Filmarchiv

Land (Film Archive)

Filmstill The Family Portrait

The Family Portrait

Obiteljski portret
Lea Vidaković
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Kroatien,
Frankreich,
Serbien
2023
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

András und seine Tochter Zsófia genießen einen entspannten Sonntag in ihrer herrschaftlichen Stadtvilla, kurz vor dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie. Die Stille im Haus wird jedoch bald von einem entflohenen Schwein und gleich darauf von unerwartetem Besuch gestört: Der Bruder von András fällt mit seiner großen Familie und viel Gepäck durch die Vordertür ein. Auf allen Etagen verursachen rennende Kinder und schwatzhafte Verwandte Lärm und Durcheinander. Kunstobjekte werden unerlaubt betastet, Möbel verrückt, Gegenstände fallen zu Boden. Mit dem Besuch ist das Chaos eingezogen. Zsófias Vater und die Dienstmagd versuchen vergeblich, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Zwar können sich András und sein Bruder annähern, jedoch ist das alte Haus den veränderten Umständen nicht gewachsen. Ein Leck in der Wasserleitung kündigt ein Finale an, das immerhin alle gemeinsam stillstehen lässt.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lea Vidaković
Buch
Lea Vidaković
Kamera
Lea Vidaković, Damien Buquen
Schnitt
Iva Kraljević
Produktion
Draško Ivezić, Jean Francois le Corre, Nikolina Vucetic Zecevic
Sound Design
Zoran Maksimovic
Animation
Marion le Guillou, Bilitis Levillain, Violette Delvoye
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
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The First 54 Years – An Abbreviated Manual for Military Occupation

54 hashanim harishonot – madrikh mekutzar lekibush tzva’i
Avi Mograbi
Hommage Avi Mograbi 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Finnland,
Israel,
Deutschland
2021
110 Minuten
Hebräisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Aus den archivierten Zeugnissen von „Breaking the Silence“, einer Vereinigung von Militärveteranen, sollte eine Kompilation von „Dienstvorfällen“ in den israelisch besetzten Gebieten werden. Aber Avi Mograbi gesteht: „Meine Filme neigen dazu, kompliziert zu werden, selbst wenn ich mir vornehme, sie sehr einfach zu machen.“ Er reagiert auf ein komplexes Verhängnis künstlerisch und intellektuell angemessen: komplex. Erneut tut er dies mit einer eingebauten Kommentarfunktion, in der er selbst, weißbärtig, seinem Publikum die vertrackte Lage erklärt: nicht als Sonderfall „Israel-Palästina“, sondern als bittere Standardanwendung des weltweit eingeführten aporetischen Modells „militärische Okkupation“.

Sylvia Görke

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Regie
Avi Mograbi
Buch
Avi Mograbi
Kamera
Tulik Gallon, Philippe Bellaiche
Schnitt
Avi Mograbi
Produktion
Camille Laemlé, Serge Lalou
Co-Produktion
Annie Ohayon-Dekel, Fabrice Puchault, Heino Deckert, Leila Lyytikäinen, Elina Pohjola, Farid Rezkallah, Anne Grolleron, Avi Mograbi
Ton
Avi Mograbi
Filmvertrieb
The Party Film Sales
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The Good Soldier

Le bon soldat
Silvina Landsmann
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland,
Israel
2021
88 Minuten
Englisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Die NGO „Breaking the Silence” – kurz BtS – besteht aus ehemaligen israelischen Soldaten und Soldatinnen, die durch das Sammeln persönlicher Erinnerungsberichte auf den militärischen Alltag und den Umgang mit der Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufmerksam machen wollen. Die Regisseurin Silvina Landsmann ermöglicht mit ihrem Film einen Blick hinter die Kulissen einer umstrittenen Gruppierung mit einem kontrovers diskutierten Ansatz inmitten eines über 70 Jahre schwelenden Konflikts.

