Filmarchiv

Filmstill Karpotrotter

Karpotrotter

Karpopotnik
Matjaž Ivanišin
Fokus: Slowenische Dokumentarfilme nach 1991 2023
Dokumentarfilm
Slowenien
2013
48 Minuten
Slowenisch
Untertitel: 
Englisch

Karpo Godina, damals 28 Jahre alt, nahm 1971 seine Kamera mit auf eine Reise durch das Flachland der Vojvodina und drehte ein ungewöhnliches Roadmovie. Nur Fragmente jener Aufnahmen sind bis heute erhalten geblieben. Vierzig Jahre später unternimmt eine andere Kamera die gleiche Reise, schreitet die Wege des jungen Godina erneut ab und imaginiert dessen Eindrücke vom Leben der einfachen Leute in dieser ländlichen Region. Ein neues ungewöhnliches Roadmovie entsteht. Es handelt von Orten, Zeiten und Erinnerungen. Es ist auch eine Hommage an Karpo Godina, dessen Werk in der Zeit der sogenannten Schwarzen Welle des jugoslawischen Kinos zur Blüte gelangte.

Simon Popek

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Matjaž Ivanišin
Kamera
Marko Brdar
Schnitt
Uja Irgolič
Produktion
Djordje Legen
Co-Produktion
RTV
Sound Design
Branko Rožman, Tom Lemajič, Julij Zornik
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Filmstill Weeding
Kassieren Amelie Vierbuchen, Lea Sprenger, Franca Pape
Drei Filmemacher*innen recherchieren zur Geschichte der Chemiefabrik in Köln-Kalk. Off- und Online-Archive lehren sie die Kunst des Aussortierens und Wegschmeißens, den Mut zur Lücke.
Filmstill Weeding
Filmstill Weeding
Filmstill Weeding

Kassieren

Kassieren
Amelie Vierbuchen, Lea Sprenger, Franca Pape
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Deutschland
2023
9 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Drei Regisseur*innen bereiten einen Film über die chemische Fabrik im Kölner Stadtbezirk Kalk vor, auf deren Gelände mittlerweile eine Shoppingmall steht. Selbstironisch thematisieren sie ihre Recherche und Quellensuche, ihre Kapitulation vor der Widerständigkeit des Materials. Ein Archivar kämpft wiederum mit einem falsch aufgespulten 16mm-Film. Historische Bilder ruckeln über den Monitor seines analogen Schneidetisches. Man erkennt die Umrisse der Fabrik mit ihren mächtigen Schornsteinen. Lagepläne werden eingeblendet, Chemikalien munter gemischt. In einem Album entdecken die Filmemacher*innen verblichene Fotos von Zwangsarbeiterinnen. Plötzlich stehen Fragen im Raum: Welche Geschichten werden aufbewahrt, welche vergessen? Wegschmeißen sei nun einmal Teil seiner Arbeit, erklärt der Archivar im schönsten rheinischen Akzent. Was bedeutet diese Aussage für das Regie-Trio?

Anke Leweke

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Regie
Amelie Vierbuchen, Lea Sprenger, Franca Pape
Kamera
Amelie Vierbuchen, Lea Sprenger, Franca Pape
Schnitt
Lea Sprenger, Franca Pape
Produktion
Kunsthochschule für Medien Köln
Sound Design
Lea Sprenger, Franca Pape
Filmstill Kathy and Teresa

Kathy and Teresa

Kathy and Teresa
Marie Zrenner
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Deutschland,
Kanada
2023
14 Minuten
Englisch,
Inuktitut
Untertitel: 
Deutsch, Englisch

Zwei junge Mädchen in einem Schwimmbad lassen sich im Wasser treiben. Der Film übernimmt dieses driftende Lebensgefühl, wenn er sich mit ihnen durch das nächtliche Montreal und ihren Alltag bewegt. Manchmal sprechen die beiden Englisch, manchmal Inuktitut. Kathy und Teresa kommen aus einer kleinen Inuit-Siedlung im Norden Kanadas. Sie zeigen sich Handyfotos von Robben und Bären, die sie selbst erlegt haben. In Büchern lesen sie vom besonderen Verhältnis zwischen den Inuit und ihren Schlittenhunden, das heute an Bedeutung verloren hat. In einem Park werden die Hausaufgaben erledigt – der Duft der Bäume erinnert die beiden ein wenig an zu Hause. Sie schließen die Augen. Mit großer Zartheit fängt die Kamera die tiefe Verbundenheit dieser besten Freundinnen ein, die eine gemeinsame Herkunft und Sprache teilen. Kathy hat einen bewegenden Song in Inuktitut geschrieben. Mit einfachen, klaren Worten singt sie von den Gefühlen und Sehnsüchten einer jungen indigenen Frau.

