Filmarchiv

Filmstill The Last Relic

The Last Relic

Viimane reliikvia
Marianna Kaat
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Dokumentarfilm
Estland,
Norwegen
2023
104 Minuten
Russisch
Untertitel: 
Englisch

In den vorbeifahrenden Bussen und Straßenbahnen schauen die Leute ungläubig aus den Fenstern. Der Gegenschuss zeigt eine Protestmenge. Zwei Dutzend Menschen vielleicht, ein paar mit Schildern, einer schreit: „Putin in den Knast!“ Es ist ein symbolisches Bild vom dürftigen Zustand der russischen Opposition – im Jahr 2017, der Angriffskrieg gegen die Ukraine liegt noch in der Zukunft. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren porträtiert „The Last Relic“ Personen aus unterschiedlichen oppositionellen Gruppen: ein Student vom marxistisch-leninistischen „Linken Block“ ist dabei, ein Lehrer mit Sympathien für Nawalny, ein Baggerfahrer fordert die Umverteilung der Ressourcen. Es fehlt diesen Aktivist*innen an Unterstützung, an Mut jedoch nicht. Einer kommt aus der Haft und hat einen Hungerstreik überlebt. Die anderen müssen jeden Moment selbst mit einer Anklage rechnen.

Die Ural-Metropole Jekaterinburg ist Schauplatz dieses Films. Der Großteil der Menschen dort, so verkündet ein Insert, träume von der „Rückkehr zu imperialem Ruhm“. Die estnische Regisseurin Marianna Kaat, geboren 1965, hat noch einen beträchtlichen Teil ihres Lebens im sowjetischen Imperium verbracht. Sie inszeniert die Mehrheitsgesellschaft auf Militärparaden als uniforme Menge und kontrastiert sie mit den Individuen der Opposition. Nur wenige Filme bieten solche Einblicke in deren fortdauernde prekäre Lage.

Jan-Philipp Kohlmann

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Regie
Marianna Kaat
Buch
Marianna Kaat
Kamera
Kacper Czubak
Schnitt
Jesper Osmund
Produktion
Marianna Kaat
Co-Produktion
Mette Cheng Munthe-Kaas, Tobin Auber
Ton
Boris Frolov
Sound Design
Israel Banuelos
Musik
Lauri-Dag Tüür
Filmvertrieb
Anja Dziersk
Ausgezeichnet mit: MDR-Filmpreis
Beyond Animation 2023
Filmstill Limits of Vision
The Limits of Vision Laura Harrison
Ein Pop-Art-Punk-psychedelischer Trip in die Welt der jungen Hausfrau Marcia im London der 1970er Jahre. Sie denkt über Milben in der Bettwäsche nach und spricht mit dem Geist des Schmutzes.
Filmstill Limits of Vision

The Limits of Vision

The Limits of Vision
Laura Harrison
Beyond Animation 2023
Animationsfilm
USA
2022
35 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Ein Pop-Art-Punk-psychedelischer Trip in das Leben und die reiche Fantasiewelt einer jungen Hausfrau im London der 1970er Jahre. Marcia betrachtet gebannt das erstaunliche Faltengebirge der Bettwäsche, in dem das winzige, fast unsichtbare Volk der Milben wohnt, und wird in ein Gespräch mit dem Geist des Schmutzes verwickelt. Doch halt, die zeitgeistig-feministischen Freundinnen kommen zum Morgenkaffee.

André Eckardt

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Regie
Laura Harrison
Produktion
Eugene Sun Park
Beyond Animation 2023
Filmstill The Little Mole and the TV
The Little Mole and the TV Zdeněk Miler
Der kleine Maulwurf und der Gärtner im heftigen Nachbarschaftsstreit. Ausgelöst durch einen dummen TV-Bericht, geraten die Erdwohnung des einen und der bunte Garten des anderen in Gefahr.
Filmstill The Little Mole and the TV

The Little Mole and the TV

Krtek a televizor
Zdeněk Miler
Beyond Animation 2023
Animationsfilm
Tschechoslowakei
1970
6 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Willkommen im wahren Leben, kleiner Maulwurf! Angefacht durch einen Fernsehbericht, gerät nicht nur die friedliche Koexistenz zwischen dem Gärtner und dem Baumeister von Erdhügeln in Gefahr, sondern ebenso das gemütliche Maulwurf-Zuhause unter Tage. Selten ging es in der farbenfrohen tschechischen Zeichenanimationsserie für Kinder so ernsthaft und brutal um die eigene Existenz.