Was macht einen guten Soldaten aus? Die Fähigkeit, ohne Skrupel Befehle auszuführen, oder die Berücksichtigung von höheren moralischen Zielen im Umgang mit dem Feind? Letzteres war vielen Mitgliedern von BtS erst nach ihrer aktiven Militärzeit möglich. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit Einsätzen und Handlungen auseinander, die ihnen heute falsch vorkommen. Mit Videos, Vorträgen und Stadtführungen wenden sie sich an die israelische Bevölkerung und an ausländische Medien. Auf den Straßen Hebrons kommt es immer wieder zum Zusammenstoß zwischen BtS, israelischen Siedlern und dem Militär. Auch auf politischer Ebene wird die Organisation scharf kritisiert. Ihr wird vorgeworfen, Geschichten zu erfinden, dem Ruf Israels zu schaden und dem Antisemitismus in die Hände zu spielen. Mit filmisch nüchternen Bildern beobachtet Landsmann, wie die Gruppe äußerlich und innerlich um ihre Stimme kämpft.
Kim Busch

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Regie
Silvina Landsmann
Kamera
Silvina Landsmann
Schnitt
Tal Shefi
Produktion
Silvina Landsmann, Pierre-Olivier Bardet
Co-Produktion
Christoph Menardi
Ton
Ami Arad, Guy Barkay, Nadir Fleishman, Zohar Cheppa, Tully Chen
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Mechanics of Fluids
The Mechanics of Fluids Gala Hernández López
Incel-Kultur ist Ausdruck eines aktuellen Männlichkeitsverständnisses. López’ Essay untersucht den Echokammereffekt im Netz und das Gefühl von Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.
Filmstill The Mechanics of Fluids

The Mechanics of Fluids

La mécanique des fluides
Gala Hernández López
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
39 Minuten
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

2018 veröffentlichte ein User namens AnathematicAnarchist einen Abschiedsbrief in einem Online-Forum für Incels – eine Subkultur heterosexueller Männer, deren Selbstmitleid, Frauenhass und Gewaltfantasien vielerorts das Internet bestimmen und mancherorts offline Taten auslösen. Nahm er sich wirklich das Leben? Ist Amerika verantwortlich für seinen Tod, wie er in seinem Text behauptet? Eine Spurensuche in finsteren Ecken des Netzes, ein Essay über Schmerz und Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.

Marie Kloos

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Regie
Gala Hernández López
Buch
Gala Hernández López
Kamera
A. Pol Camprubí
Schnitt
Gala Hernández López, Alberto Dexeus
Produktion
Lucas Le Postec, Thibault de Gantes, Ninon Chapuis
Ton
Diego Delgado
Sound Design
Mélia Roger
Musik
Mélia Roger
Animation
Claudia Martín
Filmstill The Other Side of Everything

The Other Side of Everything

Druga strana svega
Mila Turajlić
Hommage Mila Turajlić 2022
Dokumentarfilm
Serbien,
Frankreich,
Katar
2017
104 Minuten
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Eine seit siebzig Jahren verschlossene Tür dient Mila Turajlićs Doppelporträt ihrer Mutter und ihres Mutterlands Jugoslawien als MacGuffin. Ebenjene Tür teilt die bourgeoise Familienwohnung, seit Titos Kommunisten mehrere Zimmer proletarischen Obdachbedürftigen zuwiesen. Srbijanka Turajlić hat sich um ihre Nachbarn nie geschert. Als aber serbische Nationalisten Ende der 1980er Jahre beginnen, die Einheit ihres Landes zu gefährden, wird sie zur erbitterten Gegnerin des Milošević-Regimes. In einer virtuosen Montage von Archivmaterial und Zwiegesprächen mit der Mutter resümiert die Filmemacherin deren Werdegang und gewinnt zugleich eine neue Perspektive auf die Zeit der eigenen Jugend.