Anke Leweke

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Regie
Marie Zrenner
Buch
Marie Zrenner, Kathy Snowball
Kamera
Youssef Nassar
Schnitt
Ulrike Tortora
Produktion
Sabrina Kleder
Co-Produktion
Caroline Bergoin
Ton
Teresa Annanack, Sabrina Kleder, Youssef Nassar
Sound Design
Cornelia Böhm
Musik
Kathy Snowball
Deutscher Filmverleih
Hochschule für Fernsehen und Film München
Kids DOK 2023
Filmstill Keep
Keep Andrei Câmpan, Ramona Kristo
Unzählige Steinbrocken liegen herum. Ein Junge mit roten Haaren setzt sie zusammen und baut aus ihnen viele beeindruckende Türme. Ein Turm nach dem anderen wird wieder zum Leuchten gebracht.
Filmstill Keep

Keep

Hou
Andrei Câmpan, Ramona Kristo
Kids DOK 2023
Animationsfilm
Rumänien,
Belgien
2023
9 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

So viele Steine liegen herum. Sie gehörten einmal zu einem Ganzen, das nun zerbrochen ist. Ein Junge mit roten Haaren macht sich daran, sie zu sortieren, sie an- und aufeinanderzusetzen. Nach und nach werden aus den unzähligen Brocken viele beeindruckende Türme. Wir folgen dem Weg des Jungen, auf dem er einen Turm nach dem anderen wieder zum Leuchten bringt.

Lina Dinkla

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Regie
Andrei Câmpan, Ramona Kristo
Buch
Ramona Kristo
Kamera
Andrei Câmpan
Schnitt
Adèle Coulloudon, Horia Manolache
Produktion
Anca Elena Manolache
Co-Produktion
Ramona Kristo
Ton
Victor Mihailescu
Sound Design
Victor Mihailescu
Musik
Victor Mihailescu
Animation
Adèle Coulloudon, Andrei Câmpan, Andrei Berculescu, Ana-Maria Trăistaru, Geo Dibu
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Filmstill Knit’s Island
Knit’s Island Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Ein Dokumentarfilmteam verbringt 963 Stunden in einem Videogame und interviewt dort die Spieler*innen. Nach und nach lassen diese ihre Masken fallen und geben Einblicke in ihr „echtes” Leben.
Filmstill Knit’s Island

Knit’s Island

Knit’s Island
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich
2023
95 Minuten
Französisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Rennen. Schnelles Atmen. In der Stille ein Schuss. Der Auftakt schlägt die Grundtöne an: Vorsicht, Neugier, Nervenkitzel. Ein Dokumentarfilmteam verbringt 963 Stunden auf dem Abenteuerspielplatz des Videogames DayZ. Online-Spieler*innen erkunden das Areal einer postsowjetischen Katastrophenprovinz und setzen sich permanent der Gefahr aus, von feindlich gesinnten Gamer*innen getötet zu werden. Guilhem, Ekiem und Quentin sind als Avatare trotz „Presse“-Kennzeichnung den gleichen Regeln unterworfen, wenn sie die Spieler*innen in ihrer virtuellen Welt interviewen. Die Community ist heterogen: marodierende Banden, Cowboys mit Samariter-Ethos, neugierige Wandernde.