André Eckardt

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Regie
Zdeněk Miler
Musik
Miloš Vacek
Animation Night 2023
Filmstill The Lost Mariner
The Lost Mariner Tess Martin
Jimmie, ein gealterter Seemann mit geschädigtem Gedächtnis, driftet orientierungslos durch die Zeit. Zwischen früherem Selbst und heutigem Ich geht er in den Wogen der Jahrzehnte verloren.
Filmstill The Lost Mariner

The Lost Mariner

The Lost Mariner
Tess Martin
Animation Night 2023
Animationsfilm
Niederlande
2014
6 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Ohne funktionierendes Gedächtnis driftet der ehemalige Seemann Jimmie verloren durch die Zeit. Fragmente seines vergangenen Lebens und seines jüngeren Selbst tauchen wie Inseln am Horizont auf, gleiten vorüber, verschwinden in den Tiefen. Jimmie als älterer Mensch erkennt sich nicht wieder und erschrickt vor den „Fremden“. Er verirrt sich im Raum und versinkt im leeren Hintergrund.

Franka Sachse

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Regie
Tess Martin
Kamera
Thijs van Gasteren
Musik
Jason Staczek
Animation
Tess Martin
Seelendinge 2022
Filmstill The Magical Dimension
The Magical Dimension Gudrun Krebitz
Weit streckt sie die Arme aus: Für den Übertritt von der unerträglichen Wirklichkeit in den Traum braucht es manchmal nur ein Fingerschnipsen, ein anderes Mal mehrere Liegestütze.
Filmstill The Magical Dimension

The Magical Dimension

The Magical Dimension
Gudrun Krebitz
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Deutschland,
Österreich
2018
7 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Weit streckt sie die Arme aus: „Ich will nach Hause gehen, träumen.“ Für den Übertritt von der unerträglichen Wirklichkeit in die magische Welt braucht es manchmal nur ein Fingerschnipsen, ein anderes Mal mehrere Liegestütze. Gudrun Krebitz’ poetische Arbeit aus Video und Animation empfiehlt, die Grabplatte wegzuschieben und in das Unterbewusstsein hinabzusteigen.

André Eckardt

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Regie
Gudrun Krebitz
Sound Design
Gudrun Krebitz, Marian Mentrup
Animation
Gudrun Krebitz
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Mechanics of Fluids
The Mechanics of Fluids Gala Hernández López
Incel-Kultur ist Ausdruck eines aktuellen Männlichkeitsverständnisses. López’ Essay untersucht den Echokammereffekt im Netz und das Gefühl von Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.
Filmstill The Mechanics of Fluids

The Mechanics of Fluids

La mécanique des fluides
Gala Hernández López
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
39 Minuten
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

2018 veröffentlichte ein User namens AnathematicAnarchist einen Abschiedsbrief in einem Online-Forum für Incels – eine Subkultur heterosexueller Männer, deren Selbstmitleid, Frauenhass und Gewaltfantasien vielerorts das Internet bestimmen und mancherorts offline Taten auslösen. Nahm er sich wirklich das Leben? Ist Amerika verantwortlich für seinen Tod, wie er in seinem Text behauptet? Eine Spurensuche in finsteren Ecken des Netzes, ein Essay über Schmerz und Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.

Marie Kloos

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Regie
Gala Hernández López
Buch
Gala Hernández López
Kamera
A. Pol Camprubí
Schnitt
Gala Hernández López, Alberto Dexeus
Produktion
Lucas Le Postec, Thibault de Gantes, Ninon Chapuis
Ton
Diego Delgado
Sound Design
Mélia Roger
Musik
Mélia Roger
Animation
Claudia Martín
Extended Reality 2022
Filmstill The Miracle Basket
The Miracle Basket Abner Preis
Die VR-Parabel erzählt von einer Vergangenheit im Einklang mit der Natur. Hier finden wir nicht nur Ausbeutung, Zerstörung und blinden Konsum, sondern auch Hoffnung.
Filmstill The Miracle Basket

The Miracle Basket

The Miracle Basket
Abner Preis
Extended Reality 2022
XR
Niederlande
2021
14 Minuten
Englisch,
Niederländisch

Die Achtlosigkeit der westlichen Konsumgesellschaft folgt der absurden Überzeugung, der Mensch könne unabhängig von der Natur leben. Die Ressourcen der Erde werden aufgebraucht, ohne zu fragen, ob sie wieder aufzufüllen sind. Die VR-Parabel erzählt von einer Vergangenheit im Einklang mit allem, was uns trägt, umgibt und ernährt. Hier finden wir nicht nur Verwüstung und Zerstörung, sondern auch Hoffnung.

Lars Rummel

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Produktion
Richard Valk, Firat Sezgin
VR Entwicklung
Frank Bosma
Ton
Pierre-Marie Blind
Musik
Guillermo Celano
Sprecher*in
Bibi Dumon Tak, Abner Preis
Regie
Abner Preis
Filmstill The Mother of All Lies

The Mother of All Lies

Kadib abyad
Asmae El Moudir
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Ägypten,
Marokko,
Katar,
Saudi-Arabien
2023
97 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Traumata haben Filmschaffende schon oft auf die Idee gebracht, die dokumentarische Erzählung mit visuellen Verfremdungen zu konfrontieren. Asmae El Moudir wählt die Form einer von Puppen bewohnten Miniatur des Stadtviertels von Casablanca, in dem sie aufwuchs. 1981, vor ihrer Geburt, ereignete sich dort ein Massaker. Polizei und Militärs des marokkanischen Königs erschossen hunderte Teilnehmende der sogenannten Brot-Unruhen, die gegen kontinuierlich steigende Lebensmittelpreise protestierten. Die detailgetreuen Kleinnachbauten – El Moudirs Vater, ein Maurer, baute die Häuser in groß aus Stein und Zement! – veranschaulichen diese Ereignisse zwar, sie kennzeichnen aber auch die Distanz zu einer bilderlosen und in Marokko lange verschwiegenen Historie.

Das Fehlen von Bildern spiegelt sich im familiären Kontext. Warum gibt es keine Kindheitsfotografien von ihr, fragt sich die Regisseurin. Warum präsentierte ihr die Mutter schließlich ein einziges Bild, das aber ein anderes Mädchen zeigt? Um die Miniaturen ihrer Nachbarschaft versammelt dieser in jeder Hinsicht klug gebaute Film schließlich die Mitglieder der Familie. Eine kollektive Wahrheit verspricht diese Konstellation nicht, aber immerhin: einen Streit der Erinnerungen.

Jan-Philipp Kohlmann

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Regie
Asmae El Moudir
Kamera
Hatem Nechi
Schnitt
Asmae El Moudir
Produktion
Asmae El Moudir
Co-Produktion
Mark Lotfy
Ton
Abdelaziz Glassine
Sound Design
Michael Fawzy
Musik
Nass El Ghiwane
Filmvertrieb
Andrea Hock
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb)
Retrospektive 2023
Filmstill The Orange Alternative
The Orange Alternative Mirosław Dembiński
Kann ein Zwerg gefährlich werden? Als das Kriegsrecht verhängt wird, formiert sich in Polen eine Protestbewegung, die die Ordnung des Regimes mit subversiven Kunstaktionen unterwandert.
Filmstill The Orange Alternative

The Orange Alternative

Pomarańczowa Alternatywa
Mirosław Dembiński
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Polen
1988
24 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

„Keine Freiheit ohne Zwerge!“ Welche Form der oppositionellen Logik kann greifen, wenn nichts mehr logisch ist? „Die orange Alternative“ hat Antworten. Als die Lebensbedingungen im Kommunismus die Grenze des Surrealen erreichen, beschließt die aus studentischen Kreisen hervorgegangene Protestbewegung, die Ordnung des Regimes mit dadaistischen Kunstaktionen zu unterlaufen.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

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Regie
Mirosław Dembiński
Kamera
Maciej Odoliński
Schnitt
Bogusława Furga
Produktion
The Polish National Film School in Łódź
Ton
Urszula Zaręba, Jan Silczak
Musik
Piotr Wilczyński
Filmstill The Other Side of Everything

The Other Side of Everything

Druga strana svega
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich,
Katar
2017
104 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Eine seit siebzig Jahren verschlossene Tür dient Mila Turajlićs Doppelporträt ihrer Mutter und ihres Mutterlands Jugoslawien als MacGuffin. Ebenjene Tür teilt die bourgeoise Familienwohnung, seit Titos Kommunisten mehrere Zimmer proletarischen Obdachbedürftigen zuwiesen. Srbijanka Turajlić hat sich um ihre Nachbarn nie geschert. Als aber serbische Nationalisten Ende der 1980er Jahre beginnen, die Einheit ihres Landes zu gefährden, wird sie zur erbitterten Gegnerin des Milošević-Regimes. In einer virtuosen Montage von Archivmaterial und Zwiegesprächen mit der Mutter resümiert die Filmemacherin deren Werdegang und gewinnt zugleich eine neue Perspektive auf die Zeit der eigenen Jugend.

Christoph Terhechte

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Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Aleksandra Milovanovic, Sylvie Gadmer
Produktion
Mila Turajlić, Carine Chichkowsky
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Jonathan Morali
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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The Painting Andrés Sanz Vicente
Betrachten wir ein Bild oder betrachtet es uns? Rund um Velázquez‘ überlebensgroßes Gemälde „Las Meninas“ entspinnt sich ein fesselnder Exkurs über Schaulust und gebannte Blicke.
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The Painting

El cuadro
Andrés Sanz Vicente
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Spanien
2019
107 Minuten
Englisch,
Spanisch
Untertitel: 
Deutsch

Über den Barockmaler Diego Velázquez heißt es, er habe nicht Figuren, sondern die Luft und das Licht zwischen ihnen gemalt. Über diesen Film könnte man sagen, dass eben nicht Velázquez‘ überlebensgroßes Gemälde „Las Meninas“ sein Gegenstand sei, sondern der bohrende Blick, mit dem es auf seine Betrachter zurückschaut. Rund um die vielen klugen Köpfe, die sich hier zum Künstler und zum vertrackten Aufbau der Bildkomposition äußern, traumwandelt die Schaulust höchstselbst.

„Gemälde sind keine Filme, sondern eben Gemälde“, insistiert die Kunstkritikerin und -historikerin Svetlana Alpers. Natürlich hat sie damit recht – und doch auch wieder nicht. Sie gehört zu den renommierten Talking Heads, die Regisseur Andrés Sanz Vicente zum Verhör bittet, um ein Verbrechen aufzuklären. Aber wer oder was ist eigentlich gestorben? Vielleicht die Fähigkeit zu sehen, wie Alpers behauptet? Diego Velázquez‘ Gemälde setzt sich seit etwa 400 Jahren den Augen seines Publikums, den Analysen seiner wissenschaftlich avancierten Kritiker aus, die sich darüber den Kopf zerbrechen, wer auf der Leinwand warum durch welche Tür tritt. „The Painting“ ist eine Fortsetzung dieser Bild-Augen-Begegnung mit den Mitteln des Kinos. Die Luft und das Licht zwischen dem Konkreten und seiner vor Leidenschaft glühenden Aura werden gebannt. Darin, aber nur darin kann ein Gemälde eben doch auch Film sein.
Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Andrés Sanz Vicente
Buch
Andrés Sanz Vicente
Kamera
Javier Ruiz Gómez
Schnitt
Andrés Sanz Vicente
Produktion
Antonio Gómez-Olea
Ton
Micky López
Musik
Santiago Rapallo
Animation
Andrés Sanz Vicente
Animation Perspectives 2021
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The Park Randa Maroufi
Ein stillgelegter Vergnügungspark bietet für Jugendliche in Casablanca einen klandestinen realen Rückzugsort. Sie haben sich für die Kamera in Tableaux vivants aufgestellt.
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The Park