Christoph Terhechte

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Regie
Mila Turajlić
Kamera
Mila Turajlić
Schnitt
Aleksandra Milovanovic, Sylvie Gadmer
Produktion
Mila Turajlić, Carine Chichkowsky
Ton
Aleksandar Protić
Musik
Jonathan Morali
Animation Perspectives 2021
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The Park Randa Maroufi
Ein stillgelegter Vergnügungspark bietet für Jugendliche in Casablanca einen klandestinen realen Rückzugsort. Sie haben sich für die Kamera in Tableaux vivants aufgestellt.
Media Name: 39ed383c-0cb6-4995-bd76-78634a7920a8.jpg

The Park

Le Park
Randa Maroufi
Animation Perspectives 2021
Experimentalfilm
Frankreich
2015
14 Minuten
Arabisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Ein stillgelegter Vergnügungspark bietet für Jugendliche in Casablanca einen klandestinen realen Rückzugsort. Digital entfliehen sie der restriktiven Gesellschaft ins Internet, um internationale Trends aufzusaugen und sich selbst darzustellen. Eine Kamera durchschwebt die Tableaux vivants, in denen sie sich aufgestellt haben. Ihre Blicke sind eingefroren, die selbstgewählten Posen wirken wie untot.

André Eckardt

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Regie
Randa Maroufi
Kamera
Luca Coassin
Schnitt
Randa Maroufi
Produktion
Eric Prigent
Ton
Randa Maroufi, Jérémy Morelle
Produktionsfirma
Le Fresnoy
VFX Artist
Raphael Thibault
Animation und Musique Concrète 2021
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The Shadoks – Season 1, Episodes 1 + 2 René Borg
Vogelähnliche Shadoks und Melonen-tragende Gibis leben auf entfernten zweidimensionalen Planeten. Eine absurd-komische Science-Fiction mit comicartigen elektronischen Klängen.
Media Name: 64ed505f-9521-4ef5-a2af-87c28be91ce1.png

The Shadoks – Season 1, Episodes 1 + 2

Les Shadoks – saison 1, épisodes 1 + 2
René Borg
Animation und Musique Concrète 2021
Animationsfilm
Frankreich
1968
5 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Keine

Im Ausklang der ersten Space-Age-Welle treten vogelähnliche und Melonen-tragende Kreaturen auf den TV-Plan. Die Shadoks und die Gibis leben auf entfernten zweidimensionalen Planeten. Die absurd-komische, minimalistische Science-Fiction-Zeichenwelt von Jacques Rouxel ist mit elektroakustischen, comicartigen, außerirdischen Klängen des Musique-concrète-erfahrenen Komponisten Robert Cohen-Solal gespickt.

André Eckardt

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Regie
René Borg
Buch
Jacques Rouxel
Produktion
Office de Radiodiffusion Télévision Française
Musik
Robert Cohen-Solal
Animation
Jacques Rouxel
Sprecher*in
Claude Piéplu
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Their Algeria

Leur Algérie
Lina Soualem
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Algerien,
Frankreich,
Schweiz,
Katar
2020
70 Minuten
Arabisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Nach 62 Ehejahren steht Aïcha Soualem wieder auf eigenen Beinen. Mabrouk, den sie verlassen hat, wird von ihr dennoch täglich mit Speisen und Zuckerwürfeln versorgt. Regisseurin Lina Soualem interessiert sich für die Beziehung ihrer Großeltern, die als letzte verbliebene Algerier im französischen Thiers auf eine bewegte Vergangenheit blicken. Eine einfühlsame Recherche bis ins Heimatdorf Laaouamer, die uneindeutige Emotionen zulässt.