Die Realität ist nie ganz fern. Spielerin „Feesh“ wird im Interview von ihrer Konsole fortgerissen, denn ihr IRL(in real life)-Kind weint. „Iris“ erschießt im Gesprächsverlauf vor den Augen der geschockten Dokumentarfilmer, ihr „Spielzeug“, einen Gefangenen – ein Konflikt dokumentarischen Arbeitens tut sich auf. „Knit’s Island“ ist eine beunruhigende, melancholische bis herzerwärmende Tour durch Zufallsbegegnungen und -freundschaften von schlaflosen Menschen in der künstlichen Welt. Einige Avatare zucken ständig nervös und grotesk, weil sie dunkelste Wünsche ausleben. Andere „trick the game“ und dringen in faszinierende techno-psychedelische Sphären vor. Spielende und gespielte Persona – manchmal sind sie eins, manchmal zwei.

André Eckardt

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Regie
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Buch
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Kamera
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Schnitt
Nicolas Bancilhon
Produktion
Boris Garavini
Sound Design
Mathieu Farnarier
Musik
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Marc Siffert
Filmvertrieb
Wouter Jansen
Doc Alliance Award 2023
Filmstill Kristina
Kristina Nikola Spasić
Transfrau Kristina verdient ihr Geld als Sexarbeiterin. Sie gestaltet ihr Leben heiter und wohlarrangiert, unabhängig von den Besonderheiten des Berufs. Ein halb-fiktionaler Dokumentarfilm.
Filmstill Kristina

Kristina

Kristina
Nikola Spasić
Doc Alliance Award 2023
Dokumentarfilm
Serbien
2022
90 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Ihm sei es mit diesem Film um die fließenden Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion gegangen, erläutert Regisseur Nikola Spasić in einem Interview, und mit Kristina habe er dafür die perfekte Protagonistin gefunden: jemand mit einer interessanten persönlichen Geschichte, der darüber hinaus auch schauspielern kann. Und so spielt sie sich selbst, Kristina, eine transsexuelle Sexarbeiterin in Serbien. Sie wohnt allein mit ihrer Katze in einem schönen alten Haus, sammelt Antiquitäten und praktiziert Ikebana auf der Terrasse ihres Gartens. Sie trifft sich mit Freund*innen, besucht ein Kloster, lebt ihre Religiosität, arrangiert ein Kruzifix.

Unterbrochen wird diese Idylle immer wieder vom aufdringlichen Klingelton ihres Diensthandys. Aber auch das Treffen mit dem Kunden, der kurze Zeit später vor ihrer Tür steht, ist wohldurchdacht und steht nicht im Widerspruch zu Kristinas elegantem, anmutigem und heiterem Dasein, das sie selbstbestimmt nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Insgesamt haben die makellos kadrierten und komponierten Tableaus etwas Überhöhtes. Doch Spasić betont mit seiner ästhetischen Inszenierung die unumstößliche Freiheit dieser modernen Frau, die er hier in einem intimen wie gewagten Porträt festhält.

Lina Dinkla

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Regie
Nikola Spasić
Buch
Milanka Gvoic
Kamera
Igor Lazić
Schnitt
Nikola Spasić
Produktion
Nikola Spasić, Milanka Gvoic
Co-Produktion
Igor Lazić
Ton
Đorđe Stevanović
Sound Design
Đorđe Stevanović
Musik
Đorđe Stevanović
Animation
Milanka Gvoic
Kids DOK 2023
Filmstill Cake Ballad
Kuchenballade Meike Fehre
Eine neue Folge mit den Musifanten! Diesmal bäckt Charlie einen Geburtstagskuchen. Kaum steht der duftend auf dem Tisch, hat auch schon jemand heimlich hineingebissen. Wer war so frech?
Filmstill Cake Ballad

Kuchenballade

Kuchenballade
Meike Fehre
Kids DOK 2023
Animationsfilm
Deutschland
2022
4 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Eine neue Folge mit den Musifanten! Opa Günter – Zirkuselefant im Ruhestand – und Enkel Charlie unternehmen einen neuen musikalischen Ausflug in die Liedersammlung der 1920er und 1930er Jahre. Diesmal hat der kleine grüne Kaktus Geburtstag und Charlie bäckt einen Kuchen. Kaum steht der duftend auf dem Tisch, fehlt auch schon ein Bissen. Charlie will wissen, wer da heimlich genascht hat …

