Filmarchiv

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Nataliya Ilchuk
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2021
Animationsfilm
Frankreich,
Ukraine
2021
15 Minuten
Französisch,
Ukrainisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Klick, klick baut sie virtuell im Rechner eine rumplige, enge Küche nach. Lady Di lächelt mit geknickten Fotorändern vom Kühlschrank, eine angerissene Schokolade liegt auf dem Tisch. Die technisch wirkende, detaillierte digitale Rekonstruktion fährt wie eine Fingerspitze an Erinnerungsbildern entlang und fühlt deren Scharten nach. Die Bilder speisen sich aus einem verwaschenen Video, in dem die Großeltern samt ihrer Wohnküche weiterleben – ein Sehnsuchtsort in der fernen Ukraine der Kindheit.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Nataliya Ilchuk
Produktion
Nataliya Ilchuk, Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains
Ton
Yannick Delmaire
Animation
Paul Guilbert
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Looking for Horses

Looking for Horses
Stefan Pavlović
Doc Alliance Selection 2021
Dokumentarfilm
Niederlande,
Bosnien und Herzegowina,
Frankreich
2021
88 Minuten
Bosnisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Zwei Männer unter sich: Zdravko, Kriegsveteran mit Hörschädigung, der als Fischer in der Einöde lebt, und Stefan, Regisseur mit bosnischen Wurzeln, der seine Muttersprache vergessen hat. Vor einer kargen wie geheimnisvollen Kulisse nimmt die unwahrscheinliche Freundschaft ihren Lauf. Denn während Stefan seine Gedanken in Textform über die Aufnahmen legt, sendet Zdravko mit einem Holzstab Geräusche in die Tiefe. Sie sollen Welse anlocken, die inmitten eines Sees ihre Runden drehen. Dabei beschwören sich beide Männer gewissermaßen gegenseitig, bringen Verschüttetes hervor, verbrüdern sich, überwinden innere Barrieren.

Carolin Weidner

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Regie
Stefan Pavlović
Kamera
Stefan Pavlović
Schnitt
Sabine Groenewegen, Stefan Pavlović
Produktion
Koštana Banović
Co-Produktion
Eyal Sivan
Ton
Stefan Pavlović
Musik
Karsten Fundal
Filmvertrieb
Anna Berthollet
Kids DOK 2021
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Louis’ Shoes Théo Jamin, Kayu Leung, Marion Philippe, Jean-Géraud Blanc
Louis, ein autistischer Junge, stellt sich seiner neuen Klasse vor und erzählt von seinen Besonderheiten. Doch die anderen Kinder scheinen damit kein Problem zu haben.
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Louis’ Shoes

Les chaussures de Louis
Théo Jamin, Kayu Leung, Marion Philippe, Jean-Géraud Blanc
Kids DOK 2021
Animationsfilm
Frankreich
2020
5 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Louis, acht Jahre alt, ist ein autistischer Junge, der gerade in einer neuen Schule anfängt. Er tritt vor die Klasse und stellt als erstes sich und seine Besonderheiten vor, die gelegentlich zu Missverständnissen führen können. Überhaupt geht es manchmal ganz schön kompliziert in Louis’ Kopf zu. Doch wie es scheint, hat seine neue Klasse überhaupt kein Problem damit.

Lina Dinkla

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Regie
Théo Jamin, Kayu Leung, Marion Philippe, Jean-Géraud Blanc
Produktion
Anne Brotot Brotot
Musik
Lolita del Pino
Filmvertrieb
François Heiser
Internationaler Wettbewerb 2021
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May God Be with You Cléo Cohen
Die junge Französin Cléo Cohen in der Identitätskrise: Ist sie Jüdin? Araberin? Im Klaren scheinen sich selbst ihre Großeltern nicht. Cléo ringt um das Klare: intensiv, spielerisch.
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May God Be with You

Que Dieu te protège
Cléo Cohen
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
2021
77 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Die Regisseurin unternimmt den Versuch einer Selbstverortung. Denn in Cléo Cohen, einer jungen Französin, haben historische Erosionen in Gesellschaft und Politik zu einer Identitätskrise geführt. Ist sie Araberin? Jüdin? Mithilfe ihrer Großeltern, die allesamt als Juden aus dem Maghreb nach Frankreich emigrierten, ringt sie um Klärung. Die Befragungen sind spielerisch, aber bestimmt. Cléo weckt Erinnerungen, konfrontiert, sinniert in der Badewanne.