„Soualem“ lautet das Passwort. Es ermöglicht Lina Soualem nicht nur, den winzigen, verschneiten Ort in Algerien mitsamt seinen Cousins und Cousinen zu erschließen, aus dem ihre Großeltern vor sehr langer Zeit fortgegangen sind – „Soualem“ ist gewissermaßen auch die Überschrift für diese sanfte Nachforschung einer Enkelin. Und Laaouamer, jener algerische Flecken, bildet dabei nur den Endpunkt einer längeren Reise, die sich zwar über geografische Koordinaten erzählt, diese aber eng mit biografischen wie emotionalen verwebt. Aïcha und Mabrouk sprechen kaum über sich. Dafür sprechen selbst angebrachte Wandplaketten: „Hier wohnt die beste Mutter der Welt“ oder „Willkommen bei der besten Großmutter der Welt“. Um noch mehr über beide zu erfahren, für deren Lebensweg der französische Kolonialismus bestimmend war, nutzt Lina Soualem private Fotografien und Videoaufnahmen. Ihre Ermittlung ist eine liebevolle: nachdrücklich, nie bohrend.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lina Soualem
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Marie Balducchi
Co-Produktion
Karima Chouikh, Palmyre Badinier
Musik
Julie Tribout, Rémi Durel
Filmvertrieb
Anna Berthollet
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Extended Reality: DOK Neuland 2021
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They Dream in My Bones (Insemnopedy II) Faye Formisano
Die fiktive Geschichte eines wissenschaftlichen Versuchs: Der Forscher Roderick Norman extrahiert Träume aus einem Skelett. Dabei ergeben sich Fragen zur geschlechtlichen Identität.
2021
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They Dream in My Bones (Insemnopedy II)

They Dream in My Bones (Insemnopedy II)
Faye Formisano
Extended Reality 2021
-
Frankreich
2021
17 Minuten
Englisch

Wie sind wir durch unsere DNA geprägt? Der 360°-Film erzählt die Geschichte des fiktiven Forschers Roderick Norman. Er versucht, Träume aus einem nicht identifizierten Skelett zu extrahieren, die in den Bauplan der Körperruine eingeschrieben sind. Die Schwarz-Weiß-Collage aus Text, 3D-Bildern und traditionellen Filmaufnahmen stellt unser herkömmliches Verständnis von Geschlecht und Identität infrage.

Lars Rummel

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Produktion
Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains
Co-Produktion
Caza d’Oro – Centre International d'Art Contemporain
Creative Technologist
Ludovic De Oliveira
Ton
Jérôme Petit (Next Sound Lab)
Musik
Foudre!
Sprecher*in
Julian Eggerickx, Kendra McLaughlin, Olivier Pasquet
Performer
Lilou-Magali Robert
Key Collaborator
Ludovic De Oliveira
Regie
Faye Formisano
Kamera
Victor Zébo
Filmstill Togoland Projections

Togoland Projektionen

Togoland Projektionen
Jürgen Ellinghaus
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland,
Togo
2023
96 Minuten
Französisch,
Deutsch,
Englisch,
Ife,
Tem,
Anufo,
Bassar,
Kabiyé,
Dagbani,
American Sign Language,
Konkomba
Untertitel: 
Deutsch, Englisch

Auf den Spuren des Hamburger Filmregisseurs Hans Schomburgk, der mit seiner Gefährtin und Darstellerin Meg Gehrts 1913 die deutsche Kolonie Togo von Lomé bis in den Norden bereiste, führt Jürgen Ellinghaus die damals entstandenen Aufnahmen an ihren Drehorten im heutigen Togo vor. Schomburgks affirmative Bilder zeigen Sklav*innenarbeit, Erniedrigung und den Hochmut der Kolonialmacht. Kontrastiert wird das Material durch Gehrts’ verklärende Tagebuchaufzeichnungen und andere Kolonialberichte, die oft von einer entsetzlichen Kälte zeugen.