Lina Dinkla

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Regie
Meike Fehre
Buch
Geoffrey Schöning
Kamera
Sabine Dully
Schnitt
Thomas Schmidl
Produktion
Meike Fehre
Co-Produktion
Nina Paysen, NDR Norddeutscher Rundfunk / German TV ARD Network, Mitteldeutscher Rundfunk
Ton
Christian Riegel
Sound Design
Caroline Micol Loguercio
Musik
Kurt Weill
Animation
Vera Lalyko
Filmvertrieb
Sara Cooper
Filmstill Kumva – Which Comes from Silence

Kumva – Which Comes from Silence

Kumva – Ce qui vient du silence
Sarah Mallégol
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
108 Minuten
Französisch,
Kinyarwanda
Untertitel: 
Englisch

Ruhig und zurückhaltend begleitet die französische Regisseurin Sarah Mallégol um die dreißigjährige Protagonist*innen, die als Kinder den Völkermord in Ruanda 1994 überlebten. An die Ereignisse von damals können sie sich nicht erinnern – weder diejenigen, deren Väter ermordet wurden, noch die, deren Eltern dafür verantwortlich waren. Eine Auseinandersetzung beginnt: konzentrierte Gespräche zwischen Generationen, die, festgehalten von einer behutsamen Kamera, nun vorsichtig die langjährige Stille brechen sollen – um verstehen, verarbeiten und trauern zu können.

Sarah Mallégol ist selbst in Ruanda aufgewachsen, vor dem Genozid. Auch sie hat keine eigenen Erinnerungen an ihre Kindheit. Aber es gibt mit Super-8-Kamera aufgenommene Familienvideos, die unbeschwerte Tage in der noch friedlichen Landschaft zeigen – und ihre Nanny von damals, Christine. Sie starb 1994. Mehr weiß die Regisseurin nicht. Ihre Motivation für diese filmische Suche ist also eine persönliche. Doch nach dem kurzen Intro überlässt sie den Raum gänzlich denjenigen, die in Ruanda heute mit dem Trauma leben, das sich wie ein Schleier über das Land gebreitet hat. Die Trauer steht im Vordergrund und die Filmarbeit leistet einen Beitrag zur notwendigen Aufarbeitung – begleitet von Gesängen und Landschaftsaufnahmen, die zusätzlich zu Erinnerungen der Überlebenden eine andere Form von Zeugnis ablegen.

Borjana Gaković

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Regie
Sarah Mallégol
Kamera
Arnaud Alain
Schnitt
Marie Beaune
Produktion
Louise Hentgen
Ton
Eugène Safali, Pierre George, Jocelyn Robert
-
Ugo Casabianca
Ausgezeichnet mit: Preis der Interreligiösen Jury
Filmstill La Perra

La Perra

La Perra
Carla Melo Gampert
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Kolumbien,
Frankreich
2023
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Brüste gehoben, der Po gestrafft, das Federkleid geglättet. Sie ist fertig zum Date. Doch ihre Tochter klammert und will sie nicht gehen lassen zu diesem noch unverständlichen, abstoßenden Ritual des Verlangens. Sehr bald aber wird sich die flügge Pubertierende selbst dem sexuellen Begehren hingeben … und Enttäuschung erleben. In der konfliktreichen Welt der beiden Frauen entziehen sich Männer der Partner- und Vaterschaft. Die treue Haushündin bietet den einzigen Halt.

Wie schon in ihrem Vorgängerfilm verlegt Carla Melo Gampert die beeindruckende, aber kompromisslose Analyse einer Familienbeziehung in das Leben der Schreitvögel. Die menschlichen Züge schlagen anatomisch durch, doch die Vogelkörper samt ihrer Feder- und Lautgeräusche eignen sich hervorragend zur treffenden Überzeichnung der Gefühle. Zarte Zeichenstriche werden zu schneidend scharfen Bewegungslinien der Tierfiguren, sowohl in den erotisch derben Liebesakten wie auch in den „handgreiflichen“ Auseinandersetzungen. Sanfte Farbflecke in Aquarell leuchten glühend in der Hitze der Lust und warnend in der ausweglosen Wut auf.

