gaković

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Regie
Mickaël Bandela
Kamera
Mickaël Bandela
Schnitt
Mickaël Bandela
Produktion
Marina Perales Marhuenda, Xavier Rocher, Mickaël Bandela
Ton
Mickaël Bandela
Musik
Thomas Schwab
Ausgezeichnet mit: FIPRESCI Preis
Tanz in der Dunkelheit 2022
Filmstill Serpentine Dance
Serpentine Dance Louis Lumière, Auguste Lumière
In der Frühzeit des Kinos war das Publikum hungrig nach Bildern voller Lebendigkeit. Der Serpentinentanz mit anmutigen Bewegungsformen und in Farbe erfüllte diesen Wunsch.
Filmstill Serpentine Dance

Serpentine Dance

Danse serpentine
Louis Lumière, Auguste Lumière
Tanz in der Dunkelheit 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
1897
1 Minute
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Bewegung, Bewegung: In der Frühzeit des Kinos war das Publikum hungrig nach Bildern voller Lebendigkeit. Sujet par excellence für viele Filmpioniere war der Serpentinentanz, bei dem mit weiten Schleiern anmutige Bewegungsformen entstanden. Die Lumières ließen zusätzlich Filmbild für Filmbild per Hand kolorieren – die Farbeffekte verstärken den plastischen Ausdruck der dynamischen Körpergeometrien.

André Eckardt

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Regie
Louis Lumière, Auguste Lumière
Kamera
Louis Lumière, Auguste Lumière
Produktion
Louis Lumière, Auguste Lumière
Extended Reality 2022
Filmstill Seven Grams
Seven Grams Karim Ben Khelifa
Smartphones sind aus dem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber welche natürlichen und menschlichen Ressourcen braucht die Tech-Industrie für diese Innovation?
Filmstill Seven Grams

Seven Grams

Seven Grams
Karim Ben Khelifa
Extended Reality 2022
XR
Frankreich,
USA,
UK
2021
24 Minuten
Englisch,
Französisch,
Deutsch

Smartphones sind aus dem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Weltweit befinden sich mehr als fünf Milliarden solcher Geräte in Umlauf. Jedes davon wird sogar mehr als 2.600 Mal am Tag berührt. Die AR-Erfahrung führt uns in die ungesehene Geschichte dieser Technologie und damit in die Demokratische Republik Kongo. Welche natürlichen und menschlichen Ressourcen braucht die Tech-Industrie für ihre Innovationen?

Lars Rummel

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Ausführende Produktion
Chloé Jarry, Opeyemi Olukemi
Produktionsfirma
Lucid Realities
Animation
TT Hernandez
AR Entwicklung
Novelab
Ton
Frank Weber
Buch
Karim Ben Khelifa, Juan B. Diaz
Key Collaborator
Quentin Noirfalisse
Regie
Karim Ben Khelifa
Filmstill Steakhouse

Steakhouse

Steakhouse
Špela Čadež
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien,
Deutschland,
Frankreich
2021
10 Minuten
Slowenisch
Untertitel: 
Englisch

Paarbeziehungen haben eine eigene Dynamik. Ihre beruflichen Verpflichtungen ticken nicht nach der Uhr, seine Kochkunst und Liebe sind außerordentlich, aber eben zeitlich präzise getaktet. Diese allseits bekannte Unvereinbarkeit verdichtet sich zu einem undurchsichtigen, beißenden Bratennebel. Ein schön gedachter Abend zu zweit endet gesittet, aber blutig: schwarzer Humor „well done“.