Die Vorführungen des nie zuvor in Togo gezeigten Materials geben ihrem Publikum Anlass für Reflexionen über Traditionen, Klischees, über den „weißen Blick“. In den Dörfern rufen die kolonialen Bilder Erinnerungen an überlieferte Geschichten wach. In der Großstadt Lomé beklagen junge Filmenthusiast*innen, dass ihnen diese Bilder bis heute vorenthalten blieben, und diskutieren, in welchen Kontexten man sie vorführen soll. „Togoland Projektionen“ zeigt aber nicht nur, wie sehr diese schmerzvollen Dokumente und Texte im heutigen Togo gebraucht werden, weil sie zur Geschichte des Landes gehören. Der Film demonstriert auch, dass sie in Deutschland gebraucht werden, damit wir Verantwortung für unsere unter den Teppich gekehrte Geschichte übernehmen und dem eigenen Rassismus begegnen können – dem damaligen und dem heutigen.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jürgen Ellinghaus
Buch
Jürgen Ellinghaus
Kamera
Rémi Jennequin
Schnitt
Nina Khada
Produktion
Frédéric Féraud
Co-Produktion
Peter Roloff, Madjé Ayité
Ton
Caled Boukari
Sound Design
Anders Wasserfall
Filmvertrieb
Stephan Riguet
Redaktion
Rolf Bergmann
Funding institution
nordmedia Film- und Mediengesellschaft mbH Niedersachsen/Bremen, Centre national du cinéma et de l'image animée
Sprecher*in
Jürgen Ellinghaus
Nominiert für: Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, Filmpreis Leipziger Ring, VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness
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Trouble Sleep

Trouble Sleep
Alain Kassanda
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Frankreich,
Nigeria
2020
40 Minuten
Englisch,
Yoruba
Untertitel: 
Englisch

Während bei Jazzklängen die Verkehrssteuereintreiber zu tänzeln scheinen, bringt eine pointiert in Szene gesetzte Textpassage von Patrick Chamoiseau neben visuellen und auditiven auch olfaktorische Sinne zur Entfaltung: Die drittgrößte nigerianische Stadt lässt sich erriechen. In dieser rhythmischen Darstellung des Lebens in Ibadan steht die urbane filmische Poesie keineswegs im Widerspruch zur Tiefgründigkeit, mit der sie Themen wie Perspektivlosigkeit, Globalisierung und Korruption einfängt.

Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Alain Kassanda
Buch
Alain Kassanda
Kamera
Alain Kassanda
Schnitt
Alain Kassanda
Produktion
Alain Kassanda
Ton
Alain Kassanda
Musik
Florent Dupuit, Jr EakEe
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube kurzer Dokumentarfilm (Internationaler Wettbewerb Kurzfilm)
Filmstill Vonfelt: Je pars

Vonfelt: Je pars

Vonfelt: Je pars
Michelle Brand
Animation Perspectives 2023
Animationsfilm
Deutschland,
Frankreich
2023
4 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Keine

Um den Dingen entfliehen zu können, benötigt es Schwung. Vonfelt packt die dafür nötige Energie in nicht aufzuhaltende Pop-Beats und Sprachbilder. In der Kulisse aus vorbeifliegenden nächtlichen Großstadtlichtern inszeniert Michelle Brand einen erfrischend dynamischen Sog aus sich verlierenden Formen und intensiven Farben. Im Rausch der Beschleunigung lässt man sich sanft und mit einem Lächeln fallen.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Michelle Brand
Produktion
Stink Films
Musik
Vonfelt
Animation
Michelle Brand, Toby Auberg, Lisa Cruz, Camille Gibut
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Water Has No Borders

Tskals sazghvrebi ar akvs
Maradia Tsaava
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Georgien
2021
85 Minuten
Georgisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Seit Ende des Bürgerkriegs zu Beginn der 1990er Jahre agiert die Region Abchasien unabhängig von Georgien. Eine enorme Staumauer ist dadurch zur Grenze geworden. Doch das Wasserkraftwerk verbindet die beiden politischen Gebilde auch: Denn über eine Strecke von fünfzehn Kilometern fließt, im Untergrund, das Wasser frei von einer Seite zur anderen. Als eine junge Journalistin hier strandet, treten Geschichten der Teilung hervor.