André Eckardt

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Regie
Carla Melo Gampert
Schnitt
Juan Sebastián Quebrada
Produktion
Julie Billy, Naomi Denamur, Franco Lolli, Capucine Mahé
Ton
Juanma López, Daniel Giraldo
Animation
Carla Melo Gampert, Andrea Muñoz Álvarez
Filmvertrieb
Elise Notseck
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Beyond Animation 2023
Filmstill Lemon Tree
Lemon Tree Joana Silva
Ein Erinnerungstraum über den Ort der Kindheit: Wachsende Risse an der Wand, wuchernde Farbflächen und zerbröselnde Einrichtungsgegenstände lassen Auge und Ohr Innenwelten ertasten.
Filmstill Lemon Tree

Lemon Tree

Limoeiro
Joana Silva
Beyond Animation 2023
Animationsfilm
Portugal
2017
5 Minuten
Portugiesisch (Portugal)
Untertitel: 
Englisch

Im Zitronenbaum beim Haus sitzt ein Rabe, der ein Ei verschenkt. Die Erzählstimme erinnert sich an die Kindheit wie an einen Traum. Emotionen von damals finden körperlichen Ausdruck in einem Zimmer, das sich permanent verändert. Wachsende Risse an der Wand, wuchernde Farbflächen und zerbröselnde Einrichtungsgegenstände lassen Auge und Ohr Innenwelten ertasten.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Joana Silva
Produktion
Royal College of Art
Kids DOK 2023
Filmstill Leonie, Skeet & the Piglets
Leonie, Skeet & the Piglets Jip Heijenga
Auf dem Hof der Eltern hilft Leonie, wo sie kann. Wenn sie groß ist, möchte sie auch Schweinezüchterin werden. Als der Hof abgegeben werden muss, verabschiedet sich Leonie von diesem Traum.
Filmstill Leonie, Skeet & the Piglets

Leonie, Skeet & the Piglets

Leonie, Skeet & de biggen
Jip Heijenga
Kids DOK 2023
Dokumentarfilm
Belgien
2023
15 Minuten
Niederländisch
Untertitel: 
Englisch

Leonies größter Traum ist es, Schweinezüchterin zu werden. Auf dem Bauernhof der Eltern verbringt sie viel Zeit mit ihrer Katze Skeet und hilft mit, wo sie kann: beim Versorgen der Ferkel oder beim Verladen der Schweine auf den Lkw zum Schlachten. Doch aufgrund neuer Gesetze werden die Eltern den Hof aufgeben. Die letzten Schweine verschwinden und Leonie muss sich von ihrem Traum verabschieden.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jip Heijenga
Buch
Jip Heijenga
Kamera
Michael De Moor
Schnitt
Amber van Acker
Produktion
Sofie Van Noten
Ton
Frans Wouters, Yannis Van Den Ecker, Stijn d'Alleine
Filmstill Loving in Between

Loving in Between

Loving in Between
Jyoti Mistry
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Österreich,
Südafrika
2023
18 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

„Folks, I’m telling you, birthing is hard and dying is mean – so get yourself a little loving in between.“ Der Ratschlag des afroamerikanischen Bürgerrechtlers und Jazzpoeten Langston Hughes ist Jyoti Mistrys Found-Footage-Bildersturm vorangestellt und durchzieht wie ein Leitfaden das Archivmaterial, ein Panoptikum der Lustbarkeiten: Partys, Boxkämpfe, Strandbesuche und vor allen Dingen immer wieder Zeugnisse gelebter queerer Sexualität. Mal klandestin, mal ganz öffentlich.

Die Enthemmtheit ihrer Quellen spiegelt Mistry darin, wie sie sie arrangiert – nicht brav gestaffelt, sondern kühn durchmischt. Der assoziative Schnitt springt oft geradezu in die Bilder hinein, verknüpft sie mit violetten Farbexplosionen und dreidimensional animierten Fischschwärmen. Auf der Tonspur gesellt sich eine Spoken-Word-Performance zu mehrkanalig nachvertonten Geräuschen und zahlreichen Variationen des Jazzstandards „Diga Diga Doo“. So entreißt der Film seine Zeugnisse der Vergangenheit und gibt ihnen die Lebendigkeit und die transgressive Sprengkraft zurück, die sie in sich tragen.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jyoti Mistry
Buch
Jyoti Mistry, Napo Masheane, Kgafela oa Magogodi
Schnitt
Nikki Comninos
Produktion
Florian Schattauer
Sound Design
Peter Cornell
Musik
Nishlyn Ramanna
Animation
The Kinetic
Filmvertrieb
Gerald Weber
Filmstill Lumene : Privatisation