André Eckardt

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Regie
Špela Čadež
Buch
Gregor Zorc
Kamera
Špela Čadež
Schnitt
Iva Kraljević
Produktion
Tina Smrekar, Špela Čadež
Co-Produktion
Emmanuel-Alain Raynal, Pierre Baussaron, Fabian Driehorst
Ton
Johanna Wienert
Musik
Olfamož, Tomaž Grom
Animation
Špela Čadež, Anka Kočevar, Zarja Menart, Clémentine Robach
Filmvertrieb
Luce Grosjean
Kids DOK 2022
Filmstill The Boy and the Elephant
The Boy and the Elephant Sonia Gerbeaud
Die Lehrerin stellt den neuen Mitschüler vor. Huch, der Junge hat ja einen Elefantenkopf! Obwohl alle tuscheln, fängt ein Kind an, mit ihm zu spielen. Sie entdecken Gemeinsamkeiten.
Filmstill The Boy and the Elephant

The Boy and the Elephant

Le garçon et l’éléphant
Sonia Gerbeaud
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Frankreich
2022
7 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, Deutsch (Overvoice)

Die Lehrerin stellt den neuen Mitschüler vor. Keiner nimmt Notiz. Doch huch, der Junge hat ja einen Elefantenkopf! Sofort geht das Getuschel los, Bildchen werden gekritzelt, keiner möchte neben dem Neuen sitzen. Nur einer der Schüler scheint von dem Elefantenkind fasziniert zu sein. Auf dem Schulhof spielen sie zusammen und entdecken Gemeinsamkeiten. Wird der Spott der anderen sie wieder trennen?

Lina Dinkla

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Regie
Sonia Gerbeaud
Schnitt
Nikita Fraysse
Produktion
Luc Camilli
Ton
Manu Vidal
Musik
Manu Vidal
Animation
Tom Chertier, Jon Boutin
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Mechanics of Fluids
The Mechanics of Fluids Gala Hernández López
Incel-Kultur ist Ausdruck eines aktuellen Männlichkeitsverständnisses. López’ Essay untersucht den Echokammereffekt im Netz und das Gefühl von Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.
Filmstill The Mechanics of Fluids

The Mechanics of Fluids

La mécanique des fluides
Gala Hernández López
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
39 Minuten
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

2018 veröffentlichte ein User namens AnathematicAnarchist einen Abschiedsbrief in einem Online-Forum für Incels – eine Subkultur heterosexueller Männer, deren Selbstmitleid, Frauenhass und Gewaltfantasien vielerorts das Internet bestimmen und mancherorts offline Taten auslösen. Nahm er sich wirklich das Leben? Ist Amerika verantwortlich für seinen Tod, wie er in seinem Text behauptet? Eine Spurensuche in finsteren Ecken des Netzes, ein Essay über Schmerz und Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.

Marie Kloos

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Regie
Gala Hernández López
Buch
Gala Hernández López
Kamera
A. Pol Camprubí
Schnitt
Gala Hernández López, Alberto Dexeus
Produktion
Lucas Le Postec, Thibault de Gantes, Ninon Chapuis
Ton
Diego Delgado
Sound Design
Mélia Roger
Musik
Mélia Roger
Animation
Claudia Martín
Filmstill The Other Side of Everything

The Other Side of Everything

Druga strana svega
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich,
Katar
2017
104 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Eine seit siebzig Jahren verschlossene Tür dient Mila Turajlićs Doppelporträt ihrer Mutter und ihres Mutterlands Jugoslawien als MacGuffin. Ebenjene Tür teilt die bourgeoise Familienwohnung, seit Titos Kommunisten mehrere Zimmer proletarischen Obdachbedürftigen zuwiesen. Srbijanka Turajlić hat sich um ihre Nachbarn nie geschert. Als aber serbische Nationalisten Ende der 1980er Jahre beginnen, die Einheit ihres Landes zu gefährden, wird sie zur erbitterten Gegnerin des Milošević-Regimes. In einer virtuosen Montage von Archivmaterial und Zwiegesprächen mit der Mutter resümiert die Filmemacherin deren Werdegang und gewinnt zugleich eine neue Perspektive auf die Zeit der eigenen Jugend.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Aleksandra Milovanovic, Sylvie Gadmer
Produktion
Mila Turajlić, Carine Chichkowsky
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Jonathan Morali
Camera Lucida 2022
Filmstill We Had the Day Bonsoir
We Had the Day Bonsoir Narimane Mari
Narimane Mari widmet ihrem mittlerweile verstorbenen Gefährten, dem Künstler Michel Haas, ein berührendes Porträt, das vom Abschied erzählt. Eine kontemplative Hommage an die Liebe.
Filmstill We Had the Day Bonsoir