Auf dem Rückweg von einer Reportagereise an den Staudamm bleibt das Auto der Regisseurin Maradia und ihres Kameramanns liegen. Ika nimmt sich ihrer an. Seit Jahrzehnten arbeitet der lebensfrohe Ingenieur – in Kooperation mit den Kollegen auf abchasischem Gebiet – an der Instandhaltung des Werks. Maradia, stellvertretend für eine ganze Generation von Georgiern, die den Sehnsuchtsort am Schwarzen Meer nur aus Erzählungen kennt, wird neugierig. Doch während die Arbeiter allmorgendlich den Bus nach drüben nehmen, scheitert das Filmteam an der Bürokratie. Mal um Mal wird ihnen das Passieren verwehrt. Für den Film erweist sich das als Glück: Denn im Warten auf die Erlaubnis, in der Kantine des Staudamms, in Autofahrten rund um den Fluss treten die Geschichten von Menschen in den Vordergrund, deren Alltag von der Abspaltung geprägt ist. Sie berichten von legalen und klandestinen Grenzübertritten, von Hochzeiten und Beerdigungen und vom Leben im Hier und Dort.
Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Maradia Tsaava
Buch
Maradia Tsaava
Kamera
Nik Voigt
Schnitt
Maradia Tsaava, Anne Jochum, Jérôme Huguenin-Virchaux
Produktion
Mariam Chachia, Luciano Goor
Co-Produktion
Edith Farine
Ton
Geoffroy Garing, Paata Godziashvili
Camera Lucida 2022
Filmstill We Had the Day Bonsoir
We Had the Day Bonsoir Narimane Mari
Narimane Mari widmet ihrem mittlerweile verstorbenen Gefährten, dem Künstler Michel Haas, ein berührendes Porträt, das vom Abschied erzählt. Eine kontemplative Hommage an die Liebe.
Filmstill We Had the Day Bonsoir

We Had the Day Bonsoir

On a eu la journée bonsoir
Narimane Mari
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
61 Minuten
Französisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Narimane Mari widmet ihrem mittlerweile verstorbenen Geliebten, dem Künstler Michel Haas, ein berührendes Porträt, das vom Abschied erzählt. Eingefangen werden vor allen Dingen die kleinen alltäglichen Momente – Straßenszenen, die Arbeit im Atelier, gemeinsam Filme schauen, sich im Bett gegenseitig vorlesen. Die Abwesenheit einer herkömmlichen Narration, lange Kameraeinstellungen und intensive Gespräche laden zum Sinnieren über das eigene Verhältnis zur Endlichkeit ein.

Ein immer wieder eingestreutes Potpourri an Gedichten, Prosa und Musik von Nâzım Hikmet über Stéphane Mallarmé bis Sun Ra gibt dem Film seinen ganz eigenen, gemächlichen Rhythmus. Auch die Szenen im Atelier sind von dieser Stimmung getragen. Wie bei Jackson Pollock entsteht die Kunst zumeist am Boden. Doch statt mit Leinwand und dünnflüssiger Farbe arbeitet Michel Haas mit Tusche, großformatigen Papierbögen und heißem Wasser. Fröhlich summend, traktiert er mit festen Hieben der bloßen Hand das aufgeweichte Papier, bis Kanten, Knicke und Falten entstehen. Die abstrakten Umriss- und Flächenformen geben sich erst aus der Ferne betrachtet als Figuren zu erkennen: Häufig sind es ineinander verschlungene Paare. Eine kontemplative Hommage an die Liebe.
Samuel Döring

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Narimane Mari
Kamera
Narimane Mari, Nacer Medjkane
Schnitt
Narimane Mari
Produktion
Narimane Mari
Ton
Antoine Morin, Benjamin Laurent
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Camera Lucida 2022
Filmstill When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories
When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories Éric Baudelaire
Eine opulente filmische Collage, die um das Schaffen des Komponisten Alvin Curran und das menschliche Bedürfnis kreist, sich mithilfe von Musik in der Welt zurechtzufinden.
Filmstill When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories

When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories

When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories
Éric Baudelaire
Camera Lucida 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
59 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Die Entführung und Ermordung des Politikers Aldo Moro; vier aufgeschlitzte Reifen, die einem Blumenhändler das Leben retten sollten; der verschollene Soundtrack zu Antonionis Spielfilm „Zabriskie Point“; das Aufeinandertreffen zweier Avantgarde-Komponisten; Archivmaterial und Found Footage – das sind die Bestandteile dieses „frei komponierten“ Films, der von der Stadt Rom durchdrungen ist und den menschlichen Drang zur steten Rebellion gegen die These vom Ende der Geschichte stellt.

Musik ist für den US-amerikanischen Elektronik-Komponisten Alvin Curran, dessen Gedanken- und künstlerische Welt im Zentrum von Éric Baudelaires ausnehmend reichhaltiger Collage steht, ein Vehikel, welches uns an Orte trägt, die wir nie zuvor bereist haben. In Rom, wo sich Curran in den 1960er Jahren niederließ, begegnete ihm damals der um einiges erfahrenere Berufskollege Franco Evangelisti und schockierte ihn mit der Frage: „Wissen Sie denn nicht, dass es gar keine Musik mehr zu schreiben gibt?“ Baudelaires kongeniale Montage von Film- und Tonfragmenten legt nahe, dass Currans Solo-Werk – wie auch seine Arbeiten mit dem bahnbrechenden Kollektiv „Musica Elettronica Viva“ – die Antwort auf Evangelistis Frage ist: Wir müssen uns die Welt immer wieder neu zusammensetzen.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Éric Baudelaire
Kamera
Éric Baudelaire
Schnitt
Claire Atherton
Produktion
Éric Baudelaire
Ton
Éric Lesachet
Filmstill Where Zebus Speak French

Where Zebus Speak French

Sitabaomba
Nantenaina Lova
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Burkina Faso,
Frankreich,
Deutschland,
Madagaskar
2023
103 Minuten
Französisch,
Madagassisch
Untertitel: 
Englisch

Ob Bauer Ly etwas mit den Chinesen zu tun habe, die sich neuerdings an der Infrastruktur des Dorfes Sitabaomba, unweit der madagassischen Hauptstadt Antananarivo, zu schaffen machen, fragt Regisseur Nantenaina Lova so unverblümt wie verschmitzt. Ly verneint. Dass die verschiedenen Entwicklungsmaßnahmen, häufig eingeleitet von ausländischen Initiativen und befeuert durch korrumpierte Politik, jedoch auch ihn betreffen, wird im Verlauf von „Where Zebus Speak French“ immer klarer.

Fokussiert auf Sitabaomba, zeigt Lova über mehrere Jahre hinweg den Versuch der Dorfbevölkerung, ihr Ackerland zu verteidigen. Ihr Kampf erinnert an den von David gegen Goliat, führt jedoch nicht zu Verzagtheit. Denn in Madagaskar wird seit jeher auch eine sehr eigenständige Form des künstlerischen Ausdrucks, insbesondere des sprachlichen, gepflegt, der es im besten Fall vermag, eine innere Unabhängigkeit zu bewahren. So liefert den Kommentar zum Geschehen eine Stimme im Stil der „Kabary“. Diese höfliche, rhetorisch ausgefeilte und bisweilen spöttische Rede umschifft direkte Kritik elegant und trägt sie damit umso deutlicher vor. Auch ein Künstler besucht wiederholt das Dorf, bringt mit Kindern Steine zum Sprechen und festigt so eine Haltung, die Nantenaina Lova selbst folgendermaßen beschreibt: „Über Ungerechtigkeit lachen, statt zu weinen, Widerstand leisten, statt sich zu bemitleiden.“

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Nantenaina Lova
Buch
Nantenaina Lova, Eva Lova-Bély
Kamera
Nantenaina Lova, Nantenaina Fifaliana
Schnitt
Nantenaina Lova, Emmanuel Roy
Produktion
Eva Lova-Bély, Candy Radifera
Co-Produktion
Nicole Gehards, Nina Fernandez, Michel Zongo
Ton
Jonathan Narlysh Rafidiarison, Nantenaina Fifaliana
Sound Design
Julien Verstraete
Musik
Various Malagasy Music Bands
Animation
Herizo Ramilijaonina
Sprecher*in
Claudia Tagbo
Ausgezeichnet mit: Filmpreis Leipziger Ring