Ob sie „sedje“ sei, fähig zu heiraten, will sich Cléo bei ihrer Großmutter Flavie vergewissern. Diese reagiert ausweichend. Ihre Schwester wäre es in jedem Fall, findet Flavie. Und auch Cléo wisse ungefähr, wie man Dinge bewerkstelligt. Doch ganz überzeugt wirkt sie nicht. Cléo Cohen steckt mitten in einem Findungsprozess. Ihre Großeltern spielen eine Rolle dabei. Kamen die einen als algerische Juden nach Frankreich, übersiedelten die anderen aus dem Nachbarland Tunesien, ebenfalls als Juden. Cléo ist verwirrt. Die Muttersprache von Denise etwa ist Arabisch, sie beherrscht die arabische Küche, doch Araberin ist sie keine? Mit allen führt sie Gespräche, drängt sich forsch, aber herzlich in die Vergangenheit. Sie liest die Schriften von Albert Memmi, der als Sohn jüdischer Eltern unter der französischen Kolonialherrschaft in Tunis aufwuchs; sie hört den Song „Juifs arabes“ von Philippe Katerine. Sie reist nach Tunesien.
Carolin Weidner

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Regie
Cléo Cohen
Kamera
Cléo Cohen
Schnitt
Saskia Berthod
Produktion
Rebecca Houzel, Maria Knoch
Ton
Gilles Bénardeau
Musik
Patrick Bismuth
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Ausführende Produktion
Petit à Petit Production
Ausgezeichnet mit: Preis der Interreligiösen Jury
Kids DOK 2021
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Mum Is Pouring Rain Hugo De Faucompret
Jane muss Weihnachten bei ihrer Großmutter auf dem Land verbringen: Wie langweilig! Doch allen Widrigkeiten zum Trotz entpuppen sich die Ferien als ein echtes Abenteuer.
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Mum Is Pouring Rain

Maman pleut des cordes
Hugo De Faucompret
Kids DOK 2021
Animationsfilm
Frankreich
2021
29 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Keine

Die Mutter von Jane macht eine schwere Zeit durch und eröffnet ihr, dass sie diese Weihnachten bei ihrer Großmutter „Zwiebel“ auf dem Land verbringen muss. Keine Widerrede. Jane hat dazu überhaupt keine Lust: Wie langweilig! Doch allen Widrigkeiten zum Trotz entpuppen sich die Ferien als ein echtes Abenteuer. Jane lernt neue Freunde kennen und beginnt, sich anderen zu öffnen.

Lina Dinkla

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Regie
Hugo De Faucompret
Buch
Lison d’Andréa, Hugo De Faucompret
Schnitt
Benjamin Massoubre
Produktion
Ivan Zuber, Antoine Lietout
Co-Produktion
Emmanuèle Pétry-Sirvin, Jean-Baptiste Wery
Musik
Pablo Pico
Animation
Eva Lusbaronian
Filmvertrieb
Emmanuèle Pétry-Sirvin
Broadcaster
Canal+
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Nude at Heart

Nude at Heart
Yoichiro Okutani
Der Schnitt macht den Film 2021
Dokumentarfilm
Japan,
Frankreich
2021
109 Minuten
Japanisch
Untertitel: 
Französisch, Englisch

Eine Milieustudie über eine sterbende Amüsierkultur, gefilmt in liederlichen Garderoben vor schlecht geputzten Schminkspiegeln. – Die Filmeditorin Mary Stephen folgt dem Regisseur Yoichiro Okutani in dessen Schnittinterpretation des eigenen Drehmaterials über die Odoriko genannten japanischen Nackttänzerinnen bis hierher. Doch Stephens Editor’s Cut beginnt angezogen: eine geschmackvoll ausgeleuchtete Bühnen-Ouvertüre im Kostüm. Von hier aus ordnet sie, besser: entblättert sie das Material neu und nimmt ursprünglich von Okutani verworfene Bild- und Tonsequenzen wieder auf, etwa den titelgebenden Ausspruch einer Odoriko, die ihre Berufswahl so begründet: „Es ging darum, im Herzen nackt zu sein.“