Lumene : Privatisation

Lumene : Privatisation
David Shongo
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
DR Kongo
2022
30 Minuten
Französisch,
Lingála
Untertitel: 
Englisch

In seinem essayistischen Dokumentarfilm setzt sich der kongolesische Künstler David Shongo mit den Problematiken der Wissensproduktion auseinander und stellt die wichtige Frage, wie diese durch kolonialistische Machtherrschaft nachhaltig und systematisch beeinflusst wurde. Durch die Analyse historischer Fotografien enttarnt er die perfiden Mechanismen kolonialer Geschichtsschreibung und stellt sie Gesprächen mit traditionellen Gelehrten gegenüber. Sie vertreten eine ausgebeutete Kultur, die sich nicht nur mit dem Raub ökonomischer Güter konfrontiert sieht. Ihr wurden – auch in einer historischen Dimension – Selbstwahrnehmung und -bestimmung gestohlen.

Den Ausgangspunkt seiner Untersuchungen bildet die Auseinandersetzung mit dem Fotoarchiv des deutschen Ethnografen und Anthropologen Hans Himmelheber im Museum Rietberg in Zürich. Doch Shongos Kritik kolonialer Geschichtsfiktionen – poetisch und akribisch genau zugleich – geht weit darüber hinaus. In der Kombination eigens produzierter und aussagekräftiger Bilder des Kongo von heute mit inszenierten Szenen, einem Off-Kommentar und dokumentarischen Aufnahmen gelingt ihm die Durchdringung äußerst komplexer Zusammenhänge. Ein Filmessay, der die „Privatisierung der Erinnerung“ an den Pranger stellt – und eine längst überfällige, überaus wichtige politische und ästhetische Position zur virulenten Restitutionsdebatte beiträgt.

Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
David Shongo
Buch
David Shongo
Kamera
Peter Miyalu
Schnitt
Derek Simba, David Shongo
Produktion
David Shongo
Co-Produktion
Nanina Guyer
Animation
Derek Simba
Filmstill Mamie 44

Mamie 44

Mamie 44
Lucie Dèche
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Frankreich
2023
55 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Im Weinbetrieb des Vaters im Südwesten Frankreichs gärt ein altes Familiengeheimnis. Der Großvater war 1944 von der Résistance exekutiert worden, er hatte mit den Nazis kollaboriert. Jahrzehntelang wurde nicht darüber gesprochen, der Arbeitsalltag ging weiter, vom Anbau zur Ernte, vom Keltern zur Reifung, ein ewiger Kreislauf. Die Tochter kommt mit einer Kamera und einem Mikrofon zu Besuch. Sie remixt die Geräusche der Landwirtschaft, stellt Fragen, baut im experimentellen Dazwischen von Bildern und Tönen Öffnungen für den Vater, um zu sich zu kommen. Was begraben und untergepflügt ist, kann vielleicht heute reflektiert werden – wenn es für Momente gelingt, aus dem Kreislauf auszubrechen.

Der Vater hat Antworten. Er kennt das patriarchale System der Landwirtschaft, in dem Neid unter Nachbarn herrscht und die unangenehmen Dinge verscharrt werden, um nicht auf die Kinder überzugehen. Trotzdem löst sich das Verscharrte nicht vollständig auf, seit Generationen. Insekten schwirren über der Erde, irgendetwas darunter zieht sie an. Ein kleiner Frosch gerät mit den Trauben in die Presse. Und die Tochter der Filmemacherin sucht nach einer neuen Tonart auf dem alten Familienklavier.