We Had the Day Bonsoir

On a eu la journée bonsoir
Narimane Mari
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
61 Minuten
Französisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Narimane Mari widmet ihrem mittlerweile verstorbenen Geliebten, dem Künstler Michel Haas, ein berührendes Porträt, das vom Abschied erzählt. Eingefangen werden vor allen Dingen die kleinen alltäglichen Momente – Straßenszenen, die Arbeit im Atelier, gemeinsam Filme schauen, sich im Bett gegenseitig vorlesen. Die Abwesenheit einer herkömmlichen Narration, lange Kameraeinstellungen und intensive Gespräche laden zum Sinnieren über das eigene Verhältnis zur Endlichkeit ein.

Ein immer wieder eingestreutes Potpourri an Gedichten, Prosa und Musik von Nâzım Hikmet über Stéphane Mallarmé bis Sun Ra gibt dem Film seinen ganz eigenen, gemächlichen Rhythmus. Auch die Szenen im Atelier sind von dieser Stimmung getragen. Wie bei Jackson Pollock entsteht die Kunst zumeist am Boden. Doch statt mit Leinwand und dünnflüssiger Farbe arbeitet Michel Haas mit Tusche, großformatigen Papierbögen und heißem Wasser. Fröhlich summend, traktiert er mit festen Hieben der bloßen Hand das aufgeweichte Papier, bis Kanten, Knicke und Falten entstehen. Die abstrakten Umriss- und Flächenformen geben sich erst aus der Ferne betrachtet als Figuren zu erkennen: Häufig sind es ineinander verschlungene Paare. Eine kontemplative Hommage an die Liebe.
Samuel Döring

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Regie
Narimane Mari
Kamera
Narimane Mari, Nacer Medjkane
Schnitt
Narimane Mari
Produktion
Narimane Mari
Ton
Antoine Morin, Benjamin Laurent
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Camera Lucida 2022
Filmstill When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories
When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories Éric Baudelaire
Eine opulente filmische Collage, die um das Schaffen des Komponisten Alvin Curran und das menschliche Bedürfnis kreist, sich mithilfe von Musik in der Welt zurechtzufinden.
Filmstill When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories

When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories

When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories
Éric Baudelaire
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
59 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Die Entführung und Ermordung des Politikers Aldo Moro; vier aufgeschlitzte Reifen, die einem Blumenhändler das Leben retten sollten; der verschollene Soundtrack zu Antonionis Spielfilm „Zabriskie Point“; das Aufeinandertreffen zweier Avantgarde-Komponisten; Archivmaterial und Found Footage – das sind die Bestandteile dieses „frei komponierten“ Films, der von der Stadt Rom durchdrungen ist und den menschlichen Drang zur steten Rebellion gegen die These vom Ende der Geschichte stellt.

Musik ist für den US-amerikanischen Elektronik-Komponisten Alvin Curran, dessen Gedanken- und künstlerische Welt im Zentrum von Éric Baudelaires ausnehmend reichhaltiger Collage steht, ein Vehikel, welches uns an Orte trägt, die wir nie zuvor bereist haben. In Rom, wo sich Curran in den 1960er Jahren niederließ, begegnete ihm damals der um einiges erfahrenere Berufskollege Franco Evangelisti und schockierte ihn mit der Frage: „Wissen Sie denn nicht, dass es gar keine Musik mehr zu schreiben gibt?“ Baudelaires kongeniale Montage von Film- und Tonfragmenten legt nahe, dass Currans Solo-Werk – wie auch seine Arbeiten mit dem bahnbrechenden Kollektiv „Musica Elettronica Viva“ – die Antwort auf Evangelistis Frage ist: Wir müssen uns die Welt immer wieder neu zusammensetzen.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Éric Baudelaire
Kamera
Éric Baudelaire
Schnitt
Claire Atherton
Produktion
Éric Baudelaire
Ton
Éric Lesachet