Sylvia Görke

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Regie
Yoichiro Okutani
Buch
Yoichiro Okutani
Kamera
Yoichiro Okutani
Schnitt
Mary Stephen
Produktion
Asako Fujioka, Eric Nyari, Annie Ohayon-Dekel
Musik
Haruyuki Suzuki
Retrospektive 2021
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Nuit et brouillard [Synchronfassung BRD 1956] Alain Resnais
Paul Celan, Schöpfer der „Todesfuge“, prägte mit seiner lyrisch rhythmisierten, in den Tempi springenden Übertragung die westdeutsche Rezeptionsgeschichte von Resnais‘ Film.
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Nuit et brouillard [Synchronfassung BRD 1956]

Nuit et brouillard [Synchronfassung BRD 1956]
Alain Resnais
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
1955
31 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Le sang a caillé, les bouches se sont tues“, heißt es bei Jean Cayrol. Paul Celan übersetzt: „Das Blut ist geronnen, die Münder sind verstummt“. Alain Resnais‘ Archivfilm über die nationalsozialistischen Konzentrationslager setzte neue Maßstäbe für die essayistische Form. Die Filmmusik von Hanns Eisler musste den Wechsel in eine andere Sprachfassung nicht fürchten. Aber die Worte von Jean Cayrol, mehr Elegie als Kommentar? Paul Celan, Schöpfer der „Todesfuge“ und mit Cayrol bereits als Übersetzer verbunden, wurde um die Übertragung ins Deutsche gebeten. Sein lyrischer Rhythmus, seine vom Originaltext abweichenden Tempussprünge prägten die westdeutsche Rezeptionsgeschichte von Resnais’ Film.

Sylvia Görke

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Regie
Alain Resnais
Buch
Paul Celan
Kamera
Sacha Vierny, Ghislain Cloquet
Schnitt
Alain Resnais, Henri Colpi
Produktion
Anatole Dauman, Samy Halfon, Philippe Lifchitz
Musik
Hanns Eisler
Sprecher*in
Kurt Glass
Retrospektive 2021
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Nuit et brouillard [Synchronfassung DDR 1960] Alain Resnais
Henryk Keischs Neuübersetzung für die DEFA holte Paul Celans Versäumnisse nach. In seiner Textversion kehrte die in der BRD-Fassung ausgesparte Sowjetunion in den NS-Opferkreis zurück.
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Nuit et brouillard [Synchronfassung DDR 1960]

Nuit et brouillard [Synchronfassung DDR 1960]
Alain Resnais
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
1955
31 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Le sang a caillé, les bouches se sont tues“, heißt es bei Jean Cayrol. Henryk Keisch übersetzt: „Das Blut ist getrocknet, die Münder sind verstummt“. Als Resnais Film für den Spielbetrieb in der DDR lizensiert werden sollte, schien der Rückgriff auf die westdeutsche Synchronfassung naheliegend. Doch bei der DEFA fiel Celans Textübertragung durch. Man monierte Aussparungen, die etwa aus der Sowjetunion Deportierte unter den Tisch fallen ließen. Der behördliche Schriftverkehr endete apodiktisch: Man halte den Ankauf für „unverantwortlich“. Der linientreue Schriftsteller und Übersetzer Henryk Keisch wurde mit einer Neufassung beauftragt – und holte Celans Versäumnisse selbstverständlich nach.

Sylvia Görke

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Regie
Alain Resnais
Buch
Henryk Keisch
Kamera
Ghislain Cloquet, Sacha Vierny
Schnitt
Alain Resnais, Henri Colpi
Produktion
Anatole Dauman, Samy Halfon, Philippe Lifchitz
Musik
Hanns Eisler
Sprecher*in
Raimund Schelcher
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Odoriko

Odoriko
Yoichiro Okutani
Der Schnitt macht den Film 2021
Dokumentarfilm
Japan,
USA,
Frankreich
2020
114 Minuten
Japanisch
Untertitel: 
Englisch

Eine Milieustudie über eine sterbende Amüsierkultur, gefilmt in liederlichen Garderoben vor schlecht geputzten Schminkspiegeln. – Der Regisseur Yoichiro Okutani folgt den Odoriko, jenen japanischen Nackttänzerinnen, durch ihren Alltag zwischen An- und Ausziehen, zwischen pragmatischer Lebensbewältigung und bühnentauglich gemachter Erotik. Okutanis Schnittfassung beginnt nackt: Eine unbekleidete Frau steigt eine Treppe hinab, nicht vorteilhaft ins Bild gesetzt, sondern mit der brachialen Gewöhnlichkeit der Routine. Zwischen diesem, also Okutanis Director’s Cut und Mary Stephens Editor’s Cut „Nude at Heart“ liegen ein Produktionsjahr und fünf Minuten. Aber wieviel mehr?

Sylvia Görke

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Regie
Yoichiro Okutani
Buch
Yoichiro Okutani
Kamera
Yoichiro Okutani
Schnitt
Yoichiro Okutani, Keiko Okawa
Produktion
Asako Fujioka, Eric Nyari, Yoichiro Okutani, Annie Ohayon-Dekel
Ton
Young-chang Hwang
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Once I Entered a Garden

Pa’am nikhnasti legan
Avi Mograbi
Hommage Avi Mograbi 2021
Dokumentarfilm
Israel,
Schweiz,
Frankreich
2012
99 Minuten
Arabisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch

Avi Mograbi begegnete im Traum seinem Großvater. Schauplatz: Damaskus, 1920. Ob die beiden bei diesem unmöglichen Zusammentreffen arabisch oder hebräisch sprachen? Dass sie sich überhaupt verständigen konnten! Denn Mograbi ist des Arabischen kaum mächtig, und der Großvater lernte Iwrit erst später. In der Wohnung des Freundes Ali Al-Azhari beginnt ein anderes unmögliches Gespräch: zwischen Avi, dem Juden, und Ali, dem Palästinenser. Ihr quirliger, zugewandter Austausch über Vorfahren, Vokabeln und Träume soll einen Film vorbereiten, der dann nicht entsteht. Aber da das Material nun schon einmal gedreht ist: Warum damit nicht eine neue israelisch-palästinensische Wirklichkeit in Angriff nehmen?!

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Avi Mograbi
Buch
Avi Mograbi, Noam Enbar
Kamera
Phillipe Bellaïche
Schnitt
Avi Mograbi, Rainer M. Trinkler
Produktion
Serge Lalou, Samir
Co-Produktion
Avi Mograbi
Ton
Florian Eidenbenz
Musik
Noam Enbar
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Our Memory Belongs to Us Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Inmitten eines grausamen Konflikts setzen syrische Aktivisten ihre Hoffnung in die Produktion von Bildern. Was erzählen ihre Aufnahmen? Welche Rolle spielen sie als Zeugnisse?
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Our Memory Belongs to Us

Frihed, håb og andre synder – Den syriske revolution 10 år senere
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich
2021
90 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Das Wertvollste, was Yadan auf seiner Flucht bei sich trägt, ist eine Festplatte. Fast 13.000 Videos befinden sich darauf, aufgenommen 2011 und 2012, von ihm und anderen Aufständischen in Daraa, der „Wiege“ der syrischen Revolution. Acht Jahre später kommen Yadan und zwei seiner Weggefährten in einem Theater in Paris zusammen, um dem Material (erneut) zu begegnen. Im Dialog zwischen den Männern und den Bildern beginnt ein Stück der Geschichte des Landes Gestalt anzunehmen.

Als friedlicher Protest in einen brutalen Krieg mündet, wird eine kleine Gruppe von Zivilisten zur Stimme von Daraa. Wo die offizielle Berichterstattung ausbleibt, filmen sie: zunächst um der Revolution in ihrer medialen Repräsentation zu tatsächlicher Existenz zu verhelfen, dann um in einem dringlichen Hilfsgesuch an die internationale Gemeinschaft Zeugnis abzulegen. Gegen die Menschenrechtsverbrechen der Regierungstruppen, gegen Granatbeschuss und Bomben – die Kamera ist ihre Waffe. Die filmische Anordnung wird zum Ausgangspunkt einer Reflexion über die Bedeutung der Bilder, damals und heute, und gibt zugleich Anstoß, persönliche in kollektive Erinnerung zu überführen. Wie schmerzhaft dieser Prozess ist, offenbaren die Reaktionen der Protagonisten. „Ist die Aufarbeitung der Geschichte all die Gewalt wert, die die Erinnerung wachruft?“, wird aus dem Off gefragt. Der Film gibt eine entschiedene Antwort.
Sarina Lacaf

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Buch
Dima Saber, Rami Farah, Lyana Saleh, Signe Byrge Sørensen
Kamera
Henrik Bohn Ipsen
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Signe Byrge Sørensen, Lyana Saleh, Anne Köhncke
Co-Produktion
Reema Jarrar
Ton
Henrik Garnov
Musik
Kinan Azmeh
Ausgezeichnet mit: Filmpreis Leipziger Ring
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Our Quiet Place

Un endroit silencieux
Elitza Gueorguieva
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Bulgarien,
Frankreich
2021
68 Minuten
Bulgarisch,
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Mit der Aneignung des Französischen hat die belarussische Autorin Aliona Gloukhova eine Möglichkeit gefunden, über ihren verschwundenen Vater zu schreiben. Regisseurin Elitza Gueorguieva folgt diesem Prozess, an dessen Ende eine Buchveröffentlichung steht. Gleichzeitig kreuzen sich damit die Lebenswege zweier Frauen, die es auch deshalb nach Westeuropa verschlug, um Abstand von ihren Heimatländern, Belarus und Bulgarien, zu gewinnen.

Sich das Koordinatensystem einer fremden Sprache zunutze machen, um auszudrücken, was einem sonst dramatisch oder pathetisch vorkäme: Aliona Gloukhova hat diese Methode gewählt, um die Geschichte ihres Vaters zu schreiben, eines stillen Dissidenten und Tschernobyl-Experten, der Mitte der 1990er Jahre plötzlich verschwand. Die Erinnerungen an ihn sind lückenhaft, und vielleicht ist selbst das, was sich als Erinnerung tarnt, nicht echt. Aliona taucht ein in die Fiktion und den französischen Wortschatz, der ihr die Freiheit schenkt, eine eigene Fassung der Geschehnisse zu formulieren. Elitza Gueorguieva verfolgt das Herantasten an den biografisch-linguistischen Komplex, der auch an ihr eigenes Gedächtnis appelliert. Denn auf den Straßen von Minsk, die sie gemeinsam mit Aliona beschreitet, spürt sie sogleich die altbekannte Angst aus ihrer Kindheit. Es überkommt sie wie der Biss in eine Madeleine, die sie besser nicht in den Mund genommen hätte.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Elitza Gueorguieva
Kamera
Thomas Favel, Elitza Gueorguieva
Schnitt
Mélanie Braux
Produktion
Eugénie Michel Villette
Co-Produktion
Martichka Bozhilova
Ton
Arno Ledoux
Musik
Arno Ledoux
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Pa va hêng

Pa va hêng
Franziska von Stenglin
Deutscher Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland
2021
82 Minuten
Sedang,
Vietnamesisch
Untertitel: 
Englisch

Liem gehört der ethnischen Minderheit der Sedang an und ist in einer abgelegenen Region von Vietnam zu Hause. Knapp skizziert die beobachtende Kamera einen Alltag, den mehr das Überleben denn das Leben bestimmt. Mit seinen Freunden bereitet er eine Expedition in den Dschungel vor. Dort wollen die jungen Männer eine Auszeit nehmen, an die Tradition ihrer Ahnen anknüpfen, Jäger und Sammler werden. Je verschlungener die Pfade, desto tiefer scheint sich auch der Film in eine andere Sphäre zu begeben.

Man lernt Liem bei alltäglichen Verrichtungen kennen. Mit dem Baby im Tragetuch kocht er, hängt Wäsche auf, geht aufs Feld. Die gigantischen Lautsprecher, die an den Laternen befestigt sind, beschallen sein Dorf mit offiziellen Nachrichten und Werbung. In seinem Stelzenhaus hört Liem lieber vietnamesischen Pop. Schon bald erspürt man den Rhythmus, den ganz eigenen Takt dieses Lebens. Wenn Liem und seine Freunde mit Gummilatschen und Rucksäcken losziehen, heftet sich die Kamera an ihre Fersen, nimmt ihre Perspektive ein. Auf Super-16 gedreht, fängt der Film die Grüntöne des zentralen Hochlands in Vietnam ein, die Bilder entwickeln eine soghafte Tiefe. Blätterrauschen, Insektensummen, Vogelgezwitscher und permanenter Regen setzen sich zu einer melodischen Geräuschkulisse zusammen. Plötzlich scheint die Zeit stillzustehen, die Trennung zwischen Leinwand und Zuschauerraum wird aufgehoben.
Anke Leweke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Franziska von Stenglin
Kamera
Lucie Baudinaud
Schnitt
Zuniel Kim, Marylou Vergez
Produktion
Lucas Tothe, Franziska von Stenglin
Co-Produktion
Cinegrell, Umlaut Films
Ton
Christian Wittmoser, Nguyen Ngoc Tân
Musik
Thomas Höhl
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Philippe Arthuys: Boîte à musique