Jan Künemund

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lucie Dèche
Kamera
Lucie Dèche
Schnitt
Caro Beuret
Produktion
Guillaume Bordier
Sound Design
Lucie Dèche
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Camera Lucida 2023
Filmstill Man in Black
Man in Black Bing Wang
Ein Theater in Paris wird zur Bühne für eine eindrucksvolle Begegnung: Der hochbetagte Komponist Wang Xilin ist nackt – und entblößt die Grausamkeiten des kommunistischen Regimes in China.
Filmstill Man in Black

Man in Black

Man in Black
Bing Wang
Camera Lucida 2023
Dokumentarfilm
Frankreich,
USA,
UK
2023
60 Minuten
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Nicht im Anzug, wie der Titel es vielleicht vermuten ließe, betritt Wang Xilin die Bühne, sondern völlig nackt. Er streckt und beugt sich, er wirkt, als würde er sich mit der Umgebung vertraut machen, vollführt Stimmübungen, nimmt Platz am Klavier. Wang Xilin zählt zu Chinas wichtigsten Komponisten zeitgenössischer Musik, bereits in seiner Jugend verfasste er erste Symphonien. Wang Bing gibt dem 86-Jährigen mehr als nur ein bisschen Raum. Für sein Porträt schenkt er ihm das ganze Théâtre des Bouffes du Nord in Paris.

Hier unternimmt Wang Xilin eine Rückschau auf sein von Tortur und Unterdrückung geprägtes Leben, rekapituliert die Drangsal im kommunistischen China, berichtet von ausgeschlagenen Zähnen und Albträumen, von Selbstmorden im intellektuellen Milieu. Dabei werden seine Auskünfte immer wieder durch imposante musikalische Arrangements untermalt, manchmal sogar von ihnen überstimmt. Dann donnert ein Orchester aus dem Off, Wang Xilins Körper bäumt sich auf – „Man in Black“ ist auch eine exorzistische Oral History. Der Komponist macht sich zum Instrument seiner selbst, zum Medium einer gewaltsamen Epoche und teilt seine Empfindungen buchstäblich unverhüllt.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Bing Wang
Kamera
Caroline Champetier
Schnitt
Claire Atherton
Produktion
Lihong Kong, Sonia Buchman, Nicolas R. De La Mothe
Co-Produktion
Karin Chien, Liza Essers
Ton
Erwan Kerzanet, Emmanuel Soland
Musik
Xilin Wang
Filmvertrieb
Lya Li
-
Ying Wang, Xilin Wang, Xiaoxia Zhou
Filmstill Margarethe 89

Margarethe 89

Margarethe 89
Lucas Malbrun
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich
2023
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

In farbenfrohen Filzstiftbildern und klaren Linien zeichnet sich das Ende realsozialistischer Unterdrückung, verhängnisvoller Liebe und stillschweigender Doppelmoral ab. Leipzig, 1989. Noch gehört die Stadt den Blauhemden der Freien Deutschen Jugend, noch ist in Festtagsansprachen von einem blühenden Land die Rede. Weggesperrt in einer psychiatrischen Klinik wegen der Zugehörigkeit zur Leipziger Punkszene und beschimpft als „Teil der feindlich-negativen Kräfte“, die die DDR von innen aushöhlen: Margarethe hält das aus. Schlussendlich sind es jedoch die fehlenden Briketts und das kalte Wasser in der Gemeinschaftsdusche, welche die junge Frau von der Nähe zu ihrem Freund Heinrich träumen lassen. Während die Proteste auf den Straßen sich entwickeln, spielt Heinrich mit seiner Band kirchlich organisierte Punkkonzerte, die eine Aussicht auf Freiheit erahnen lassen. Doch Stasi-Spitzel sind präsenter denn je – bis die gerade errungene Reisefreiheit sie mit den Lichtern des Feuerwerks in alle Winde zerstreut.

Jana Kraft

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lucas Malbrun
Buch
Lucas Malbrun, Marie Larrivé
Kamera
Lucas Malbrun
Schnitt
Clara Saunier, Vincent Tricon
Produktion
Nicolas de Rosanbo, Céline Vanlint
Ton
Elodie Thevenin
Sound Design
Quentin Romanet
Musik
Mael Oudin
Filmvertrieb
Miguel Español Celiméndiz
Künstlerisches Design
Morgan Curt, Hippolyte Cupillard, Jean-Baptiste Peltier, Charlie Belin, Jonas Schloesing, Daria Skripka, Yehor Bondarenko, Angelina Dorozhinskaia
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis