Filmarchiv

Retrospektive 2022
Filmstill Once I Was a Child
Ich war einmal ein Kind Tamara Trampe
So behutsame wie hellsichtige Alltagsbeobachtungen in einem Kindergarten: kindliche Fabulierfreude zwischen freier Entfaltung und der Einordnung ins gesellschaftliche Regelwerk.
Filmstill Once I Was a Child

Ich war einmal ein Kind

Ich war einmal ein Kind
Tamara Trampe
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1986
17 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Die Interviews, die Tamara Trampe in einem Pankower Kindergarten führt, zeugen von dem seltenen Versuch, sich ganz auf die Erfahrungswelt der jungen Befragten einzulassen, ihren Erzählungen einen Raum zu geben, in dem sich Realität und Fantasie, Sorgen und Wünsche frei durchmischen können. Ein Raum, der im Kindergartenalltag nicht immer gegeben ist, wie der Film auch nach der Entschärfung durch die DEFA-Zensur wie beiläufig durchblicken lässt: Toiletten ohne Türen, gespenstische Geburtstagsfeiern und freundliche, aber unmissverständliche Maßregelungen, wenn die Kinder in die Grammatikübung zu viel Dialekt einbringen oder beim Soldatenmalen nicht wirklichkeitsgetreu genug arbeiten.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Tamara Trampe
Buch
Tamara Trampe
Kamera
Thomas Plenert
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Peter Dienst, Eberhard Pfaff
Konzept
Annerose Richter
Extended Reality 2022
Filmstill In the Mist
In the Mist Tung-Yen Chou
Eine Gruppensexszenerie in der Schwulensauna wird zur real-surrealen Bühne für Begehren und Reflexionen: über sexpositive Räume, die eigene Lust und das eigene Moralempfinden.
2020
Filmstill In the Mist

In the Mist

Wù jhong
Tung-Yen Chou
Extended Reality 2022
XR
Taiwan
2020
15 Minuten
Englisch,
Chinesisch

Wir befinden uns mitten in einer Schwulensauna. Auf der Suche nach körperlichem Kontakt, abseits der Vorstellungen von bürgerlich-romantischer Liebe, sind wir Teil einer Gruppensexszenerie. Wir betrachten die Protagonisten, genauso wie sie uns. Der Schauplatz wird zur Bühne, real und surreal zugleich. Er fordert Reflexionen heraus: über sexpositive Räume, die eigene Lust und das eigene Moralempfinden.

Lars Rummel

Credits DOK Leipzig Logo

Ausführende Produktion
Chin-Hsuan Sung
Produktionsfirma
Very Theatre
Schnitt
Chia-Wen Huang
VR Entwicklung
Ming-Yuan Chuan
Ton
Chin-Lun Kao
Musik
Hai-Ting Liao
Performer
Jing-Yan Lin, Gryphon, Hsin-Hung Chen, Jack, John, James, Kai-Cheng Cho, Owen Wu, Chi-Yen Li, Luke, Barnie, Eason Lee, Ming-Fang Qiu
Regie
Tung-Yen Chou
Kamera
Che-Yu Chou
Spotlight on: Docudays UA 2022 2022
Filmstill Infinity According to Florian
Infinity According to Florian Oleksiy Radynski
Das brisanteste Thema im Vorkriegs-Kyjiw: die Macht der Bauunternehmer. Florian Jurjews Architekturvisionen, kontrastiert mit der Sturheit eines Geschäftsmannes à la Donald Trump.
Filmstill Infinity According to Florian

Infinity According to Florian

Neskinchennist’ za Florianom
Oleksiy Radynski
Spotlight on: Docudays UA 2022 2022
Dokumentarfilm
Ukraine
2022
70 Minuten
Ukrainisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Das brisanteste Thema im Vorkriegs-Kyjiw: die Macht der Bauunternehmer. Oleksiy Radynski erforscht den Gegensatz zwischen einem Architekten, der eines der bedeutendsten Gebäude in Kyjiw entwarf, und dem kapitalistischen Zynismus, der die Einzigartigkeit der Stadt ruiniert. Florian Jurjews Philosophie der Sterblichkeit einer Galaxie, der „schönen Null“, zu der wir alle zurückkehren werden, kontrastiert mit der lächerlichen und gefährlichen Sturheit eines Geschäftsmannes à la Donald Trump.

Daria Badior

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Oleksiy Radynski
Kamera
Max Savchenko
Schnitt
Mykola Bazarkin
Produktion
Lyuba Knorozok
Ton
Andriy Borysenko, Oleksandr Konoval
Musik
Andriy Borysenko
Filmvertrieb
Clementine Engler
Nominiert für: MDR-Filmpreis
Seelendinge 2022
Filmstill Infrastructure
Infrastructure Rachel Reupke
In den Tiefen und an den Peripherien von überwältigenden Panoramaaufnahmen tauchen wie kleine Punkte Personen auf. Die kolossale Landschaft wird zu einem unendlichen Raum der Angst.
Filmstill Infrastructure

Infrastructure

Infrastructure
Rachel Reupke
Seelendinge 2022
Experimentalfilm
UK
2002
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Überwältigende Panoramaaufnahmen von Naturlandschaften werden von Verkehrsschneisen durchschnitten. In den Tiefen und an den Peripherien tauchen wie kleine Punkte Personen auf. Erst allmählich wird erkennbar, dass es sich dabei um Fliehende handelt. Aus der Mikrowelt erwachsen große Dramen, die kolossale Landschaft wirkt zunehmend erbarmungslos und wie ein unendlicher Raum der Angst.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rachel Reupke
Hommage Mila Turajlić 2022
Filmstill Innocence Unprotected
Innocence Unprotected Dušan Makavejev
Der erste jugoslawische Tonfilm von 1941: neu montiert, ergänzt und verfremdet durch Nazi-Wochenschauen und Aufnahmen von 1968, ironisch vom Spiel- zum Dokumentarfilm transformiert.
Filmstill Innocence Unprotected

Innocence Unprotected

Nevinost bez zaštite
Dušan Makavejev
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Jugoslawien
1968
75 Minuten
Serbisch,
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Der Spielfilm „Innocence Unprotected“ von Dragoljub Aleksić erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die mit einem scheußlichen reichen Mann zwangsverheiratet werden soll, während ihre wahre Liebe einem kühnen Akrobaten gilt. Dieser erste Tonfilm Jugoslawiens entstand 1941 im besetzten Belgrad und blieb durch die Zensur der Nazis unveröffentlicht. Dušan Makavejevs Dekonstruktion des skurrilen Werkes, das er 1968 neu montierte, teilweise handkolorierte, um deutsche Wochenschauen und aktuelle Aufnahmen mit den ehemals Mitwirkenden ergänzte und so in einen Dokumentarfilm gleichen Titels verwandelte, erhielt auf der Berlinale einen Silbernen Bären.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Dušan Makavejev
Buch
Branko Perak, Dušan Makavejev
Kamera
Stevan Misković, Branko Perak
Schnitt
Ivanka Vukasović
Produktion
Avala Film Library
Musik
Vojislav Kostić
Filmstill Intro

Intro

Intro
Anne Isensee
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
8 Minuten
Englisch,
englische Titel
Untertitel: 
Englisch

Was heißt es, einen Animationsfilm auch für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit zugänglich zu machen? Kann eine Audiodeskription vermitteln, was auf der Bildebene passiert und, gerade beim Animationsfilm, oft ganz und gar der Fantasie entsprungen ist? Anne Isensee (Goldene Taube für „Megatrick“, 2017) widmet sich diesen komplexen Fragen mit viel Leichtigkeit, Humor und Wortwitz. Ihr gelingt eine konzentrierte filmische Untersuchung der Vielschichtigkeit von (jeder) Wahrnehmung.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Anne Isensee
Buch
Anne Isensee
Schnitt
Anne Isensee
Produktion
Anne Isensee
Ton
Irma Heinig
Sound Design
Irma Heinig
Musik
Franziska May
Animation
Anne Isensee, Sonja Rohleder
Filmvertrieb
Cord Dueppe
Funding institution
FFA Filmförderungsanstalt
Sprecher*in
Orit Nahmias
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill Iota Period Omega

Iota Period Omega

Giota Teleia Omega
Alexis Alexiou
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Griechenland
2022
13 Minuten
Griechisch
Untertitel: 
Englisch

Flugzeuge in allen Größen, Jahrmärkte, Leuchtreklamen, protestierende Menschen, sich amüsierende Männer, Frauen und Kinder, wüstenähnliche Landschaften, städtische Ansichten – die flirrenden 8mm-Bilder entwickeln einen eigentümlichen Sog. Sie kommen aus unserer Gegenwart, wirken dennoch seltsam weit weg, vergangen. Es handelt sich um das visuelle Tagebuch von I.O, einem Mädchen, das in einem zukünftigen Überwachungsstaat lebt und sich an die Welt vor dem Klimawandel erinnert.