Philippe Arthuys: Boîte à musique
Animation und Musique Concrète 2021
Akustischer Film
Frankreich
1957
3 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Mit Hall, Filtern und rhythmischer Montage entsteht aus Klangfragmenten ein Hörstück über eine scheinbar eigenwillige Spieldose. Philippe Arthuys – Filmkomponist für Größen wie Rivette und Godard und selbst Filmemacher – variiert das Tempo von stotternd bis ruhig atmend, lässt überraschend Geräuschpartikel aus der Tiefe des Raumes auftauchen und wieder verschwinden. Ein Filmdramolett für die Ohren.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Musik
Philippe Arthuys
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Republic of Silence

Republic of Silence
Diana El Jeiroudi
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland,
Italien,
Katar,
Syrien
2021
183 Minuten
Arabisch,
Englisch,
Deutsch,
Kurdisch
Untertitel: 
Englisch

In der Berliner Wohnung herrscht Stille. Dass es im Kopf von Regisseurin Diana El Jeiroudi anders aussieht, daran lässt ihr Film, der mithilfe einer komplexen Montage den Zerfall Syriens sowie das Leben im Exil fasst, keine Zweifel. Zwischen Archivaufnahmen, losen Porträts von Vertrauten und einer intimen Perspektive, die sich mit der eigenen Position und Traumabewältigung auseinandersetzt, entsteht ein vielschichtiges Dokument.

„Das Böse hat einen sehr lauten und furchterregenden Klang“, stellt El Jeiroudi bereits als Kind fest. Das Aufwachsen in einem Land, geprägt von Überwachung und Militärparaden, hat Spuren hinterlassen. In „Republic of Silence“ versucht sie eine Art Aufarbeitung. Sie verdichtet altes Material, welches noch in Syrien entstand, mit einem schriftlichen Monolog sowie Geschichten von Personen, die im Zuge des Bürgerkriegs ebenfalls das Exil wählten. Das Ergebnis ist ein komplexer filmischer Raum, anhand dessen der politische wie gesellschaftliche Zerfall einer Nation sichtbar wird. Dabei konzentriert sich El Jeiroudi mehr und mehr auf das Zeigen einer Gegenwart außerhalb Syriens, das Leben in der Emigration. Über nächtliches Zähneknirschen ihres Ehemannes, Geburtstagsfeiern und Aufstörungen im internationalen Filmfestivalbetrieb erschließt sich ein Alltag zwischen Anspannung und Neuanfang.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Diana El Jeiroudi
Buch
Diana El Jeiroudi
Kamera
Sebastian Bäumler, Diana El Jeiroudi, Orwa Nyrabia, Guevara Namer
Schnitt
Katja Dringenberg, Diana El Jeiroudi
Produktion
Orwa Nyrabia, Diana El Jeiroudi
Co-Produktion
Camille Laemlé
Ton
Raphaël Girardot, Nathalie Vidal, Pascal Capitolin
Ausgezeichnet mit: Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, Lobende Erwähnung (Internationaler Wettbewerb)
Animation und Musique Concrète 2021
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Rone: Bye Bye Macadam Dimitri Stankowicz
In einem schamanischen Ritual zu Intelligent House-Beats bündeln halbmenschliche Wesen sprudelnde Energie und dirigieren mit ihren tänzerischen Bewegungen scheinbar das Universum.
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Rone: Bye Bye Macadam

Rone: Bye Bye Macadam
Dimitri Stankowicz
Animation und Musique Concrète 2021
Animationsfilm
Frankreich
2012
4 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

In unendlichen Weiten von Schwarz bildet sich ein weißes atomares Gebilde und wird von einer Frau beschworen. Sie löst einen Urknall und ein tänzerisches, schamanisches Ritual zu Intelligent House-Beats aus. Sprudelnde Energie wird von Frauen mit Geweihen in einem Ball aus pulsierenden Blitzen gebündelt. Ihre Bewegungen scheinen den Gang des Universums zu dirigieren.

Cornelia Friederike Müller aka CFM

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Dimitri Stankowicz
Produktion
InFiné
Animation
Dimitri Stankowicz