Le Park
Randa Maroufi
Animation Perspectives 2021
Experimentalfilm
Frankreich
2015
14 Minuten
Arabisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Ein stillgelegter Vergnügungspark bietet für Jugendliche in Casablanca einen klandestinen realen Rückzugsort. Digital entfliehen sie der restriktiven Gesellschaft ins Internet, um internationale Trends aufzusaugen und sich selbst darzustellen. Eine Kamera durchschwebt die Tableaux vivants, in denen sie sich aufgestellt haben. Ihre Blicke sind eingefroren, die selbstgewählten Posen wirken wie untot.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Randa Maroufi
Kamera
Luca Coassin
Schnitt
Randa Maroufi
Produktion
Eric Prigent
Ton
Randa Maroufi, Jérémy Morelle
Produktionsfirma
Le Fresnoy
VFX Artist
Raphael Thibault
Doc Alliance Award 2022
Filmstill The Pawnshop
The Pawnshop Łukasz Kowalski
Dem einst sehr erfolgreichen Pfandhaus im polnischen Bytom droht der Bankrott. Was kann helfen? Tränen trocknen, Suppe verteilen, Marketing ertüchtigen, Geschenke machen?
Filmstill The Pawnshop

The Pawnshop

Lombard
Łukasz Kowalski
Doc Alliance Award 2022
Dokumentarfilm
Polen
2022
81 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

Die Gegend um Bytom war einst bekannt für ihre Steinkohlereviere. Doch der Strukturwandel machte auch hier nicht halt. Anschaulich wird der Niedergang der Region im Pfandhaus der schlesischen Großstadt. Wohl der größte seiner Art in Polen, hat der Laden die besten Tage hinter sich. Jola und Wiesiek, das eigenwillige Betreiberpärchen versucht auf je eigene Weise, der Krise zu begegnen und dem Geschäft wieder auf die Sprünge zu helfen.

Die Schließung der Minen und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit ließ all jene in Bytom zurück, die den Anschluss an die neue Zeit nicht finden konnten. Sie legen zunehmend absurde und wertlose Gegenstände auf den Tresen der riesigen Halle. Der einst lukrative Handel mit Schmuck, Elektrogeräten und Möbeln ist heute heruntergekommen. Egal, wie sehr sich das Personal anstrengt: Die Kasse bleibt leer. Die Leitungen sind marode, die Nerven liegen blank und der Ton untereinander wird rauer. Unversehens verwandelt sich das Kleinunternehmen in eine Art Seelsorgezentrum: Tränen trocknen, Suppe verteilen und statt Waren verkaufen sie verschenken. Jola im voluminösen Pelzmantel hält immer ein offenes Ohr oder eine warme Decke bereit. Wiesiek kommt mit einer Marketingidee nach der anderen um die Ecke. Aber reicht das, um das Geschäft zu retten? Ein dokumentarischer Bericht aus dem „polnischen Detroit“: fein und mit rabenschwarzem Humor beobachtet.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Łukasz Kowalski
Buch
Łukasz Kowalski
Kamera
Stanislaw Cuske
Schnitt
Adriana Fernández Castellanos, Filip Kowalski, Jakub Darewski, Kosma Kowalczyk
Produktion
Anna Mazerant, Łukasz Kowalski
Ton
Katarzyna Szczerba
Musik
Krzysztof Aleksander Janczak
Filmvertrieb
Aleksandar Govedarica
Internationaler Wettbewerb 2020
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The Poets Visit Juana Bignozzi Laura Citarella, Mercedes Halfon
Als die Dichterin Juana Bignozzi stirbt, vererbt sie das geistige Eigentum an ihrem Werk an die junge Autorin Mercedes – mit allen prosaischen, aber noch mehr poetischen Pflichten.
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The Poets Visit Juana Bignozzi

Las poetas visitan a Juana Bignozzi
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2019
90 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Das Leben einer Dichterin ist zu Ende, und ein Film beginnt, ihr Erbe weiterzutragen, zunächst prosaisch. Als Juana Bignozzi 2015 stirbt, geht das geistige Eigentum an ihrem Werk auf die junge Autorin Mercedes Halfon über – so hatte das die betagte Dame verfügt. Mercedes erbt aber auch einen Kühlschrank und viel Krempel, der aus der verwaisten Wohnung in Buenos Aires zu räumen ist. Gemeinsam mit jungen Filmemacherinnen funktioniert sie die Pflicht zum poetisch erfüllenden Projekt um.

Das Ergebnis ist nicht nur kein gewöhnliches, sondern überhaupt kein Dichterinnenporträt – und vielleicht noch nicht einmal ein Ergebnis. Vielmehr handelt es sich um eine beständig wachsende Gleichung von überblendeten Gesichtern, Texten und Bildern, die sich dagegen sträubt, einfach aufzugehen. Wie in Rückspiegeln betrachten sie sich: Juana Bignozzi, die aus ihren Schriften voller demütiger Verehrung zu den Jungen spricht, und ihre jungen Verehrerinnen, die beim Lesen, Filmen und Stöbern in Bignozzis Hinterlassenschaft ob dieser Liebeserklärungen fast in Verlegenheit geraten. So viel traute die Verstorbene ihnen zu! So riesig waren ihre Erwartungen an jene, denen sie Mutter oder Großmutter hätte sein können! Zu halbherzig erscheinen Mercedes und Laura die eigenen poetischen Taten, als dass sie solchen Vorschusslorbeeren je gerecht werden könnten. Doch während sie zweifeln, sind sie schon mitten dabei.
Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Kamera
Inés Duacastella, Agustín Mendilaharzu
Schnitt
Miguel de Zuviría, Alejo Moguillansky
Produktion
Ingrid Pokropek
Ton
Valeria Fernández, Marcos Canosa
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Internationaler Wettbewerb)
Kids DOK 2022
Filmstill The Queen of the Foxes
The Queen of the Foxes Marina Rosset
Die Fuchskönigin ist traurig. Um sie aufzuheitern, suchen die anderen Füchse nach weggeworfenen Liebesbriefen der Menschen. Doch darin steht gar nichts über schönes rotes Fell …
Filmstill The Queen of the Foxes

The Queen of the Foxes

La reine des renards
Marina Rosset
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Schweiz
2022
9 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice), Englisch

Um die traurige Fuchskönigin aufzuheitern, durchstreifen die anderen Füchse des Rudels nun Nacht für Nacht die Stadt. Sie suchen im Abfall der Menschen nach Liebesbriefen, die nicht abgeschickt wurden. Doch diese Banausen schreiben gar nichts Schwärmerisches über pelzige Ohren und buschiges rotes Fell! Die Königin bleibt betrübt und die Füchse müssen sich etwas anderes überlegen.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marina Rosset
Kamera
Marina Rosset
Schnitt
Marina Rosset
Produktion
Marina Rosset
Ton
Peter Bräker
Musik
Rahel Zimmermann
Animation
Marina Rosset
Filmvertrieb
Stine Wangler
Animation und Musique Concrète 2021
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The Quiet Zone Karl Lemieux, David Bryant
Elektromagnetische Wellen sind kaum wahrnehmbar. Der animierte Dokumentarfilm gibt mit Zersetzungsschäden im originalen 16mm-Filmmaterial und subtilen Drone-Klängen einen Eindruck.
Media Name: 779a3753-e682-453e-aa4c-e846b067d2c7.jpg

The Quiet Zone

The Quiet Zone
Karl Lemieux, David Bryant
Animation und Musique Concrète 2021
Experimentalfilm
Kanada
2015
14 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Elektromagnetische Wellen sind mit der herkömmlichen Sinnesausstattung nicht erfahrbar, werden aber von elektrosensiblen Menschen als belastend wahrgenommen, „wie eine Substanz, die sich über einen ergießt“. Karl Lemieux und David Bryant übersetzen die unsichtbare, unhörbare Bedrohung mit Zersetzungsschäden im originalen 16mm-Filmmaterial. Visuelle Wunden, umhüllt von subtilen Drone-Klängen.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Karl Lemieux, David Bryant
Kamera
Karl Lemieux, David Bryant, Mathieu Laverdière
Schnitt
Mathieu Bouchard-Malo
Produktion
Julie Roy
Ton
Olivier Calvert, David Bryant
Musik
David Byrant
Animation
Karl Lemieux