Anke Leweke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Alexis Alexiou
Buch
Aspasia Lykourgioti, Alexis Alexiou
Kamera
Alexis Alexiou
Schnitt
Lambis Haralambidis
Produktion
Afroditi Nikolaidou
Ton
Manolis Manousakis
Musik
Yannis Veslemes
Sprecher*in
Sofia Kokkali
DEFA Matinee 2022
Filmstill Jacki
Jacki Angelika Andrees
Eine kesse 14-Jährige im Zentrum eines lebhaften, kräftezehrenden Patchwork-Familienmodells. Der Film bleibt ganz nah an seinen Figuren und gönnt sich trotzdem manche Abschweifung.
Filmstill Jacki

Jacki

Jacki
Angelika Andrees
DEFA Matinee 2022
Dokumentarfilm
DDR
1976
30 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Der kessen 14-jährigen Jacki nähert sich Andrees’ Diplomarbeit vor allem über das soziale Umfeld: die strapazierte Patchworkfamilien-Mutter, der eigenbrötlerische Fernfahrer-Stiefvater, die eklektische Nachbarschaft. Je näher der Film seinen Figuren kommt, desto freier agiert die Kamera, gleitet wie in Trance durch ein Atelier oder fliegt über die nächtliche Schnellstraße wie über eine Ufo-Landebahn.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Angelika Andrees
Buch
Angelika Andrees
Kamera
Julia Kunert
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Retrospektive 2022
Filmstill To Be Young, and What Else?
Jung sein – und was noch? Gitta Nickel
Die Jugendbrigade der Volkswerft Stralsund leistet, trotz ideologischer Mängel, Hervorragendes. Dennoch wird die Stadt zum Brennpunkt sozialistischer Wertschöpfungsverhältnisse.
Filmstill To Be Young, and What Else?

Jung sein – und was noch?

Jung sein – und was noch?
Gitta Nickel
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1977
49 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Hoch im Norden, in der Volkswerft Stralsund, trifft Gitta Nickel eine Jugendbrigade, deren Mitglieder sich unverblümt äußern: „Ich bin jetzt 27 Jahre alt. An meinem eigenen Beispiel kann ich sagen: außer Arbeit nichts gewesen, wirklich nichts. Das kann ich wirklich von mir stock und steif behaupten.“ Stralsund als Brennpunkt sozialistischer Wertschöpfungsverhältnisse: Zwar wird alle zwei Wochen ein Schiff fertiggestellt, jedoch keine Wohnungen, und an Freizeitangeboten mangelt es gleich ganz. Der Befund: Lebensqualität und Leistung stehen in keiner guten Relation zueinander. Der Zusammenhalt in der Brigade ist dennoch groß, auch wenn es, wie einige befinden, auf „ideologischem Gebiet“ noch hapert.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Gitta Nickel
Kamera
Niko Pawloff
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Andreas Walter
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill Kayu Besi
Kayu Besi Max Sänger, Andrianus “Oetjoe” Merdhi
Bildgewaltiger und dennoch unaufgeregter Einblick in die illegale Arbeit von Holzfällern, die mitten im und vom Urwald leben und ihn dennoch jeden Tag ein Stück mehr zerstören.
Filmstill Kayu Besi

Kayu Besi

Kayu Besi
Max Sänger, Andrianus “Oetjoe” Merdhi
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
28 Minuten
Indonesisch,
Javanisch
Untertitel: 
Englisch

Im Regenwald fällen Männer Bäume. Barfuß ziehen sie die Kettensägen durch die riesigen Stämme. Sie leben in der Natur, von der Natur und gegen die Natur. Der illegale Holzverkauf scheint ihre einzige Chance zu sein, die Familien zu ernähren. Gleichzeitig zerstören sie – Baum für Baum – die eigene Lebensgrundlage. Die ruhige Beobachtung endet mit dem beschwerlichen Transport des Holzes aus dem Wald. Wer weiterdenkt, weiß, dass es als Mahagoni-Tisch oder Bangkirai-Diele auch in unseren Wohnungen landet.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Max Sänger, Andrianus “Oetjoe” Merdhi
Kamera
Max Sänger
Schnitt
Max Sänger
Produktion
Max Sänger
Ton
Francesca Bertin
Sound Design
Max Gausepohl, Niklas Wienböker, Hadi Abilmona
Musik
Max Gausepohl, Niklas Wienböker, Hadi Abilmona
Retrospektive 2022
Filmstill Having Babies?
Kinder kriegen? Sibylle Schönemann
Ausgehend von verschiedenen Lebenssituationen und privaten Umständen bearbeitet Sibylle Schönemann das komplexe Thema Schwangerschaftsabbruch als ästhetisch ambitionierte Collage.
Filmstill Having Babies?

Kinder kriegen?

Kinder kriegen?
Sibylle Schönemann
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1976
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

In Sibylle Schönemanns Film zum Thema Schwangerschaftsabbruch kommen sowohl junge als auch ältere Frauen zu Wort, solche, die von ihrem Partner zur Abtreibung gezwungen wurden, und andere, die sich trotz prognostizierter Schwierigkeiten für eine Austragung entschieden haben. In der Art einer Collage gearbeitet, wechselt eine Gesprächsrunde mit stilisierten Passagen, während die Kamera auch Momente in einer Klinik kurz vor und nach dem Eingriff zeigt. Der Gestus schwankt zwischen Dramatik und Lebensbejahung. Auf liberale Perspektiven wird, bis auf eine Ausnahme, verzichtet. Dem komplexen Gegenstand hätte sich Schönemann, gemeinsam mit Tamara Trampe, beinahe auch in einem Spielfilm gewidmet.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sibylle Schönemann
Kamera
Klemens Peisker
Schnitt
Silvia Roeser
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Ton
Andreas Walter
Slowenische Animation 2022
Filmstill Kiss Me Gentle Rubber
Kiss Me Gentle Rubber Zvonko Čoh
Ein Meilenstein der slowenischen Animationsfilmgeschichte, vollständig auf Papier gezeichnet: Cartoon-Helden werden gegen ihre Bewegungsmuster und Silhouetten ausgetauscht.
Filmstill Kiss Me Gentle Rubber

Kiss Me Gentle Rubber

Poljubi mehka me radirka
Zvonko Čoh
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Jugoslawien
1984
6 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Vollständig auf Papier gezeichnet, schuf Zvonko Čoh einen Meilenstein der jüngeren slowenischen Animationsfilmgeschichte. Eine Kombination aus figurativer Umriss-, Flächen- und Raumentwicklung und einer Story, die sich aus assoziativen Elementen speist und ans Surreale grenzt. Klassische Cartoon-Helden werden gegen ihre animierten Bewegungsmuster und Silhouetten ausgetauscht.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Zvonko Čoh
Buch
Zvonko Čoh
Kamera
Bojan Jurc
Schnitt
Janez Bricelj
Produktion
Viba film
Animation
Zvonko Čoh
Deutscher Wettbewerb 2022
Filmstill Pastor Lothar Stops
König hört auf Tilman König
Eine persönliche, angenehm kritische Würdigung des Jenaer Pfarrers und linken Aktivisten Lothar König, die das knurrige Original in seinen letzten Monaten im Kirchenamt begleitet.
Filmstill Pastor Lothar Stops

König hört auf

König hört auf
Tilman König
Deutscher Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
85 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Lothar König ist ein Original. Der langjährige Jugendpfarrer aus Jena passt in kein System. In der DDR wurde er von der Stasi beschattet, nach der Wiedervereinigung war er einer der unermüdlichsten Mahner vor dem erstarkenden Rechtsradikalismus. Bis heute geht er gegen Rechts auf die Barrikaden, oft in der ersten Reihe. Das Filmporträt seines Sohnes Tilman ist dennoch keine Hommage, sondern die kritische Würdigung eines streitbaren Charakters, der sich mit der Pensionierung neu erfinden muss.

Pfarrer König gilt nicht nur als Galionsfigur der linken Szene, die Punkkonzerte, Demos und Fußballturniere mit jungen Geflüchteten organisiert. Ihm eilt auch der Ruf einer durchaus herausfordernden Persönlichkeit voraus. Tilman König zeigt seinen Vater nur am Rande in seiner Rolle als kirchlicher Amtsträger. Vor allem stellt er einen Menschen vor, der mutig und entschlossen, aber auch dickköpfig und ungerecht sein kann. Sein Film interessiert sich angenehmerweise und zuallererst für das Hier und Jetzt dieses Mannes, für all jene Dinge, die Lothar noch zu bewältigen hat. Wie gelingt der Übergang in den Ruhestand nach einem unruhigen Leben zwischen Gemeindearbeit und politischem Aktivismus? Wie kann der rhetorische Haudegen unter eigentlich Gleichgesinnten bestehen, die sich im Denken, Sprechen und Handeln von ihm zu entfernen scheinen? Der Grenzgänger beschreitet unbekanntes Terrain.
Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Tilman König
Kamera
Tilman König
Schnitt
Denise Lipfert, Tilman König
Produktion
Dietmar Güntsche, Martin Rohé
Co-Produktion
MDR, Tilman König
Ton
Frank Schubert
Sound Design
Frank Schubert
Musik
Christian Walter
Filmvertrieb
Nadine Trapp
Redaktion
Thomas Beyer
Funding institution
MDM
Ausgezeichnet mit: Filmpreis Leipziger Ring, ver.di Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness
Slowenische Animation 2022
Filmstill Kurent
Kurent Miha Reja
Die auf klare Formen und Farben reduzierte 2D-Animation verknüpft den Coming-of-Age-Ausbruch ihres Protagonisten mit der wilden und lauten slowenischen Karnevalsfigur Kurent.
Filmstill Kurent

Kurent

Kurent
Miha Reja
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien
2021
7 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die auf klare Formen und Farben reduzierte 2D-Animation verknüpft ihre Erzählung mit der slowenischen Karnevalsfigur Kurent. Ein Junge, gerade an der Schwelle zum Teenager, schleicht sich am Abend heimlich zur jährlich stattfindenden Austreibung des Winters. Wild maskierte Gestalten tummeln sich dort, ohrenbetäubendes Kuhglockengeläut ertönt, und am nächsten Morgen ist nichts mehr, wie es war.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Miha Reja
Buch
Miha Reja
Produktion
Boštjan Potokar
Sound Design
Boštjan Kačičnik
Musik
Miha Reja, Boštjan Gombač
Animation
Miha Reja
Filmstill Kusunda

Kusunda

Kusunda
Felix Gaedtke, Gayatri Parameswaran
Extended Reality 2022
XR
Deutschland,
Nepal,
Schweden,
Schweiz,
Taiwan
2021
23 Minuten
Englisch,
Nepali,
Kusunda

Der nepalesische Schamane Lil Bahadur und seine Enkelin Hima widmen sich der Wiedererweckung seiner Muttersprache Kusunda. Es geht um mehr als Kommunikation, nämlich Identität, Tradition und Bewusstsein für die eigene Geschichte. Die interaktive Sprachsteuerung der VR-Erfahrung erlaubt uns, selbst Kusunda zu lernen. Wir Lernenden werden zu menschlichen Archiven einer fast verlorenen indigenen Sprache.

Lars Rummel

Credits DOK Leipzig Logo

Co-Produktion
Sönke Kirchhof, Philipp Wenning, Emma Creed, Aliki Tsakoumi, Kuan-Yuan Lai
Ausführende Produktion
René Pinnell
Kreative Produktion
Felix Gaedtke, Gayatri Parameswaran, Mia von Kolpakow
Produktionsfirma
NowHere Media
Animation
Moritz Mayerhofer
VR Entwicklung
Tobias Wehrum
Ton
Mads Michelsen, David Segal
Key Collaborator
Gyani Maiya Kusunda, Lil Bahadur Kusunda, Hima Kusunda
Regie
Felix Gaedtke, Gayatri Parameswaran
Filmstill Lada, Ivan’s Sister

Lada, Ivan’s Sister

Lada, sestra Ivana
Olesya Shchukina
Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Frankreich,
Russland
2021
7 Minuten
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Kinderleicht, unterhaltsam und berührend zeigt diese bunte Animation die Transition einer Frau, die im „falschen Körper“ zur Welt kam. Mit Unterstützung und Verständnis der Familie wird Ivan zu Lada – einer glücklichen, zufriedenen Person. Basierend auf einer wahren, individuellen Geschichte ist dieser Film auch eine Parabel auf den Einfallsreichtum der Transgender-Community, die manchmal ungewöhnliche Wege gehen muss, um sich einen lebenswerten Alltag in einer ignoranten Umgebung einzurichten.

Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Olesya Shchukina
Buch
Anastasia Patlay
Schnitt
Olesya Shchukina
Produktion
Pavel Loparev, Irina Khodyreva
Ton
Andrey Guryanov
Animation
Iulia Voitova, Arman Avdalyan
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm)